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[ 10 // an utter tragedy ]
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Obwohl ich eigentlich zu tun habe, sitze ich seit vier Stunden im Armsessel am anderen Ende des Wohnzimmers, und sehe zu, wie Sehuns Brust sich regelmäßig hebt und senkt.
Glinda steht in der Küche, bereitet einen Tee nach dem anderen zu, backt zwei Fuhren Kekse, poliert die Arbeitsfläche und den Dunstabzug, sortiert das Gemüsefach neu, bringt den Müll raus, schreibt vierzehn Arbeitsmails—ohne unseren Gast auch nur zwei Minuten aus den Augen zu lassen.
Sie hat mir viermal gesagt, dass ich das nicht machen muss—das Überwachen, meint sie—und ich habe ich viermal gesagt, dass es mir nichts ausmacht.
Das also ist Oh Sehun.
Ich weiß nicht genau, was ich mir nach Krystals, Jongins und Kris' zahlreichen Kommentaren über ihn erwartet habe, aber der komatöse Riese erfüllt meine Vorstellungen nicht wirklich.
Wahrscheinlich habe ich einen Kleinen-Bruder-Typen imaginiert, etwas Verletzliches, Schmales—eine Art Luhan, wahrscheinlich. Aber Oh Sehun sieht nicht aus wie ein kleiner Bruder. Er sieht aus wie die Art von Typ, bei dem man die Straßenseite wechselt, wenn man ihm zufällig begegnet. Ungemein breitschultrig, schwarzes, glänzendes Haar, das so kurz geschnitten ist, dass es in wilden Stacheln von seinem Kopf absteht. Seine Arme sind unbedeckt und das T-Shirt, das er trotz der eisigen Temperaturen vor der Tür trägt, ist so weit hochgerutscht, dass man den Ansatz seiner blassen, ungesund schimmernden Haut erkennen kann.
Sein Gesicht ist kantig, und eine Kinnpartie zeichnet sich unter seiner alabasterweißen Haut ab. Obwohl seine Augen geschlossen sind, weiß ich, dass sie pechschwarz sind. Dunkler als Jongins, dunkler als Kris'. Und ich weiß auch, dass sie eine Schwere mit sich tragen, die keiner der beiden anderen verdeutlicht.
Wahrscheinlich ist er der schönste Mensch, der jemals auf unserem Sofa lag oder saß, und wahrscheinlich ist er der schönste Mensch in diesem Gebäudekomplex, und wahrscheinlich ist er der schönste Mensch auf diesem Planeten; aber er sieht so... hinüber aus, dass es keine Bedeutung hat.
Ich kann ihn kaum ansehen, ohne von einem unglaublichen Schwermut erfüllt zu werden.
Das also ist das echte Leben.
Natürlich hat man uns in der Schule, Zuhause und im Fernsehen vor Drogen gewarnt, vor den Effekten, die sie auf den Menschen haben können, und während die meisten von uns nicken und vergessen, haben andere nicht so viel Glück.
In gewisser Weise starre ich zwar Sehun an, aber es ist Jongin, den ich versuche, dahinter zu sehen.
Als Rebecca und Yixing gegen sieben nach Hause kommen—es ist ein Donnerstag und sie hat in Glindas Praxis ausgeholfen, während Yixing sie abgeholt hat—bin ich überrascht.
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Be My Muse
FanfictionInmitten einer Metropole, die sich bereit erklärt hat, ihre Bühne zu sein, entfalten sich Tag für Tag tausende Geschichten. Eine davon handelt von Miranda Gorman, die bis zu dem Augenblick für Durchschnittlichkeit prädestiniert ist, in dem sie ihn z...