Vier ◊ Harry

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Ich wachte auf und blinzelte ein paar Mal bevor ich in der Dunkelheit etwas erkennen konnte. Ich schaute nach oben und sah einen schlafenden Louis. Ich musste wohl beim Schlafen in seinen Schoss gefallen sein. Ich richtete mich auf und streckte mich leicht, wobei ich darauf achtete Louis nicht zu wecken. Ich gähnte. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass wir bald in den USA ankommen würden. Es lohnte sich also nicht nochmal zu schlafen und außerdem war ich auch kein bisschen mehr müde. Ich stand auf und kniete mich auf meinen Sitz um zu sehen, ob die anderen Jungs auch schliefen. Zuerst fiel mein Blick auf Zayn. Er schlief tief und fest. Dann sah ich zu Liam und Niall rüber.

Sie schliefen beide. Nialls Kopf lag auf Liams Schulter und Liams Kopf wiederrum auf Nialls. Ich verspürte einen Stich in der Brust und ein seltsames Gefühl überkam mich. Es fühlte sich an, wie, wie Eifersucht.

Nein, ich konnte nicht eifersüchtig werden. Ich wendete meinen Blick von den Zwei ab und setzte mich wieder normal hin, doch das Gefühl blieb. Wieso fühlte ich mich so? Ich hatte doch überhaupt keinen Grund dazu. Niall war für mich nur ein Freund, nicht mehr und nicht weniger. Aber wieso hatte ich dann solche Gefühle? Konnte es vielleicht sein, dass ich doch mehr als nur Freundschaft für ihn empfand? Dass der Kuss doch eine Bedeutung für mich hatte? Nein hör auf so was zu denken Harry! Das ist Blödsinn, totaler Schwachsinn. Meine Gefühle für Niall waren ausschließlich freundschaftlicher Natur. Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken endlich loszuwerden. Ich zog erst mein Handy und dann noch meine Kopfhörer aus meiner Hosentasche. Ich steckte sie mir in meine Ohren und stellte auf Zufallswiedergabe, bevor ich auf Play drückte. Ich schloss die Augen, versuchte mich auf die Musik zu konzentrieren, doch ich konnte an nichts anderes als an Niall denken. Das Bild von ihm und Liam ging nicht mehr aus meinen Kopf raus und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr tat es weh. Verdammt Harry was ist bloß los mit dir.

***

Als wir endlich in New York, wo wir unser nächstes Konzert hatten, angekommen waren, fuhren wir sofort in unser Hotel. Als wir dort vor fuhren, sahen wir bereits von weiten eine riesen Menschenmenge. Fans.

Es war schon verrückt. Selbst hier in den USA, die so weit weg von England war, hatten wir so viele Fans. So viele Menschen, die uns mochten und manche bestimmt mehr als mögen. So viele Menschen, die sich stolz Directioner nannten. Ich lächelte leicht bei diesen Gedanken. Es war egal wie weit wir von zu Hause, von unserer Familie weg waren, im Grunde waren wir nie wirklich weit weg. Denn all diese Menschen waren jetzt ein Teil unserer Familie, so wie Louis, Zayn, Liam und Niall es jetzt für mich waren und anders herum. Niall.

Wieder musste ich an ihn und Liam denken. Es war so albern. Liam hatte eine Freundin und er liebte Sophia wirklich und ich hatte überhaupt keine Gefühle für Niall, also hatte ich auch keinerlei Gründe eifersüchtig zu sein und doch ich konnte langsam nicht mehr leugnen, dass es so war. Es war Eifersucht, die mich so quälte, doch wieso ich diese Eifersucht empfand, war mir ein Rätsel.

„Okay Jungs zuhören.“ sagte Paul, als wir endlich die kreischende Menge hinter uns gelassen hatten und in der Hotellobby standen. Wir alle schauten ihn abwartend an und schon fuhr er auch fort. „Wie immer habt ihr alle ein eigenes Zimmer, aber wir konnten leider keine Zimmer auf denselben Stock bekommen.“ „Was? Das ist ja scheiße!“ meinte Zayn. „Das macht ihr doch mit Absicht, damit wir nicht zu viel Schaden anrichten.“ lachte Louis und Paul schüttelte nur Augenverdrehend den Kopf. „Nein, Louis tun wir nicht! Aber danke für die gute Idee.“ sagte er dann und Louis hörte schlagartig auf zu lachen und schaute ihn etwas dumm an, was uns alle zum Lachen brachte, sogar Niall, der den ganzen letzten Tag und den Flug eigentlich nur in Gedanken war und so gut wie nichts gesagt hatte.

Es war schön ihn lachen zu sehen. Sein Lachen war einfach unbeschreiblich. Unbeschreiblich?! Verdammt nochmal Harry hör jetzt endlich auf damit! Na gut er hatte wirklich ein unglaublich süßes Lachen. Süß?! Jetzt bezeichne ich sein Lachen auch schon als süß. Irgendwas stimmte nicht mit mir. Irgendwas war nicht mehr ganz richtig mit mir.

„Harry? Hallo? Lebst du noch?“ hörte ich Louis Stimme und merkte erst jetzt, dass seine Arme vor meinem Gesicht rumfuchtelten. „Was?“ fragte ich noch immer etwas abwesend. „Deine Zimmerkarte.“ sagte er und streckte sie mir hin. Ich nuschelte ein Danke und nahm sie entgegen. „Was zur Hölle ist los mit dir? Wo bist du mit deinen Gedanken?!“ fragte er und ich zuckte mit den Schultern. „Wo anders.“ Er lachte. „Ja das habe ich auch schon gemerkt.“ meinte er. „Hast du wenigstens mitbekommen, was Paul gesagt hat?“ fügte er dann noch hinzu und schaute mich fragend an. Ich wurde leicht rot und schüttelte kaum merklich den Kopf. Louis lachte nur noch mehr. „Also gut. Dein Zimmer ist auf den 5 Stock. Zimmer 508, aber das steht ja auch auf deiner Karte. Frühstück gibt es um neun und um zehn holt Paul uns dann ab.“ erklärte er mir als wir zum Aufzug liefen und ich nickte. „Auf welchen Stock bist du?“ fragte ich dann. „Eins über dir.“ sagte er und ich nickte wieder nur. „Und die anderen?“ fragte ich, auch wenn ich in Wahrheit nur wissen wollte wo Niall war, die anderen zwei waren mir im Moment, auch wenn es böse klang, egal. „Liam und Zayn sind im 8 Stock und Niall ist auch im 5 Stock.“ meinte er und mein Magen zog sich zusammen. Das konnte jetzt doch nicht wahr sein. Ausgerechnet Niall war im gleichen Stock wie ich? Wirklich?! Schicksal wieso hast du mich so?!

***

Ich war gerade in meinem Zimmer angekommen und schaute mich etwas um. Es war ein Doppelzimmer und hatte ein dementsprechendes großes Bett und auch das Bad war nicht gerade klein. Es war hellblau, was irgendwie etwas beruhigendes auf mich ausstrahlte. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, welches so bequem war, dass ich am liebsten einfach liegen geblieben wäre, doch mein Magen hatte etwas anderes froh. Seufzend erhob ich mich wieder, nahm meine Zimmerkarte, die ich zuvor auf der Kommode neben der Tür abgelegt hatte und verließ mein Zimmer. Ich zog die Tür hinter mir zu und schloss ab. Ich drehte mich um und vor mir stand Niall.

„Hey!“ sagte ich und lächelte ihn leicht an. „Hey.“ sagte er ohne eine Miene zu verziehen und lief Richtung Aufzug. Na toll, ich hatte nicht wirklich Lust mit ihm alleine in einem Aufzug zu fahren, doch ich hatte genauso wenig Lust 5 Stöcke runter zu laufen. Also blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig. Ich folgte ihn also und gemeinsam betraten wir den Aufzug. Er drückte auf einen Knopf. Er wollte runter, wahrscheinlich hatte er ebenfalls Hunger, so wie ich. „Und wie ist dein Zimmer so?“ versuchte ich ein Gespräch anzufangen. „Schön.“ meinte er knapp und ich nickte. Wenn mir vor einem Monat jemand gesagt hätte, dass Niall und ich uns mal so anschweigen würden, ich hätte ihn sicherlich für verrückt erklärt und ihn ausgelacht.

Als wir endlich unten waren, trafen wir sogleich auf Liam, der gerade ein Telefonat beendete. „Hey.“ sagte lächelnd. „Hey.“ sagten Niall und ich zugleich. „Oh ähm Paul hat mich grad angerufen. Er meinte, dass er uns morgen doch erst um zwölf abholt.“ „Wieso das?“ fragte ich und Liam zuckte mit den Schultern. „Seh ich so aus als würd ich alles wissen?“ „Bist du Daddy Dirction oder nicht?“ grinste Niall und ich musste auch leicht grinsen. „Nicht so frech Kleiner.“ lachte Liam. „Zwing mich doch.“ erwiderte Niall darauf und steckte ihm die Zunge raus. „Na warte.“ sagte er und schon rannte Niall los und Liam hinter ihm her. Ich lachte leicht und schaute ihnen hinterher. Liam hatte Niall schnell eingeholt und hielt ihn jetzt im Schwitzkasten fest. „Okay ist gut. Tut mir Leid. Tur mir Leid. Ich ergebe mich.“ lachte dieser und Liam ließ ihn los. „Du bist echt mies, Leeyum.“ sagte er dann und Liam lachte. „Ich hab dich auch lieb Nialler!“ Er legte einen Arm und Nialls Schulter, die zwei liefen Richtung Essenssaal und in mir drinnen zerbrach etwas. Ich hatte es schon fast vergessen gehabt. Niall und Liam. Fast. Doch jetzt war sie wieder da, diese Eifersucht, die mich um den Verstand brachte und ich nicht mal wusste, wieso ich sie empfand.

𝕤𝕥𝕣𝕠𝕟𝕘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt