Splitterregen

302 28 2
                                    

Ich machte einen Schritt auf Mom zu.

"Weg! Geh weg!"

Ich zuckte zusammen.

Sie hatte sich wohl doch nicht geändert. Im ersten Moment war ich traurig darüber, aber es ist ihre Entscheidung.

"Wie du meinst!", meinte ich nur giftig und verließ die Küche.

Ich bekam gar nicht mit, wie ich die Treppen zu meinem Zimmer hochstapfte und die Tür voller Wut zuschmiss und zuschloss.

Erst, als ich mich auf dem Stuhl niedergelassen hatte, realisierte ich, dass ich vor Wut zitterte. Ich stand auf und sah in dem Spiegel.

Ich war hübscher denn je. Das munterte mich auf. Ich ließ mich wieder auf dem Stuhl nieder und überlegte.

Morgen war wieder Schule, nach den Ferien, die ich hatte. Wenn ich mich hielt, dann würde sich die anderen aber wundern.

Ich lachte in mich hinein.

Oh ja, sie würden sich nach mir umdrehen. Ich musste nur den Stoff kennen. Ich packte aus und lernte die ganzen Englischvokabeln.

Nach kurzer Zeit suchte ich die Schublade mit den guten Gedanken, konnte ja auch blicklos lernen. Ich fand sie wieder recht schnell und öffnete die.

Die Schublade war sehr viel größer geworden. Ein warmes Gefühl durchfloss mich, bevor ich die Kristallwelt betrat.

Der Splitterregen hatte wieder eingesetzt, Mike stand im Mittelpunkt und schrie vor Schmerz. Ich sah mich gehetzt um.

War keiner da?

Wo waren die Anderen?

Niemand außer Mike und mir war da.

Ich setzte meinen Verstand aus und stürmte los. Die Kristalle stachen sich in meine Haut, aber ich fühlte es nur ganz leicht. Mein Ziel war Mike, der sich blutend auf dem Boden gesetzt hatte, er hatte bedenklich Schlagseite.

"Mike!"

Ich war bei ihm angekommen und überdeckte verzweifelt seinen kraftlosen Körper mit meinem.

Der Regen wurde weniger und hörte schließlich ganz auf. Eine durchsichtige Träne rann meine Wange herunter.

"Mike, Mike hörst du mich?"

Er drehte sich schwerfällig und spuckte Blut. Ich konnte sehen, dass es ihm nicht gut ging.

"Mike!"

Ich packte ihn an den Schultern und versuchte verzweifelt seinen Blick einzufangen. Mike hob die Hand zu meiner Wange und strich über die Träne.

"Scar...?"

Dann wurde seine Hand schlaff und er wurde ohnmächtig. Ich schrie und weinte zugleich.

Was sollte ich tun?

Hier war kein Verbandszeug. Er blutete dunkelviolett aus mehreren Wunden und ich ebenfalls.

"Wo seid ihr?", brüllte ich in die stille der Kristallwelt und meinte damit Chester, Brad und die Anderen.

Ich zog Mike auf meinen Schoß und presste meine Hand auf eine Wunde an seinem Hals. Ich konnte keine Erste-Hilfe!

Was sollte ich tun?

Mike verkrampfte seine Hand und seine Augen schossen unter den Liedern unruhig von einer Seite zur anderen.

Ich hob meine Hand an seine Stirn und flüsterte: "Alles wird gut. Ich bin da. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut."

Mike hörte auf, sich zu verkrampfen und war wieder still. Als er so da lag, und ich ihm durch die Haare fuhr, fiel mir ein Gefühl der Erleichterung auf.

Ich fühlte mich glücklich, erleichtert, besorgt, alles, was in die Richtung ging. Ich fühlte mich anders. Ein warmes Gefühl durchströmte mich.

Erleichterung war so ein wundervolles Gefühl, es heilte sogar Wunden.

Zerbrechlich ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt