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[ 29 // later on ]
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Luhan stirbt nicht.
Wir alle warten tagelang darauf, dass die Nachricht eintrifft. Dass Tao vor der Tür steht und bittet, mit Sehun zu sprechen—aber es geschieht nicht.
Und plötzlich heißt es, dass er auf dem Weg der Besserung ist. Dass er vielleicht doch noch eine letzte Chance bekommen wird. Und eigentlich macht es mich doch ganz glücklich, dass er nicht sterben wird. Ich habe nur einen Blick auf ihn erhaschen können, wie er in diesem viel zu großen Krankenhausbett liegt, eingewickelt in schneeweiße Decken, sein dunkles Haar wie eine Wolke des Verderbens um seinen Kopf ausgebreitet.
Er war auch einmal ein Sehun, meinte Lily irgendwann, als wir nebeneinander auf den Plastikstühlen im Flur saßen und darauf gewartet haben, dass besagter Mitbewohner nach seinem täglichen Besuch wieder herauskommt.
Obwohl ich Sehun einiges mehr an Charakterstärke zurechne, hat Lily doch irgendwie Recht. Er war einmal ein Sehun. Er war einmal in genau derselben Position wie unser kleiner Babybruder. Jemand hat ihm das angetan. Und alleine das ist ein Grund, zu hoffen, dass er leben wird.
Es scheint, als seien all unsere kollektiven Gebete und Beschwörungen erhört worden, denn eines Tages, von einem Augenblick auf den anderen, ist er über den Berg. Ist bereit, einen Entzug anzutreten.
Tao, der durch diese Situation mehr als geläutert zu sein scheint, hat sofort entschieden für die Kosten aufzukommen. In der Schweiz gäbe es einen ganz besonders perfekten Ort. Eine Klinik mitten in den Bergen, die sich des besten Rufes auf diesem Gebiet erfreut und schon seit Jahrhunderten demselben, ewigen Business nachgeht.
Ich kann mir das Reh ganz gut zwischen den monumentalen Bergen in der deutschen Schweiz vorstellen, irgendwo auf einer Alm—fern von der Stadt, die seinen Untergang bedeuten würde. Die Klinik soll eine makellose Beschäftigungskultur aufbieten, die das Sammeln von Alpenkräutern, das Hüten irgendwelcher Ziegen und lange Wanderungen auf den Bergpässen beinhaltet.
Das meiste davon erfahre ich von Lily; denn Yifan hält sich seit Neustem äußerst bedeckt. Tao meint zwar, er arbeite an einem neuen Album und er habe nicht einmal für ihn oder Luhan Zeit, aber irgendwie glaube ich das nicht so wirklich. Er geht mir aus dem Weg.
Mir ist das nur Recht, denn während Luhan sich Tag für Tag einem geradezu adamanten Verhalten der vollkommenen Verweigerung allen annähert, das in seinen Venen gepumpt werden muss, Sehun ihn jeden einzelnen Tag wieder einen Besuch abstattet, schreiben wir Abitur.
Wie erwartet schneidet Lily mit Bestnoten ab, Rebecca und ich sind jedoch nicht weit abgeschlagen hinten im Feld; mir ist es gelungen, Mathe zu bestehen und das hat für mich die größte Bedeutung.
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Be My Muse
FanfictionInmitten einer Metropole, die sich bereit erklärt hat, ihre Bühne zu sein, entfalten sich Tag für Tag tausende Geschichten. Eine davon handelt von Miranda Gorman, die bis zu dem Augenblick für Durchschnittlichkeit prädestiniert ist, in dem sie ihn z...