31. Matty Andrews #fatheroftheyear

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„Möchtest du etwas Essen," fragt Lydia freundlich an mich gewandt, als wir zusammen das Haus ihrer Familie betreten, das im dunklen Schatten der wolkenverhangen Nacht liegt. Denn in der Zwischenzeit ist es schon weit nach Mitternacht und obwohl Lydia mit einer nur leicht gedämpften Stimme spricht, kann ich erahnen, dass sie ihre Mutter um diese Uhrzeit nicht unbedingt wecken möchte.

Auch wenn ich diese schon längst Näherkommen höre.

„Nein," beantworte ich die Frage der Banshee jetzt einsilbig, während zur selben Zeit das Licht im Zimmer an geschalten wird und Lydias Mutter - wie erwartet - herein kommt. Sofort wandert mein Blick zu Miss Martin, die in dieser Sekunde nicht länger so top gestylt ist wie tagsüber. Jedoch ist ihr gutes Aussehen auch ohne Make-Up nicht schwer zu erkennen. Denn selbst ohne Schminke und mit lockeren zurückgebundenen Haaren sieht die Frau im mittleren Alter noch gut aus.

„Wo wart ihr so lange?" fragt Miss Martin jetzt mit einer strengen Stimme, während sie den dünnen Stoff ihres schwarzen Nachtmantels etwas enger an ihren schlanken Körper zieht und somit ihr dunkelblaues Nachtkleid verbirgt.

„Wie waren...," in dieser Sekunde erwarte ich von Lydia eine Lüge wie 'Wir waren bei einer Party' oder 'Wir haben noch mit Scott für eine Arbeit gelernt'. Jedoch überrascht mich die rotblonde Banshee, in dem sie wahrheitsgemäß antwortet: „...bei Deaton!"

„Zu so einer späten Urzeit?" stellt ihre Mutter daraufhin sofort die nächste Frage und während ihre Aufmerksamkeit dabei weiterhin auf ihrer Tochter liegt - und Lydia mich vorerst eh komplett vergessen zu haben scheint - trete ich leise ein paar Schritte zurück, bevor ich mich leichtfüßig aus dem offen gestalteten Zimmer schleiche und in das Gästezimmer im oberen Stockwerk zurückkehre.

Denn während Lydia ruhig ihr Mutter-Tochter-Gespräch führen soll, sollte ich wohl endlich das Fast-Vater-Fast-Tochter-Gespräch mit Matty führen. Immerhin weiß er noch immer nichts von meiner Entscheidung hier zu bleiben, genauso wenig wie er über meinen noch lebenden Vater Bescheid weiß...und auch wenn ich innerlich irgendwie noch immer wütend auf ihn bin - wegen seinem ständigen Gedränge hier her zurück zurückzukehren - sollte er von beiden Tatsachen erfahren.

Immerhin meint er es nur gut.

Das weiß selbst ich.

Oben in dem Gästezimmer angekommen, werfe ich mich vollständig angezogen auf das - ordentlich gemachte - Bett, während hinter mir die Türe leise ins Schloss fällt. Anschließend ziehe ich meine Reisetasche etwas näher zu mir und hole mein Handy hervor. Doch da ich es den ganzen Tag in meiner Tasche liegen gelassen habe, sehe ich erst jetzt die vielen verpassten Anrufe und Nachrichten.

Alle samt von Matty und - vereinzelte - von Lewis.

Mit einem ziemlich schuldbewussten Gefühl, wähle ich jetzt die Nummer von Matty's Handy und drücke mir mein Eigenes wartend gegen das Ohr. Zur selben Zeit springt Lydias haariges Fellknäul - es muss mir wohl unbemerkt in den Raum gefolgt sein - auf mein Bett und starrt mich mit runden Augen an. „Na Handtasche?" frage ich deshalb mit hochgezogenen Augenbrauen in Richtung des Hundes, der natürlich nichts auf meinen fragenden Unterton antwortet.

Zur selben Zeit jedoch hört das Tuten in meinem Ohr auf und die aufgebrachte Stimme von Matty ertönt aus den Lautsprechern meines Handys: „Raven warum zur Hölle hast du mir auf keine meiner Nachrichten geantwortet?! Bist du etwa immer noch sauer auf mich? Oder ist dir etwas passiert? Und wo zur Hölle bist du? Ich dachte du kommst zurück? Bist du etwa noch in Beacon Hills oder hattest du etwa einen Unfall? Soll ich dich irgendwo abholen? Geht es dir gut?!"

Instinktiv ziehe ich mein Handy bei seiner lauten, aufgebrachten Stimme sofort wieder etwas von meinem Gesicht weg und lasse ihn sich vorerst ungestört über mein - zugebendes rücksichtsloses - Verhalten beschweren, während er dabei ein paar mögliche Gründe für mein Wegbleiben nennt. Auch wenn keiner davon den wirklichen auch nur annähernd trifft.

Erst als mein Ersatzvater mit Sprechen fertig ist und daraufhin abwartend in den Hörer schweigt, kann ich endlich etwas zu meiner Verteidigung sagen: „Es tut mir Leid Matty!"

„Es tut dir was?!" stellt mein Ersatzvater mir daraufhin eine ziemlich überraschte Gegenfrage, welche mir bewusst macht, dass ich mich scheinbar viel zu selten für etwas entschuldige.

„Es tut mir wirklich ehrlich Leid. Es war nicht richtig von mir, dich so lange zu ignorieren," setze ich deshalb meine Entschuldigung fort, während ich dabei auch vollkommen ehrlich bin. Denn es tut mir wirklich irgendwie Leid. Matty hat so jemanden wie mich nicht verdient. Um ehrlich zu sein, hätte er höchstwahrscheinlich so jemanden wie McCall verdient. Jemanden, der nicht so egoistisch und rücksichtslos ist wie ich. Einen Held, der keine Mühen scheut, um jeden in seiner Umgebung - vor Leuten wie mir - zu retten.

Jetzt höre ich am anderen Ende der Leitung einen nachgebenden Seufzer, der mir schon jetzt verrät, dass Matty mir verzeiht. Denn genauso selten wie ich jemanden um Entschuldigung bitte, so oft verzeiht Matty mir und Lewis. Egal was wir getan oder gesagt haben. Damit erinnert er mich irgendwie an den Vater, den ich mir als Kind immer gewünscht hatte, auch wenn ich scheinbar erst jetzt realisiere, dass ich ihn doch schon die ganze Zeit hatte.

„Los erzähl...was ist passiert?" stellt Matty mir jetzt eine wissende Frage, ohne dass ich auch nur ein Wort darüber verlieren muss. Scheinbar zählt zu den Fähigkeiten eines Vaters nicht nur das selbstlose Verzeihen, sondern auch das intuitive Wissen, wenn etwas nicht stimmt...und momentan stimmt bei mir die ganze Welt nicht.

„Ich und McCall," fange ich jetzt an, auch wenn ich dabei Isaacs Namen vorerst komplett raushalte. Immerhin hatte er heute Mittag keine wichtige Rolle gespielt. „...wir waren heute an dem Ort, wo McCall meinen Vater vergraben hat...oder besser gesagt vergraben wollte!"

„Er war nicht mehr da?" fragt Matty jetzt wieder mit einer wissenden Stimme nach und tief atme ich ein, bevor ich bestätigend weiterspreche: „Sein Grab war leer und ich vermute das Schlimmste. Ich denke er ist noch am Leben!" Gleichzeitig fange ich unterbewusst an, Lydias Hund nebensächlich hinter den Ohren zu Kraulen, während ich geduldig auf Matty's weitere Worte warte, die hoffentlich so viel weiser sind, als meine momentanen Gedanken.

„Du denkst also, dass er noch lebt...obwohl du ihn mit dem Serum getroffen hast?" stellt Matty mir jetzt eine neue Frage, als würde er versuchen noch einmal alle Fakten zu sammeln und sie anschließend in die richtige Reihenfolge zu setzen, nur um den Fehler in meinem Bild zu finden.

Doch ich weiß genau, dass es damals keinen Fehler gab.

Immerhin habe ich Crowley beim Sterben selbst zugesehen und als ich zurück zur Lichtung gekehrt bin - und somit zu McCall und seinem Rudel - war ich mir hundertprozentig sicher, dass er auch wirklich Tod war.

Das heißt, dass es nur eine Möglichkeit gibt, wie er jetzt noch am Leben sein kann.

„Nein Matty. Ich denke nicht, dass er noch immer lebt. Ich denke, dass er schon wieder lebt!"

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Hoffe euch gefällt das Kapitel besonders gut, da ich am Sonntag nach Moskau fliege (Studienfahrt yeah 🙆🏼) und nicht genau weiß inwiefern ich WLAN bzw. Zeit habe zu updaten. Also kommt frühestens (sicher) nächsten Samstag ein neues Kapitel. Hoffe ihr versteht das.

Lg CoolerBenutzername
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Platinum Blonde [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt