Neun ◊ Niall

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Gestern Nacht ist mir einiges klar geworden, zum Beispiel, dass ich nicht ewig nicht mit Harry reden konnte und so tun konnte als wäre er nicht da und dass ich, dies auch nicht wollte. Egal was zwischen uns passiert war, gehörte er immer noch zu einen meiner besten Freunde und wir waren gemeinsam in einer Band, was gezwungener Maßen hieß, dass ich gar keine Wahl hatte, als ihn zu sehen. Ich musste einfach vergessen, was passiert war, vergessen, wie verletzt er mich hatte, denn ich wusste sehr wohl, dass er das nie beabsichtigt hatte und das es ihm Leid tat. Ich musste vergessen, was ich für ihn empfand, vergessen und weiter machen wie bis her. Egal wie schwer es mir fallen würde. Doch es gab im Moment wichtigeres als meinen Liebeskummer. Es gab zum einen Zayn, der Perrie vermisste, wie noch nie zuvor, keine Ahnung ob es daran lag, dass sie jetzt verlobt waren und dann gab es noch Louis, dem es richtig scheiße zu gehen schien. Harry kümmerte sich zwar um ihn, aber wenn ich weiter wütend auf ihn war und er sich Vorwürfe machte und das tat er, so gut kannte ich ihn, würde es ihm sicher schwer fallen, Louis zu trösten, wenn es ihm selber beschießen ging. Und zu guter Letzt Liam, er hatte schon so genug zu tun mit uns und er konnte sich schließlich nicht um Zayn und mich gleichzeitig kümmern, außerdem war er noch nicht lange mit Sophia zusammen und ich wollte nicht, dass seine Beziehung zu Brüche geht, weil er wegen uns keine Zeit hat, seine Freundin anzurufen. Ich war selbst überrascht von meiner Entschlossenheit und Konsequenz. Wenn Liam meine Gedanken hören könnte, würde er mich wahrscheinlich fragen, wer ich bin und was ich mit Niall gemacht habe. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann frag ich mich, das auch. Seit Harrys Korb hatte ich mich verändert. Nicht nur, dass ich inzwischen wie ein normaler Mensch aß und nicht mehr für zwei, sondern auch mein Verhalten hatte sich verändert. Es war mir bis jetzt noch nie aufgefallen, aber ich dachte über so viele Sachen anders. Es fühlte sich an, als wäre ich innerhalb kurzer Zeit, mehrere Jahre älter und reifer geworden. Ich hatte nicht viel Lust irgendwelche Scheiße mit Louis zu bauen, mit Harry für die Unterhaltung der Band zu sorgen oder mit Zayn so lange Quatsch zu machen, bis Liam uns für Kleinkinder erklärte. Klar, ich wollte immer noch Spaß haben und Witze machen, aber ich wollte auch verantwortungsbewusst sein, auf mich selber aufpassen. Ich wollte nicht mehr der kleine Ire sein, um den man sich Sorgen machen musste.

Ich wollte nicht mehr der Verfressene sein, der nur ans Essen dachte.

Ich wollte jemand ganz anders sein. Wer genau, weiß ich noch nicht, doch ich würde es schon noch herausfinden.

Nach unserem zweiten und letzten Konzert in New York City machten wir uns mit dem Bus auf nach Philadelphia. Wir hatten zwei Buse. In einem von ihnen waren Liam, Zayn und ich und im anderen Harry und Louis. Irgendwie kam ich mir die ganze Fahrt über fehl am Platz vor. Liam, sowie Zayn saßen die ganze Zeit nur an ihren Handys und schrieben mit Sophia und Perrie. Ich war praktisch unsichtbar. Ich fragte mich, was wohl bei den anderen zwei los war. Ich setzte mich mit einer Cola auf unsere Couch und ging in Twitter on. Es gab nichts Interessantes. Schließlich entschloss ich mich dazu etwas zu twittern. ‚Bus fahren ist lahm! #TourBus‘ Ich schaute zu den zwei anderen, die immer noch an ihren Handys hingen und seufzte leicht. Mein Handy vibrierte. Twitter. Klar, was sonst. Ich hatte schon einige Antworten, doch die erste fiel mir sofort ins Auge. Sie war von Louis. ‚Immer diese Handysuchtis ;) Komm in der nächsten Pause einfach zu uns rüber, dass merken die gar nicht :D‘ Ich musste unwillkürlich lachen. Aber er hatte Recht, sie würden es wahrscheinlich wirklich nicht merken, so gebannt wie sie auf ihre Handys starrten. ‚Mach ich vielleicht wirklich!‘ schrieb ich ihm zurück. ‚Yeah Nialler kommt vorbei :D‘

Fünf Minuten später machten wir Pause und als ich aus dem Bus stieg, kam ein quirliger Louis auf mich zu gesprungen. „Nialler und was ist? Kommst rüber?“ fragte er. „Ich weiß nicht.“ Ich schaute kurz zu Liam und Zayn, die auch hier draußen noch an ihren Handys hingen. „Ja. Ja ich denke schon!“ Louis lachte. Ich stieg also zu Ende der Pause nicht bei Liam und Zayn ein, sondern bei Louis und Harry.

„Die zwei sind schon echt schlimm!“ sagte Louis. „Als ob du besser wärst.“ sagte ich und bereute es sogleich wieder als ich Louis Gesichtsausdruck sah. Eine Träne lief über seine Wange. „Idiot!“ kam es von Harry, der Louis sofort in den Arm nahm. „Ist schon okay Harry. Er weiß es ja nicht.“ „Was weiß ich nicht?“ Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee war ihn das zu fragen, aber ich war neugierig geworden. „Eleanor und ich, wir..wir haben uns getrennt. Na besser gesagt, hat sie Schluss gemacht.“ Ich war geschockt. Alles hätte ich erwartet, aber das, das war unerwartet. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wurde schlagartig an den Tag auf der Mädchentoilette zurückgesetzt. Ich musste wieder an Danielle, die wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß und weinte. Daran wie ich sie getröstet hatte und ihr gesagt hatte, dass Liam nicht der Richtige gewesen war und er schon noch kommt. Aber das konnte ich Louis nicht sagen, denn bei ihm und Eleanor war das etwas anders. Eleanor war eindeutig die Richtige für Louis, sie gehörte zu ihm, wie Perrie zu Zayn, wie Sophia zu Liam, so wie ich, auch wenn ich versuchte ihn zu vergessen, zu Harry gehören wollte. Es herrschte Stille. Niemand von uns sagte etwas, wir saßen einfach nur da und schwiegen. Schließlich unterbrach Harry die Stille irgendwann. „Also gut ich hab Hunger. Wer will was essen?“ „Klingt gut.“ sagte Louis und lächelte leicht. Ich schüttelte den Kopf und Louis schaute mich schräg an. „Bist du krank? Seit wann sagst du, denn nein zu essen?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab halt keinen Hunger.“ „Harry haben wir ein Fieberthermometer? Ich glaube Niall ist ernsthaft krank.“ „Nein haben wir nicht, wieso sollten wir. Und vielleicht hat er ja wirklich einfach nur keinen Hunger.“ „Das sollte hoffentlich ein Witz sein. Es ist Niall er hat immer Hunger.“ Ja, der alte Niall hatte das, aber jetzt nicht mehr. „Er wird schon was essen, wenn er Hunger hat.“ sagte Harry. Ich wusste genau er machte, das nur weil er wusste, wieso ich nicht mehr wie ein Wahnsinniger aß. Ich war ihm dankbar dafür, aber anderseits wusste ich auch, dass Louis nur noch misstrauischer wurde. Die restliche Fahrt schaute er immer wieder von Harry zu mir und dann wieder zurück zu Harry. Er ahnte, dass irgendetwas zwischen uns nicht stimmte. Wahrscheinlich hatte er, das schon lange gemerkt und falls nicht, dann war es ihm jetzt endgültig klar.

𝕤𝕥𝕣𝕠𝕟𝕘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt