Kein Vertrauen in dir

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Es war unerträglich laut. Mein Bauch rumorte wieder. Ich konnte einen starken Bass spüren. Kristalle brachen unter der lauten Musik auseinander und flogen in alle Richtungen.

Ich selbst blieb verschont. Ich atmete erschöpft durch und wagte einen Schritt. Meine Füße berührten keine Scherbe. Vielleicht hatte ich heute Glück und die violetten Steine zerschmetterten mich nicht.

Ich war wie immer am Anfang. Unverletzt in der Kammer, bei der die Wände immer näher kommen zu scheinen. Ich hastete aus dem Raum, suchte die Quelle der Lautstärke.

Es war sonst immer so still. Heute hörte ich einen tiefen Basston. Das wunderte mich.

Ich rannte los. Die Gänge des Labyrinths entlang. Immer den Ton im Bauch. Mein weißer Atem vor mir führte mich durch die Kristallgänge. Das Rumoren wurde stärker, mit jedem Schritt, den ich setzte.

Ich wurde langsamer. Ich fühlte, jemand war hier. Hier in meiner Welt. Und er war nicht allein. Ich fühlte, der überlaute Basston kam hinter dieser Kristallwand her.

Ich schleppte mich die letzten Meter zu der Wand hin. In dem Moment hörte ich den zerstörerischen Ton. Er zersprengte die Wand und ich wurde verwunderlicher Weise nicht einmal getroffen.

Vor mir standen sechs Männer, zwanzig Jahre alt oder so. Ein Mann hatte einen Bass um die Schultern und erzeugte die Töne, die jetzt nicht mehr so laut waren.

Ein anderer Schwarzhaariger, der sehr hübsch aussah hatte eine E-Gitarre in der Hand und spielte eine wütende Melodie.

Ein japanisch aussehender Mann saß an einem Mischpult und erzeugte glockenähnliche Töne.

Es gab auch einen Drummer, der bis jetzt noch nichts machte.

Und ein weiterer, er hatte kein Instrument. Er war richtig rothaarig und hatte abstehende, kurze Haare. Ich musste zugeben, es stand ihm ausgesprochen gut.

Neben diesen Männern fühlte ich mich wie Abschaum. Es war klar, das es eine Band war. Dann begann der rothaarige Sänger mit heller Stimme zu singen:

Ich weiß nicht wem ich es anvertrauen kann, keine Überraschung
Ich fühle mich so weit weg von hier.
Schwere Gedanken durchforsten den Staub und die Lügen

Dann sang der Schwarzhaarige an der Gitarre:
Ich versuche nicht zu zerbrechen, doch ich habe diese Verachtung satt.
Jedes Mal wenn ich versuche mich zu finden,
denke ich ständig an das, die zerschmetternde Zeit dazwischen,
und wie ich versuchte dir zu vertrauen, zu viel von mir verlangt.

Und wieder der Rothaarige:
Nimm alles aus dem Dunkelsten 
und zerstöre alles ins Kleinste,
denn ich schwöre zum letzten Mal,
das ich dir nicht vertrauen werde

Spannung bildet sich ständig in mir
Ich fühle mich so weit weg von hier.
Schwere Gedanken ersticken mich innerlich

Wieder der an der Gitarre:

Ich versuche nicht zu zerbrechen, doch ich habe diese Verachtung satt.
Jedes Mal wenn ich versuche mich zu finden,

denke ich ständig an das, die zerschmetternde Zeit dazwischen,
und wie ich versuchte dir zu vertrauen, zu viel von mir verlangt.

Und wieder der Rotharige:
Nimm alles aus dem Dunkelsten

und zerstöre alles ins Kleinste,
denn ich schwöre zum letzten Mal,
das ich dir nicht vertrauen werde

Ich werde mich selbst nicht  finden in mir,
Mich selbst finden in mir,

Nimm alles aus dem Dunkelsten
und zerstöre alles ins Kleinste

denn ich schwöre zum letzten Mal,
das ich dir nicht vertrauen kann

Dann war das Lied zu Ende. Und ich vollkommen niedergeschmettert. Das Lied beschrieb mich.

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