Mit brummendem Schädel sehe ich mich um. Um mich herum tanzen und lachen fremde Leute, sie tragen mittelalterliche Gewänder und Kostüme, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Ein vermeidlich katholischer Priester trägt ein rotes Gewand mit einem goldenen Kreuz auf der Brust.
Es wird gefeiert, gelacht, getanzt, gesungen. Alles zusammen. Es wirkt unterhaltsam hier. Wo bin? Unsicher schaue ich an mir herunter und bemerke, dass auch ich in einem solchen Kostüm stecke. Auch, wenn ich um einiges edler angezogen bin, als Andere hier. Ich trage ein schwarzes Oberteil, dessen Begriff ich irgendwann mal im Gesichtsunterricht hatte, eine gleichfarbige Leggins und hohe Stiefel. Außerdem ziert eine golden-schwarze Kette meine Brust. Sie ist unheimlich schwer.
Mein Blick wandert weiter durch den großen, edlen aussehenden Raum. Am anderen Ende des Raumes, in der Mitte, sehe ich drei große Throne mit goldenen Verzierungen. Einer größer als die anderen beiden steht in der Mitte.
Plötzlich erklingen laute Fanfaren und das Gelächter, die Tänze und der Gesang hören auf. Eine große Tür, die mir bis eben nicht aufgefallen war, öffnet sich und zu sehen sind ein vermeidliches Königspaar und im Hintergrund einige andere Leute. Unter anderem auch ein schwarzhaariger Junge, der ungefähr in meinem Alter sein sollte.
Plötzlich beginnen sich alle zu verneigen und unsicher tue ich es der Masse gleich.
„Jamie? Du musst dich nicht verneigen.", lacht Dylens Stimme plötzlich und ich stelle mich wieder normal hin, während König und Königin zu den Thronen vorschreiten. Unsicher nehme ich Dylens Hand, die er mir entgegen hält und werde schon fast ruckartig zu ihm gezogen. „Wo bin ich hier?" – „Ich habe dir doch gesagt, dass ich deine Träume kontrollieren kann. Du bist im Jahr 1222. Ich bin gerade achtzehn geworden. Das da sind meine Eltern.", meint er schnell und zeigt auf das Königspaar, welches uns mustert.
Während die schwarzhaarige Frau mich freundlich anlächelt, schaut der dunkelhaarige Mann nur abwertend in unsere Richtung. Plötzlich beginnt die Meute sich wieder zu bewegen und Dylen führt mich nach vorn. „Thomas, holt eine bequeme Sitzgelegenheit für unseren Gast.", ruft die Schwarzhaarige und ein Mann mit blonden Haaren und dunkelblauer Kleidung verneigt sich, ehe er aus dem Raum verschwindet. „Dylen, was machen wir hier? Und wieso kann ich mein Verhalten steuern?", frage ich unsicher und werde keine Sekunde später zu einem Sessel geschoben, welcher ausgesprochen gemütlich ist.
„Ich möchte dir etwas von meiner Vergangenheit zeigen. Immerhin weiß ich ja auch alles aus deiner. Und ich hielt es für sinnvoll dich daran so Teil haben zu lassen, dass du dich auch daran erinnern kannst. Deshalb kannst du dein Verhalten steuern."
Dylen setzt sich auf den leeren Thron und legt seine Hand offen auf dessen Armlehne, sodass ich sie einfach greife und unauffällig näher an ihn heran rutsche. „Du bist gerade noch ein Mensch, oder?", frage ich unsicher und Dylen lacht. „Meine Mutter hat mir gestern von meiner Inkubenfamilie erzählt und heute Nacht müsste ich ein Vampir werden. Was heißt, dass mein Vater morgen sterben würde.", flüstert er mir zu, da sein Vater direkt neben uns sitzt und uns immer noch argwöhnisch anstiert.
„Mein Sohn!", zischt dieser nun und Dylen richtet seine Aufmerksamkeit auf den Älteren. „Ja Vater?" – „Der Herzog ist so eben eingetroffen und lässt seine Töchter schicken. Es wird Zeit, dass Ihr euch eine Braut sucht.", grunzt er und ich wundere mich ein wenig darüber, dass er seinen Sohn so förmlich anspricht. Vermutlich war das alles damals so.
„Aber Vater, ich--", sofort wird Dylen unterbrochen, indem die große Holztür ein weiteres Mal geöffnet wird und ein alter, weißhaariger Mann herein tritt. Hinter ihm laufen insgesamt acht Mädchen her. Eine schöner als die andere. Während der Alte sich ehrfürchtig verneigt, machen die acht Mädchen nur einen Knicks und stellen sich dann in einer Reihe auf.
„Eure Majestät.", sagt der Alte und kommt zum König, vor welchen er sich kniet und dessen Hand küsst. Für mich scheint es jedoch mehr so, als würde der König seine Aufmerksamkeit nur den jungen Mädchen schenken und jede mit seinen Blicken ausziehen wollen. Ekelhaftes Schwein.
Seine Frau sitzt direkt daneben und schaut traurig in die Runde.
Der Alte beginnt wieder zu sprechen und holt mich damit aus meinen Beobachtungen: „Majestät, meinen herzlichen Glückwunsch.", nun küsst der Alte auch noch Dylens Hand, weshalb ich die, die ich in meiner habe, etwas fester drücke und ihn unauffällig näher an mich ziehe.
„Vielen Dank, Northfurt.", sagt Dylen nur abwegig und hört gelangweilt der Rede des Alten zu. Er hätte ja so tolle Töchter, blah blah blah. Ich habe einen tollen Freund, das ist viel besser.
Nun stellen sich die Mädchen nach und nach vor. Annabell, die Älteste. Katharina, Juliet, Maria, Magret, Christina, Beth und Barbara. Sie nennen ihn alle "Prinz Augustus". Das klingt echt scheiße.
„Sind sie alle noch im Besitze ihrer Jungfernheit?", fragt der König interessiert und ich drehe mich zu Dylen. „Jungfernheit?", frage ich leise. „Es war Sünde ohne Ehe entjungfert worden zu sein.", erklärt er schnell und ich nicke. Moment, hieße das nicht, dass auch er noch Jungfrau ist? Also gerade?
Der Alte bestätigt dies stolz, doch anhand des Blickes von der Kleinsten erkenne ich, dass sie keine Jungfrau mehr ist.
„Bist du auch noch Jungfrau?", frage ich Dylen, welcher augenblicklich rot wird und meine Frage zu ignorieren versucht. „Aha.", grinse ich und er dreht seinen Kopf zu mir. „Sonst wäre ich in eine Anstalt gekommen.", erklärt er nur und seufzt dann. „Wer war deine Erste?", grinse ich und sehe belustigt zu, wie der Schwarzhaarige eine Augenbraue hebt.
„Komm schon, du weißt das auch von mir.", jammere ich und lehne mich in den gemütlichen Sessel. „Eva.", murmelt er dann und ich nicke stumm. „Und dein Erster?" – „Einer aus der Hölle, nicht so wichtig.", doch sein rotes Gesicht verrät mir, dass er lügt. „Ach komm schon."
Schließlich gibt er doch nach. „Ich habe dir doch von Manuels Bruder erzählt, oder? Von Lucifer?" – „Du hast doch nicht mit Satan gefickt, oder?"
„Er ist nicht Satan. Lucifer ist immer noch ein Engel. Nur, weil er nicht bei den anderen Engeln oben sondern nun unten ist, ist er noch lange nicht Satan. Er hat sich Satan angeschlossen. Lucifer bestraft in der Hölle die, die es verdient haben. Also so ziemlich alle, die da landen. Ich habe einige Zeit da unten geholfen, weil ich nicht unbedingt in einen Weltkrieg vermittelt werden wollte. Da haben wir uns halt kennen gelernt. Außerdem haben wir einen Deal bezüglich meiner Mutter. Da sie so geboren wurde und deshalb nicht für ihre "Sünden", die sie nie begangen hat, büßen sollte, wird sie verschont. Ich musste dafür zwar fünfzig Jahre länger da unten bleiben, aber das ist nicht wirklich von Dauer bei einem ewigen Leben."
Ich nicke nur stumm und schaue wieder in die Runde. Dylen hat mit Lucifer geschlafen. „Kannst du deshalb nicht so gut mit Gott?", frage ich und er nickt.
„Wir sollten aufwachen.", sagt der Größere plötzlich und alles beginnt zu verschwimmen.
DU LIEST GERADE
Endless Life // [ BoyxBoy] \\ ABGEBROCHEN
VampireDer siebzehn Jährige Jamie ist von sich und seinem Leben relativ gelangweilt. Seine Mutter schickt ihn stetig zu neuen Selbsthilfegruppen, da sie der Meinung ist, dass Jamie über den angeblichen Tierangriff, der für seinen Vater tödlich endete, noch...