Verliebt

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Sophie ging heute zum ersten mal seit fünf Jahren in eine öffentliche Schule. Sie hatte immer Privatunterricht gehabt.

Vor meinem Klassenzimmer trennten wir uns. Sie war zwei Jahre jünger als ich und musste deshalb in die zehnte Klasse.

Und ausgerechnet am ersten Tag hatte sie acht Stunden.

Gut für mich, ich hatte nur sechs Stunden. Kurz nach eins kam ich aus dem Schulgebäude raus und rannte so schnell wie möglich nach Hause, wie ich noch es noch nie getan hatte.

Zu Hause warf ich meinen Schulrucksack in die Ecke und betrat sofort die Kristallwelt.

"Mike!", rief ich und umarmte ihn stürmisch.

Ich hatte ihn so vermisst. Mike war im ersten Moment verwirrt, dann drückte er mich ganz fest an sich.

"Warum warst du die ganze Zeit nicht da. Ich hab mir schon Sorgen gemacht!", flüsterte er mir ins Ohr.

Ein Schauer fuhr mir über den Rücken. Ich erzählte ihm von Sophie und den ganzen drei Wochen, die seit ihrer Ankunft vergangen waren.

Mike nahm meine Hand und nahm mich mit zu den orangenen Wenden. Unsere beiden Wände pochten schnell und waren rot verfärbt.

Meine Wand pochte so schnell wie mein Herz. Als wir nach einer Weile wieder in das Tonstudio kamen, war keiner da. Schnurstracks ging ich auf das Key-Board zu und spielte Melodie und Song von "World of Glass" .

Mike war begeistert. Er nahm mich von hinten in die Arme und flüsterte mir "Du bist ein Naturtalent." ins Ohr.

Eine Gänsehaut überzog meine Arme. Sanft wog er mich hin und her. Ich genoss die angenehme Stille und schmiegte mich an seine warme Brust.

So standen wir in der Welt aus Kristallen.

Wir hörten der Melodie der Stille zu und genossen die Anwesenheit des Anderen.

Ich hatte mich wirklich in Mike verliebt.

Jetzt, als ich es mir eingestanden hatte, fühlte ich mich frei und erleichtert. Ich drehte mich Mike zu und sah im in die dunkelbraunen Augen.

Sie glänzten hell und ich konnte in ihnen bis in die tiefsten Geheimnissen sehen.

Mike streichelte mir über die Stirn. Ich schloss die Augen. Ich wollte nicht, dass er aufhört.

Sollte weiterstreicheln. Sollte mich im Arm wiegen.

Ich öffnete die Augen. Mike lächelte. Ich stand ganz nah bei ihm. Er hob mein Kinn ein bisschen an. E

in Reflex durchzuckte mich und ich beugte mich zu seinem Mund. 

Als sich unsere Lippen berührte erfasste mich eine Welle der Erleichterung, Freude, tausende Gefühlte durchströmten mich.

Es fühlte sich an wie Feuer, das über meinen kompletter Körper brannte. Meine Haut war eiskalt und brandheiß, beides gleichzeitig.

Mike zog mich fester zu sich, vertiefte den Kuss. Ich schwang meine Arme um seinen Hals und fuhr ihm durch die strubbeligen Haare. Ich wollte nicht, dass es aufhört.

Der Kuss sollte nie aufhören. Es fühlte sich so gut an.

Doch wir mussten atmen.

Er löste sich von mir und ließ mich los. Ohne ihn fühlte ich mich so kalt.

Unser beider Atem war ungewöhnlich schnell und seine Lippen waren von eben noch geschwollen. Seine Augen waren dunkler denn je und er sah mich ernst an.

"Das ist nicht vernünftig" 

Ließ er mich jetzt allein?

Ich hatte ihn geküsst.

Ich hatte ihn geküsst.

Wollte er das selbe überhaupt von mir?

Dabei war dieser eine Kuss das beste, was ich je erlebt hatte. Dass das ein Einmaliges Erlebnis sein sollte, schmerzte mir in der Herzgegend.

Ich musste mich wirklich vollkommen in Mike verliebt haben. 

"Aber das ist mir jetzt so egal!", flüsterte Mike, zog mich wieder zu sich und küsste mich noch einmal.

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