Nicht allein

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Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ ich Mike langsam los.

"Komm, die anderen suchen uns bestimmt schon.", hauchte ich und nahm ihn an der Hand. Seine Haut war warm und groß. Sanft drückte ich seine Finger und lief los. Wir fanden uns gut in dem Labyrinth der Kristallwelt zurecht und meine Freudentränen trockneten schnell.

Bevor wir das Tonstudio betraten, drehte ich mich zu Mike um.

"Die Anderen haben sich riesige Sorgen gemacht. Entschuldige dich also.", riet ich ihm und wischte ich mit meinem Pullover Ärmel über die Augen, dass die letzten Spuren der Tränen weg waren.

"Danke, Scar.", flüsterte er.

Ich lächelte ihn an und drehte mich um. Gemeinsam betraten Mike und ich den Raum.

"Mike, wo warst du, Verdammt?! Wir haben überall nach dir gesucht! Warum bist du weggegangen? Du weist doch, dass du immer und überall zerbrechen kannst, besonders in dieser Lage!", schimpften Chester und Joe als sie uns erblickten.

Brad und Rob lächelten einfach nur erleichtert und kamen zu uns herüber um nach Mikes Wohlergehen zu fragen. Phoenix war nicht da. Zufällig fiel mein Blick auf mein Handgelenk mit der Uhr.

"22:38 Uhr? Was, so spät schon? Ich muss gehen!", rief ich geschockt. Ich umarmte Chester, Mike, Joe, Brad und Rob und verließ die Kristallwelt.

Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker.

Ich fühlte gleich, dass es mir nicht gut ging. Ein pochender Schmerz in meinem Kopf hielt mich von der Schule ab.

Kurz nach sieben ging meine Mom zur Arbeit und ich war allein zu Hause.

Nach dem ich meine Kopfschmerztabletten geschluckt hatte, ging es mir besser. Ich machte mir einen Tee und setzte mich mit einer Decke auf die Couch.

Die Tasse war schön warm und ich zog meine Decke enger um meine Schultern.

Nach einem Schluck heißer Brühe kramte ich in meinem Kopf nach der Schublade und betrat die Kristallwelt.

Es war still. Niemand war da. Ich sah mich um.

Alles sah aus wie gestern Abend.

Ich ging rüber in das Tonstudio und nahm mir Mikes Gitarre. Aus Interesse zupfte ich mit meinen Fingern an der Saite. Ein tiefer Ton erklang. Das Keyboard kam in mein Blickfeld. Ich legte die Gitarre weg und steuerte auf das Instrument zu. Der Sitz war gut gepolstert und ich nahm platz.

Zögerlich begann ich erste Akkorde zu spielen. Als ich mich aufgewärmt hatte, fing ich an ein Lied zu spielen, dass ich mir mal selbst beigebracht hatte, als ich noch ein Klavier hatte.

Ich hatte es "World of Glass" genannt, weil es mich ein bisschen an die Kristallwelt erinnerte, die ja auch irgendwie aus Glas bestand.

Ich spielte den letzten Akkord und ließ den Ton verklingen. Dann drehte ich mich um und nahm den Weg zu den orangenen Wänden.

Je näher ich meiner Wand kam, desto mehr fühlte ich, dass ich nicht alleine war. Ich lief schneller. Als ich bei meiner Wand angekommen war, sah ich Mike.

Er saß davor und sah sich meine Wand an. Ich blieb stehen und lächelte. Er fand diese Wände interessant, dass sah man sofort.

Ich kam näher auf Mike zu und bemerkte einen Block in seiner Hand. Er zeichnete etwas. Ich sah genauer hin. 

Das Bild war sehr bunt und es war schwer, von ferne zu erkennen, was es darstellen sollte.

Doch dann registrierte ich mit einem Lachen, dass Mike mich malte. 

Zerbrechlich ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt