Zu Hause...

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Ich war allein zu Hause. Meine Mom war arbeiten. Wie immer. Und ich war allein. Wie immer.

Ich ging in das Badezimmer. Dort sah ich in den Spiegel.

Mein Haar war lockig und schwarz mit einem violetten Schein. Meine Haut hell und gleichmäßig.

Ich drehte das Wasser auf und wollte mein Gesicht waschen. Plötzlich fiel ein blauvioletter Tropfen in das klare Wasser und verklärte.

Ich sah hoch. Das war eine Träne gewesen. Meine Iris war eisblau, aber das Drumherum, das war dunkellila. Ich wurde noch nie geschlagen. Es war auch keine Schminke, es war meine eigene Haut. Ich hasste sie, ich hasste alles, was ich war. Ich war ein nichts.

Ich hörte die Tür klacken. Meine Mom kam. Sie öffnete die Badezimmertür und stellte sich hinter mich.

Meine Mom war eine Schönheit auf ihre Art. Nicht so wie ich. Was hatte ich falsch gemacht, dass ich so gestraft wurde?

Meine Mom legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich schloss die Augen, um nicht zu weinen. Als ich sie wieder öffnete, war ich in meiner Welt.

Ich lag auf dem Boden. Scharfe Kristall zerkratzten meinen Bauch, als ich mich bewegte.

Es war wie gewohnt kalt. Die Luft hier war klar. Ich rollte mich zusammen und weinte. Die Tränen färbten den eisblauen Boden violett.

Ich weinte, bis meine Augen trocken waren. Sie mussten jetzt erst recht abnormal aussehen. Ich stand auf. Warum konnte ich meine Welt nicht steuern?

Sie war ein Teil von mir, der seine eigene Geschichte hatte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und hob meine Hand an die Stirn. Meine Hand war kalt.

Ich zwang mich, weiter zu gehen. Wenn ich schon hier war, konnte ich mich suchen. Ich schwankte durch die Gänge.

"Du bist nichts!" - "Abnormales Ding!" - "Was ist mit deinen Augen? Die sehen ja scheiße aus!" Ich wurde schneller. Ich wollte weg. Ich wollte diese Stimmen nicht hören. Sie zerstörten mich.

Ich rannte. Meine Füße bluteten wieder. Es schmerzte überall. "Du wirst niemals normal!"

Ich wurde langsamer. Dann stand ich. Ich sah auf meine nackten Füße. Sie waren blutüberströmt.

Ich wollte mich hinsetzten. Doch dann spürte ich etwas. Etwas in meinem Bauch. Es rumorte.

Keine Bauchschmerzen, keine Übelkeit. Als würde neben mir jemand bohren.

Ich schleppte mich zu der Kristallwand, mir gegenüber. Ich konnte nur verschwommen etwas sehen.

Plötzlich ertönte ein lauter Ton - es hörte sich an wie eine Überlaute Gitarre - und der Kristall zerbrach in Millionen kleine Splitter.

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