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Schließlich kommt die ältere Frau wieder in die Küche, woraufhin Dylen mich sofort los lässt und sich für sein plötzliches Auftauchen entschuldigt. Dabei siezt er meine Mutter, die ihn deshalb nur ein wenig verwirrt anschaut. „Sie müssen mich nicht siezen, Dylen. Mein Name ist Katrin.", erklärt sie und gibt Dylen die Hand. Im Gegensatz zu ihm sieht sie aus, als würde sie ihr Leben in einem Solarium verbringen.

„Dann sollten wir uns gegenseitig duzen.", freundlich nimmt Dylen die Hand entgegen, was meine Mutter kurz zusammen zucken lässt. „Kalte Hände, warmes Herz.", höre ich sie leise murmeln, ehe sie ihre Hand zurück zieht und den Tisch deckt, wobei ich schnell helfe.

Schließlich sitzen wir zu viert an dem Tisch, da Elisa auch gerade runter gekommen ist, und schweigen uns an. Mir gefällt diese Art von Stille nicht. Sonst wird immer geredet, wenn man gerade nichts im Mund hatte, doch nun ... es ist wirklich bedrückend. Elisa und Dylen starren sich feindselig an, während Mama immer wieder versucht ein Gespräch aufzubauen. Entweder sie fragte Elisa was oder Dylen. Letzterer hat eigentlich immer sehr nett und freundlich geantwortet, wurde dann aber von Elisa unterbrochen und dann starrten sie sich wieder an.

„Elisa, was soll das?", seufze ich und stelle meine Tasse wieder ab. Eigentlich trinke ich keinen Kaffee – und wenn dann nicht mit Milch oder Zucker sondern einfach nur schwarz. Ich trinke das Gebräu nur, wenn ich entweder hundemüde oder total gestresst bin. Natürlich eignet sich Koffein in einer Stresssituation nicht wirklich, dennoch beruhigt es mich irgendwie, da ich mich auf den Geschmack des Getränks konzentrieren kann und mich nicht auf meine Probleme fokussiere – jedenfalls kurzzeitig.

„Was soll was?", zischt sie beleidigt und legt eine ihrer braunen Haarsträhnen hinter ihr Ohr und hebt eine Augenbraue. „Wieso tust du so, als wäre Dylen ein Feind? Er ist mein Freund!", protestiere ich und schaue sie böse an. „Ihr seid doch nicht wirklich zusammen, oder? Du willst mich doch verarschen!"

„Elisa!", mischt sich nun auch unsere Mutter ein, weshalb meine Schwester sich wieder ein wenig zurück hält. „Dylen und ich sind zusammen und dich und Manuel akzeptiere ich doch auch, warum kannst du nicht das gleiche mit mir und Dylen tun? Wo liegt da dein Problem?", ich spüre, wie sich eine große kalte Hand auf meinen Oberschenkel legt und entspanne mich sofort etwas.

„Dylen ist ein Teufel!" – „Teufel würde ich jetzt nicht sagen.", grinst Angesprochener und Elisa verstummt. „Elisa, jetzt reicht es langsam. Dylen ist vielleicht ein bisschen harsch, was das plötzliche Auftauchen angeht, aber ihn deswegen als einen Teufel zu betiteln ist doch wirklich nicht nötig. Manuel ist bestimmt auch kein Engel.", seufzt meine Mutter und blickt entschuldigend zu dem Schwarzhaarigen, welcher dann jedoch abwinkt. „Vielen Dank Katrin, ich denke jedoch, dass das eine Sache zwischen mir und Elisa zu sein scheint und wir Manuel nicht unbedingt da hinein ziehen sollten."

Schließlich melde ich mich wieder zu Wort: „Hör einfach auf. Wir reden da später drüber, alleine.", murrend drehe ich den Kopf zu meiner Schwester, da ich bisher zu Dylen geschaut hatte, da er ja angesprochen war.

„Ich bin dafür, dass wir das nicht noch weiter verschieben, sondern er jetzt auspackt. Manu meinte, dass er sonst auch nichts dagegen hat es allen möglichen Menschen zu erzählen.", wütend verschränkt sie die Arme ineinander und hebt wieder eine Augenbraue.

„Jamie, du bist aber nicht irgendwie in Gefahr, oder?", fragt nun meine Mutter panisch, weshalb ich gedämpft in meine Hände brülle und dann meinen Kopf auf die Tischplatte sinken lasse. Ohne noch etwas zu sagen stehe ich auf und verschwinde nach oben in mein Zimmer.

Sollen die sich doch streiten, ist mir doch egal.

Nach einiger Zeit klopft es an meiner Tür. „Nein!", brülle ich laut, dennoch knarrt das Stück Holz in den Angeln, als die Türklinke herunter gedrückt wird und Schritte nähern sich dem Fenster, an welchem ich sitze und nach draußen schaue. „Soll ich es deiner Mutter sagen?", fragt die dunkle Stimme von Dylen leise und ich spüre seine großen Hände an meinen Schultern. „Es würde einiges erleichtern." – „Sie wird dich einweisen wollen und den Kontakt zu dir vollkommen verbieten. Außerdem würde sie durchdrehen, wenn sie wüsste, dass es hier Vampire und andere Übernatürliche gibt, die unter anderem auch noch für den Tod meines Vaters mitverantwortlich sind."

Leise seufzt der Größere und legt seinen Kopf auf meinen. „Vermutlich hast du Recht." – „Ich habe Recht, das weißt du.", murre ich und Dylen nickt kaum merklich. „Das wird schon."

„Was hast du mit Elisa eigentlich jetzt so lange besprochen?" – „Dass sie sich dabei nicht einzumischen hat, da das unsere Beziehung ist und meine Angelegenheit ist, wem ich davon erzähle und wem nicht. Dass Manuel und ich das alleine ausmachen und sie ihn mal fragen soll, was ich denn eigentlich bin. Denn der Teufel bin ich nicht.", erklärt er noch.

„Trägt der Teufel wirklich Prada?", schmunzle ich leise und nehme mir Dylens bleiche Hände, welche ich an meinen Oberkörper lege. „Sagen wir so, Lulu hat das Geld sich Prada zu kaufen, trägt es aber selber nicht und eine Frau hat er nicht." – „Lulu?", lache ich leise und schaue hoch in Dylens blaue Augen.

„Wir haben ein gutes Verhältnis. Da nenne ich ihn Lulu. Eigentlich habe ich diesen Spitznamen nur etabliert um seinen Vater zu nerven, doch es macht mir Spaß beide damit zu ärgern. Außerdem nennt er mich Dick-D."

„Werde ich irgendwann auch noch andere Wesen kennen lernen? Also nicht nur dich und Manuel." – „Du kennst Eva.", verwirrt hebt Dylen eine Augenbraue und ich zucke nur mit den Schultern. „Aber das was ich von ihr kenne, will ich eigentlich verdrängen. Sieht die eigentlich immer aus, wie eine Barbie?" Diesmal lacht mein Hintermann leise und dreht mich zu sich um, ehe er mir eine der weißen Haarsträhnen aus dem Gesicht streicht.

„Nein, eigentlich sieht sie ganz okay aus. Das ist eher eine Tarnung. Sie will keine Beziehung eingehen, da sie niemanden verletzen möchte. Viele Männer schmeißen sich an sie heran, wenn sie ihre normale Tagesgestalt annimmt. Die meisten der Männer sind zwar ziemliche Schweine und wollen nur Sex, doch vor ein paar Jahren war da ein anderer. Er hatte sich anders verhalten, als die bisherigen und Eva wollte es mit ihm versuchen. Sie waren sogar kurz davor zu heiraten, dann hat sie ihm alles erzählt. Er hat diese Faktoren respektiert und wollte sie trotzdem heiraten, Gott wollte das jedoch nicht. Für ihn heißt es, dass Dämonen nicht glücklich werden dürfen. Er hat ihn getötet und Eva hat sich gesagt, dass sie nie wieder einen Menschen, den sie liebt so in Gefahr bringen wird. Die meisten Menschen sind aufgrund dieser Barbie, die sie spielt, abgeneigt überhaupt Kontakt zu ihr aufzubauen. Deshalb dieses Getue.", erklärt Dylen mir und ich nicke nur.

„W-was ist dann mit uns? Immerhin bist du auch ein Dämon." – „Und ich bin der beste Freund seines Sohnes. Wenn er mich oder dich tötet, wird er große Probleme bekommen."

„Ich sollte immerhin normal aus der Tür gehen, Jamie. Sonst wird deine Mutter wirklich noch verrückt.", murmelt Dylen leise und ich seufze, ehe ich den Größeren die Treppe herunter ziehe und mich unten auf die erste Stufe stelle um wenigstens so auf einer Höhe mit ihm zu sein. Der Schwarzhaarige belächelt diese Geste nur und legt dann seine Hände an meine Hüften, ehe er einen Schritt näher an mich heran tritt und mir tief in die Augen schaut. „Ich rede mit Manuel. Wenn Elisa dich weiterhin ausfragt, sag ihr, dass sie mit Manu reden soll, ja?", haucht er leise und ich nicke nur, ehe ich meine Lippen auf seine lege und ein angenehm kühles Kribbeln durch meinen Körper fährt.

Ich schließe meine Augen, seufze in den Kuss hinein und vergrabe meine Hände in seinem dunklen Haaransatz. Schließlich löse ich mich doch von ihm und öffne ihm die Tür. Dylen lächelt nochmal, beugt sich ein weiteres Mal vor. Doch anstatt mich erneut zu küssen, nähert er sich meinem Ohr und haucht leise: „Ich liebe dich.", ehe er aus der Tür verschwindet, jene hinter sich zu zieht und sich dann vermutlich sofort weg teleportiert. Denn als ich die Tür wieder öffne um diese Worte zu erwidern, kann ich den älteren Hybriden nicht mehr sehen.

Endless Life // [ BoyxBoy] \\ ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt