Ich versuchte nicht mal mehr zurück zu gehen und das tote Reh von den Beißern zu befreien. Im Gegenteil. Ich ließ ihn mit den Streuner und lief in den Wald. Der Wind war zu spüren und auch zu hören. Noch einmal schaute ich auf den Boden, jedoch sah man keine Spuren. War sie jetzt alleine oder ist sie in die Arme der Menschen gelaufen? Ich hatte keine Ahnung und es brachte mich zum Verzweifeln. Mein Gewehr hielt ich aufrecht und zielte ins Leere. Ich musste nur bereit sein, falls ich auf sie traf. Sorgen breiteten sich in mir aus und wieder begann ich mir Vorwürfe zu machen.
Das arme und zugleich wundervolle Mädchen war noch nicht mal ganze zwei Tage bei mir und ich schaffe es nicht sie bei mir zu halten. So wie ich es auch nicht mit meiner Familie hinbekommen habe. Das zeigte mir der Traum damals im Gefängnis zu gut. Es fühlte sich so an als würde mir jemand den Weg zur Luft zu schnüren. Wie mein Vater mich schlug, meine Mutter mich an den Haaren zog und jeder Hass und Wut auf mich ausübte. Jeder drückte etwas an mich aus, nur nicht das was ich brauchte. Nur Jason konnte mir ehrlich helfen. Mein Brustkorb senkte sich und ich bückte mich leicht nach vorne. Dieser Schmerz in meiner Oberweite war kaum auszuhalten. Mein ganzer Körper fühlte sich betäubt an, außer mein Herz und mein verdammter Kopf. Warum passierte uns Menschen eigentlich sowas? Warum machten wir uns Schuldgefühle? Warum konnten wir nicht einfach aufhören zu atmen und alles los lassen?
Wieder das Knacken eines Astes. Verwirrt blickte ich in die Höhe. Es kam nicht von oben, doch trotzdem kam es mir so vor. Wer versuchte mich hier zu täuschen? Ich zog meine Augen zu Schlitzen und sah in alle Himmelsrichtungen. Keiner war da. Konzentriert hielt ich das Gewehr fester und schloss meine Augen. Mir war bewusst, dass es leichtsinnig war die Augen an einem gefährlichen Zeitpunkt zu schließen. Aber ich wusste auch, dass ich mich auf meine Ohren verlassen konnte und es vielleicht die Gegner antreibt. Ein grüner Busch raschelte. Schritte waren zu hören. Allerdings kamen sie nicht auf mich zu....sondern umkreisten mich? Was für eine Taktik....
Eilig lief ich geradeaus und versteckte mich hinter einem Stamm. So gut es ging presste ich meinen Rücken an die Rinder. Meine Waffe nahm ich wieder runter. Mein Gehirn lief auf der höchsten Stufe auf der Suche nach einem guten Plan. Es gab nur eine Chance zu entkommen. Ich musste die Feinde austricksen, aus diesem Teufelskreis verschwinden und sie selber bedrohen oder Angst einjagen. Außerdem wäre es hilfreich zu wissen, ob Clementine bei ihnen ist oder nicht. Zu viel auf einmal für eine Person. Jedoch wollte ich es versuchen und nicht schon wieder eine Person verlieren. Ich bückte mich und guckte hinter dem Baum hervor. Wie es aussieht, war die Luft rein. Die Fußschritte kamen zuletzt aus der rechten Seite also müsste ich nach links. Ich stützte meine Hände auf der Erde ab und wagte eine Rolle, die ich noch vom Aufwärmen im Kickboxen kannte. Vorsichtig hob ich wieder meinen Kopf, nachdem ich sie vollbrachte und hockte vor einem anderen Baum. Eine Reaktion gab es nicht, egal wie sehr ich mich auf die Geräusche konzentrierte. Es war so still, wie als würde es nur Tauben geben....nur Frieden.
Ein Blick zu meiner linken reichte und schon begann ich mich mit hoher Geschwindigkeit zu bewegen. Wenn sie mich hören konnten, dann sollten sie das auch. Sie sollten wissen, dass ich für mein kleines Mädchen kämpfe. Sie sollten auch wissen, dass sich mein Auftreten ändert und ich mich auch. Vor ein paar Minuten war ich erstmals unsicher, aber nun? Ich lief weiter und achtete dabei auf meine Umgebung. Die Bäume störten mich nicht, sie halfen mir mich zu verstecken. Selbst wenn Äste mich berührten und Blätter mich schlugen.
Es waren quasi nur noch ich und mein Körper hier. Den Rest blendete ich aus, was mir sehr leicht fiel. Einfach laufen und an nix besonderes denken. Verdammt, es tat so gut. Jedoch war es auf anderer Weise gefährlich. Der kleine Horizont hinter den Bäumen wurde kleiner. Die Luftfeuchtigkeit nahm zu. Mir wurde wärmer. "NICHT BEWEGEN!", befahl mir eine kratzende Männerstimme.
Erschrocken sah ich in alle Richtungen und dachte nicht daran zu stoppen. Eine Sekunde später hörte ich schon die Munition fliegen, es war kaum zu überhören. Ich bückte mich und hielt mir meine Ohren zu, genauso wie meine Augen.Es war zu spät, auch wenn nur die Bäume getroffen wurden. Ich wagte es meine Augen wieder zu öffnen und mein Kopf vertikal nach vorne zu richten. Eine Hand ließ sich vor meinen braunen Augen blicken. "C-Clem?", kam es zögerlich aus mir heraus. Ich umschloss die sanfte Hand und zuckte zusammen. Hinter ihr standen zwei Männer mit Pistolen. Auf mich gerichtet.
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Fight through Death {TWD/DARYL}
FanfictionUnd mit diesem Satz änderte sich plötzlich alles. Meine Hoffnung war nun endgültig erloschen....verbrannt und weg. Als wäre sie nie da gewesen. Der einzige Grund, warum ich noch lebte und mich noch nicht selbst umgebracht habe, war nun für immer weg...