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Genervt schmeiße ich den großen, fleischigen Klumpen in einen blauen Müllsack, drücke diesen Manuel in die Hand, der mich mit hochgezogener Augenbraue ansieht. „Warum soll ich den wegbringen?", vorwurfsvoll sieht er mich an. „Wenn Kyle wieder hier ist, muss ich Jamie Bescheid sagen, dass er sich von ihm fern halten sollte. Gerade im Moment wo Kyle so reizbar ist. Wenn er mitkriegt, dass es bei mir gerade gut läuft, weiß ich nicht, wie sich das auf Jamie auswirken könnte. Oder auf Jamies Familie.", die Familie des weißhaarigen Teenagers weckt schließlich Manuels Interesse.

„Na schön. Aber wehe Elisa passiert etwas.", murrt er und nimmt den Sack mit Evas Haut an sich. Wir könnten ihn nicht einfach in eine Mülltonne werfen. Wenn jemand einen Sack voll menschlicher Haut bei uns finden würde, wären wir schneller weg, als ein Hase auf der Flucht vor einem Werwolf.

Kurze Zeit später verschwindet er aus der Tür und ich lande nur wenige Sekunden später in Jamies Badezimmer, wo der Junge gerade unter der Dusche steht und mit geschlossenen Augen das warme Wasser auf seinem nackten Körper genießt. Ich setze mich auf die schwarze Waschmaschine und sehe ihm amüsiert zu.

Vampire sind eigentlich nicht dafür bekannt besonders leise zu sein. Ihre Opfer schreien laut, sie selbst schmatzen meistens und sind als Nachtwesen auch nicht gerade leise. Man kann sie manchmal mit betrunkenen Jugendlichen in einem Nachtclub vergleichen.

Inkuben dagegen sind unheimlich leise. Sie schleichen sich unbemerkt an ihre Opfer, reden nicht viel und halten nichts von Lärm.

Als Hybrid besitze ich eine Mischung dieser Merkmale. Ich kann zwar laut sein, bin aber von Natur aus leise.

So kann Jamie mich nicht hören, wenn ich nachts durch sein Zimmer laufe, auf eine Waschmaschine springe oder mich ihm überhaupt nähere. Und da ich nicht atme, kann ich stundenlang still sein. Kein Herzschlag, kein Atem, kein Husten oder Niesen – übernatürliche Wesen bekommen keine Erkältungen.

Als Jamie schließlich das prasselnde Wasser der Dusche abstellt, den beschlagenen Glaskasten verlässt und sich ein Handtuch um die Hüften bindet, pfeife ich einmal und bekomme endlich seine Aufmerksamkeit.

Mit großen Augen sieht er mich an und wird plötzlich knall rot. „W-was- wie lange bist du schon hier?!"

„Nicht lange, vielleicht fünf Minuten.", grinse ich und rutsche von der Waschmaschine runter, ehe ich auf den Kleineren zu gehe und seine nasse Wange streichle. Heute Morgen sagte ich ihm, dass ich ihn liebe. Mit derselben Geste.

„Die Waschmaschine... vielleicht sollten wir es mal darauf tun.", raunte ich ihm ins Ohr und erntete einen Schlag in meine Rippen. Obwohl, es war mehr ein leichtes pieken.

„Ich liebe dich auch.", grinste der Grünäugige dann neckisch und küsste mich kurz, ehe er sich von mir löste und seinen tropfenden Körper abtrocknete. Kurz sah er über seine Schulter, grinste dreckig und ließ das weiße Handtuch auf den Boden fallen, wodurch ich freie Sicht auf seine Kehrseite hatte.

Extrem langsam streift er sich seine Kleidung über und knüpft das grün, schwarze Hemd zu. Es dauerte Ewigkeiten, bis er mich wieder ansah und sich leicht auf die Unterlippe biss, als er die Röte in meinem sonst so bleichen Gesicht sah.

Wenn er damit nicht aufhört, mache ich das mit der Waschmaschine jeden Moment wahr. Doch dafür bin ich nicht hier.

„Komm mit. Wir müssen reden.", todesernst sehe ich ihn an und schnappe mir seine Hand, ehe ich ihn in sein Zimmer führe, darauf bedacht, dass mich Elisa oder Katrin nicht sehen.

Ich schubse Jamie auf sein unordentliches Bett und knie mich über ihn. „Worauf soll das hinaus laufen?", dreckig grinsend fängt er an über meine Oberkörper zu streichen. „Ein Gespräch, Jamie. Nur ein Gespräch." – „Darüber wo und wann wir es das erste Mal tun?"

Was ist denn mit ihm los?

„Nein. Es kann sein, dass du in Gefahr bist. Deine ganze Familie."

Nun wird er hellhörig und sieht mich abwartend an.

„Kyle. Evas Verbrüderter, er ist wieder in der Stadt und nicht sonderlich gut drauf. Er hat mal wieder einen seiner Racheschübe. Und weil ich ihn vielleicht etwas verärgert haben könnte, solltest du auf dich aufpassen. Ich weiß nicht wie viel er über dich weiß, ich weiß nicht, ob er weiß, dass wir zusammen gehören und ich weiß nicht, ob er weiß, dass ich für dich alles tun würde."

„Ich soll mich also nicht von einem Zombie fressen lassen?", grinst er und zuckt mit den Schultern. „Ich denke das bekomme ich hin."

„Sei nicht zu überheblich. Das waren schon zu viele Leute in den letzten Jahren. Kyle ist gefährlich. Gefährlicher als ich, gefährlicher als Manuel. Also bitte pass einfach auf dich auf!"

„Wieso passt du nicht auf mich auf?", wieder beginnt er über meinen Oberkörper zu streicheln und fängt an meinen Hals zu küssen. „Wie soll ich deiner Mutter erklären, warum ich so oft hier bin oder du für eine lange Zeit bei mir sein wirst." – „Keine Sorge, das kriege ich hin.", Jamie widmet sich weiterhin meinem Hals, fährt mit seinen Händen unter mein Shirt und streicht über meine Bauchmuskeln. „Ich liebe deinen Körper so sehr.", raunt er leise und ich lache leicht auf, ehe ich endlich die Oberhand übernehme, Jamie wieder in die Kissen drücke und meine Knie neben seinem Becken platziere.

Verlangend drücke ich meine Lippen auf seine, fahre durch seine weißen Haare und lasse meine Zunge mit Jamies spielen.

Doch als Jamie zusammenzuckt, löse ich mich schnell von ihm, denn ich weiß den Grund sofort, als ich in seine angsterfüllten Augen sehe. Er hat sich wieder an meinen Zähnen gekratzt. Er hält sich die Hand vor den Mund, schließt seine Augen, schluckt.

Dann greift er plötzlich blind nach meiner Hand, drückt sie fest, ehe er seine grünen Augen erneut öffnet, mich lieb lächelnd anschaut und die Worte sagt, die ich geglaubt hatte niemals von ihm zu hören: „Beiß mich."

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Endless Life // [ BoyxBoy] \\ ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt