Rebellion

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Chester stand auf.

"So, wir kennen uns jetzt ein bisschen besser. Ich kenne euch und bin mir sicher, dass ihr jetzt wohl lieber alleine sein wollt. Lasst uns alle nach hause gehen. Hier würden wir nur noch depressiver."

Joe, Brad und Rob standen ebenfalls auf.

Mit einem leisen Abschiedsgruß verschwanden sie nach einander. Chester und Phoenix blieben noch kurz, dann waren sie ebenfalls weg.

Ich war noch in der Kristallwelt.

Und Mike auch.

Ich stand leise auf und wollte gerade gehen, als Mike sich regte.

"Scar, warte kurz." 

Ich drehte mich um. Mike stand auf und kam zu mir herüber. Sein Gesicht sah jetzt wieder fröhlich aus. Er hielt mir etwas vor die Augen.

"Für dich. Zum Geburtstag!"

Ich nahm das Geschenk entgegen. Es war eine silberne Kette. Der Anhänger war ein ca. fünf Zentimeter langer Kristallsplitter, der dunkelblau violett gefärbt war. Er war glatt geschliffen.

Ich schloss meine Finger darum.

"Danke, Mike. Die Kette ist sehr schön. Ich habe noch nie ein so schönes Geschenk bekommen."

Mike lächelte. "Ich habe ihn selbst geschliffen. Er ist aus der Kristallwelt... Gut, ich muss jetzt gehen. Zahnarzttermin."

Mike zog eine Grimasse.

"Bis Morgen dann?"

Ich nickte. "Ja, bis morgen."

Mike verblasste. Ich drehte mich um. Öffnete meine Handfläche und sah den Anhänger an. Wundervoll schimmerte er in meiner Hand.

Ich schloss die Hand wieder und hob sie an mein Herz.

Ich schloss die Augen.

 

Und öffnete sie wieder.

Ich war wieder am Tisch bei meiner Mom. Sie redeten über Schuhe.

Ich schielte zu der Uhr herüber. 17:48 Uhr. Die waren schon seit neun Uhr hier.

Wie konnte man nur so viel reden und Kaffee saufen? Ein Grund, warum ich dieses Getränk verabscheute.

Ich schluckte. Ich hatte die Hände unter dem Tisch. Keiner würde es merken, wenn ich nachsehen würde. Ich öffnete leicht die linke Hand.

Die Kette lag darin, glänzend und vollkommen. Sie flüsterte mir zu, sie anzuziehen. Ich schloss die Hand.

Ruckartig stand ich auf und wollte das Zimmer verlassen. Mom's Mutter packte mich eisern am Arm.

"Wo willst du hin, Göre? Weißt du denn nicht, dass es unhöflich ist, seine Gäste nicht mit der Anwesenheit zu unterhalten?"

Ich riss meinen Arm weg und sah sie fies an.

"Natürlich, aber ihr seid keine ehrenwerten Gäste. Ihr merkt es ja nicht einmal, wenn ich in Todesangst schrei. Ihr merkt nicht, dass ich überhaupt da bin. Ich bin euch scheißegal. Nur dass ihr mich kontrollieren könnt, dass ist euch wichtig.

Aber nein. Ich bin kein Kind mehr. Ich weiß, was es heißt, schmerz zu fühlen. Ich weiß, was es heißt, am Boden zerbrochen zu sein.

Oh, ich weiß so viel mehr, als ihr es je wissen könntet. Ich habe herausgefunden, was es heißt, geliebt und geachtet zu werden.

Ihr wisst nicht ein mal, was Liebe und Glück ist. Ich habe diese Gefühle kennengelernt. Und ich werde nie vergessen, wie schön sie sind. Und wie schön es war, euch zu sagen, dass ihr nichts an Wert habt. Nicht ein mal euer eigenes Selbst."

Das warf ich den Frauen ins Gesicht, drehte mich um und rannte in mein Zimmer. Jetzt fühlte ich mich befreit.

Aber ich hatte eine Angst, größer als nie zuvor...

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