Kapitel 26

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Mel
"Die spinnen doch wohl!", beschwerte sich Sina und ließ sich erneut auf mein Bett fallen. Auch Stan schien nicht glücklich und ich konnte es nachvollziehen. Diese acht Tage würden schwieriger werden, als erwartet.

Im Foyer hatten wir alle unsere Mit-Prüflinge gesehen, eine bunte Mischung aus Magiebegabten und Übernatürlichen. Und die Professoren hatten eine Ansprache gehalten.

Die Prüfungen würden von einer etwas anderen Art sein. Es würden Wettkämpfe sein. Und wir mussten in Teams arbeiten, aber uns gleichzeitig einzeln bewähren. Ich hatte keine Ahnung, wie das gelingen sollte.

Stan war ganz blass und ich glaubte zu wissen, weshalb.

Gleich morgen früh würden wir zur ersten Prüfung antreten und er war mein Partner. Aber das war wohl eher weniger das Problem. Sein Problem dürfte das Thema der Prüfung sein, nämlich eine Perle aus den Tiefen eines Wasser-Labyrints zu befreien.

Aber ich hatte bereits einen Plan.

- - -

"Hey, Stan", rief ich ihn kurz vor Beginn der Prüfung zu mir. "Ich werde den Wasserpart übernehmen, okay?"

Sofort änderte sich sein Gesichtsausdruck von gequält zu erleichtert und dann zu misstrauisch.

"Warum?"

Ich musterte ihn für einen Moment.

"Weil wir gewinnen sollten und ich nicht so gut navigieren kann. Außerdem würden die anderen behaupten, dass wir es leichter gehabt hätten, wenn der Nymph in der Wasserprüfung gewinnt."

Er nickte und lächelte dann leicht.

"Danke." Ich nickte nur und er folgte mir zu dem Podest, von dem aus alle starten würden.

Nachdem uns die Regeln nochmals erklärt wurden, erklang ein Countdown uns die Spannung war in der Luft zu spüren. Ein schrilles Startsignal erklang und ich glaubte, einige Teilnehmer schmerzhaft stöhnen zu hören. Kurz wanderten meine Gedanken zu meiner Gefährtin, die bestimmt vor Überraschung geknurrt hätte.

"Los, du musst da runter", trieb Stan mich an und wies den holprigen Anhang hinab. Ich nickte und setzte mich in Bewegung, die meisten anderen waren schon beinahe unten. Meine Füße rutschten über das unebene Gestein und bevor ich das Gleichgewicht verlieren konnte, drehte ich mich und fing mich mit den Händen am Boden ab. Steiler als erwartet, die Mischwesen hatten hier eindeutig einen kleinen Vorteil. Ich sah zurück und erkannte, dass Stan bereits die Plattform betreten hatte und in die Luft gefahren wurde. Von dort aus würde er mir über ein Headset Anweisungen übermitteln.

Ich ignorierte die Möglichkeit, auf meine Kräfte zurück zu greifen und machte es so, wie Luna es vermutlich gemacht hätte. Bedacht, aber risikobereit. Ich drehte mich leicht und kletterte und rutschte so schnell wie möglich den Abhang hinab und kam endlich auch an die Stelle, wo ich mir mein Atemgerät abholen konnte.

Ein Lehrling gab mir letzte Instruktionen und den Rat, das wassererprobte Gerät nicht aus dem Mund zu verlieren. Ich nickte und hörte um mich herum bereits das Platschen der anderen. Ich drücke auf den kleinen Knopf und vertraute darauf, dass das Gerät wie versprochen den Sauerstoff aus dem Wasser für mich umwandeln würde. Mit Technik kannte ich mich nicht aus.

"Melanie, alles klar?", hörte ich die deutliche Stimme in meinem Ohr. Ich suchte in der Luft nach seiner Platform und hob die Hand, um zu zeigen, dass ich ihn hörte. Dann holte ich noch einmal Luft und trat an das Ufer.

Das Wasser war nicht warm, aber auch nicht zu kalt, vorsichtig öffnete ich die Augen. Am Boden waren Strahler verteilt worden und die Wände des Labyrinths würden sich verschieben, sobald wir einer nach dem anderen hinein geschwommen waren. Meine Sicht war zwar verschwommen, aber das Wasser war nicht schmutzig. Ich atmete aus, wobei Luftblasen aus meiner Nase drangen, das Einatmen war ungewohnt, weil es einen Moment dauerte, bevor der Sauerstoff meine Lungen erreichte.

Wolfsbrut - Die Gefährtin (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt