Prolog

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"Hey Jack, ist sie schon in der Höhle?" Melanie Winters lief über die grüne Wiese und spürte die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Der Mann, den sie soeben aus seinem Nickerchen gerissen hatte, blinzelte sie aus dunklen Augen verschlafen an und schien einen Augenblick zu brauchen, um ihre Frage zu verstehen. Als sie schon fast an ihm vorbei gelaufen war nickte er grinsend. "Sei bloß vorsichtig, sie lässt niemanden sonst zu sich. Und wie du weißt hat sie scharfe Zähne!" Mit diesen Worten zog der Alte sich den gelben Strohhut weiter ins Gesicht, bevor er einfach weiter schlief. Das Mädchen lachte leise und setzte ihren Weg die Anhöhe hinauf fort und ließ den Mann auf seiner Holzliege hinter sich.

Bald hatte sie den Eingang gefunden, ein Loch, das tiefer in den Erdboden hinein führte. Ohne länger darüber nachzudenken ging die Brünette in die Knie und begann mit dem Kopf voran in die enge Öffnung zu kriechen. Das Loch war so klein, dass sie sich nur auf dem Bauch vorwärts schieben konnte und sie spürte die kühle Erde überall auf ihrer Haut. Sie glaubte schon, der Gang wäre nie zu Ende, als sie in eine Kuhle rutschte. Hustend rappelte sie sich etwas auf und wischte sich über die Stirn, was aber nur dazu führte, dass sie einen dunklen Streifen dort hinterließ. Sie war froh nur eine kurze Hose und ein T-Shirt angezogen zu haben, so konnte sie den Dreck wenigstens grob etwas abklopfen.

Sie hielt inne, als sie von weiter hinten ein tiefes Grollen vernahm, das die Luft leicht vibrieren ließ. Das wenige Licht, das durch den engen Gang herein fiel, ließ Melanie den Umriss einer Wölfin erahnen, die gerade drohend auf sie zu schritt.
"Sei doch nicht gleich so grummelig", lachte die junge Frau und schob sich furchtlos auf das Tier zu. Die Wölfin stellte die Ohren auf und ließ kurz darauf die Abwehrhaltung fallen, als sie auf Melanie zusprang, sie umstieß und dann über ihr Gesicht schleckte.

"Ist ja schon gut, jetzt bin ich doch hier!" Noch immer lachend nahm sie den pelzigen Kopf in ihre Hände und küsste vorsichtig die schwarze Nase. "Das würde ich unter keinen Umständen verpassen wollen!"
Einen Moment sahen die beiden sich nur in die Augen und genossen den Augenblick. Dann zog sich die Wölfin von der Frau zurück und lief in den hinteren Teil der Höhle, um sich wieder zusammen zu rollen. Sie beobachtete die Brünette und schloss die gelben Augen erst, als die junge Frau sich neben sie setzte und eine Hand in ihrem Rückenfell vergrub.

"Weißt du, ich habe in letzter Zeit oft über uns nachgedacht. Erinnerst du dich noch, wie das alles vor fast fünf Jahren angefangen hat?"

Wolfsbrut - Die Gefährtin (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt