Kapitel 32

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Ich schluckte. Warum sah Clementine so entspannt aus? Die Männer standen in einem sicheren Abstand von mir. Besser für sie, aber was wollten sie denn jetzt eigentlich? Warum haben sie Clem nix angetan? Es war doch gut für mich...ich verstand die Welt nicht mehr. "Schießen sie doch", ertönte meine Stimme verächtlich. Sein Gesichtsausdruck änderte sich und er sah sauer aus. "Wenn du bloß wüsstest", murmelte er und legte die Waffe weg. Ich habe ihn zum Schweigen gebracht und Clementine stand vor mir. Jetzt müsste ich also nur noch weg. Es kam mir so vor, als würde er mich wirklich gleich erschießen, jedoch bewegte er sich kaum, sondern sah zu seinem Freund.

Ich zog Clem an mich und sah ihr in die Augen. Lautlos fragte ich, ob alles okay war. Sie nickte und ich umarmte sie kurz. Es ging ihr gut....es ist okay, sie lebt noch. Ich warf einen Blick zu dem zweiten Typen, der trotzdem noch die Waffe auf mich richtete. Meinetwegen soll er es tun, ich habe nix mehr besonderes vor, außer Clem zu beschützen. Und wie es ausschaut ist sie sicher....und somit sicherer als mein Bruder.Sie ist die erste Person, um die ich mich kümmerte und die es so weit geschafft hat. Also warum sollte ich noch weiter leben? Nix hält mich hier noch fest. Ich kämpfte jeden Tag, obwohl ich doch sowieso eines Tages nicht mehr atmen werde. Eines Tages sterben wir doch alle, ob wegen einem Unfall, wegen des Alters oder wegen dieser ganze Scheiße hier.

"Wie heißen sie?", wollte der erste wissen. Er sah viel ungefährlicher als der Schwarzhaarige, der mich noch genauer ins Visier nahm. Mit seinen zitternden Fingern umschloss er den Abschuss und blickte wütend. "Also wenn ihr das wissen wollt, würde ich an eurer Stelle lieber", begann ich lässig. Allerdings wurde ich schnell unterbrochen. "DU hast uns gar nix zu sagen." Der Genannte kam ein paar Schritte näher, sodass er fast Clementine zerquetschte.

Ich packte sie an dem Arm und entfernte sie von der Lücke. Gleich danach ging ich auf ihn zu und presste meine Stirn gegen seine. Ich hörte das Wimmern und die Geräusche die Clem vor Angst gab. "Dieses Spiel kann ich gut mitspielen", sagte ich verachtend und gab ihm ein kleines, freundliches Lächeln.Sofort fasste er wieder die Pistole an und zielte auf mein Bein. Drei, zwei...."STOP!" Mein Herz brach.

Alles passierte in Zeitlupe. Der Mann drehte seinen Kopf zur Seite. Ich sah seine linke Gesichtshälfte, die gleich danach sich versteinerte. Meine Ohren nahmen einen gedämpften Knall wahr und der Mann drückte sich an mich. Zusammen fielen wir zu Boden und zogen Clementine mit. Es tat nicht weh, dass wir auf dem Boden fielen. Ich verspürte einen anderen und stärkeren Schmerz.

Mit dem Aufprall schloß ich meine Lieder und tauchte in eine andere Welt ein. Ins Wasser....in ein dunkles Meer. Schnell holte ich den letzten Atemzug und schloß meinen Mund. Meine Arme machten Flatterbewegungen, die mich auf einer Höhe hielten. Ich konnte meine Augen öffnen, allerdings erstreckte sich vor ihnen nur Dunkelheit. Wie tief musste ich sein?

So gut es in den Umständen ging sah ich nach oben. Und tatsächlich sah ich etwas helleres, den Meeresspiegel...weit entfernt von mir. Ich holte zum ersten  Armschwung aus. Er brachte mich nicht viel weiter, weshalb ich meine Beine mit benutzte. Ich strampelte, jedoch fühlte es sich so an, als würde ich von meinen Füßen gefesselt.

Ein Blick nach unten verriet mir, dass ich mich von Fesseln entfernen musste...genauso wie beim letzten Alptraum. Ich blinzelte und bewegte meine Hände zu meinen Füßen. Mit etwas Kraft befreite ich meinen rechten Fuß vom ersten Hindernis. Es erwies sich als etwas schwer, da meine Hose meinen Fuß bedeckte und logischerweise total durchnässt war. Auch die andere Fesseln löste ich von mir und nun konnte ich mich tatsächlich fortbewegen.

Zuerst sammelte ich mich und meine ganze Kraft, ehe ich mit meinen Beinen strampelte. Meine Arme machten aus Gewohnheit mit, was sich als etwas schwerer heraus stellte. Ich wusste aber, dass ich nicht aufgeben werde, egal was kommt, ich muss an die Meeresoberfläche und ihn sehen. Alles was ich bisher gesammelt habe, musste ich sinnvoll ausnutzen.

Die Atemübungen beim Kickboxen Training, den Armmuskelaufbau bei Daryl für die Waffen und die einfachsten Sachen, die jeder kannte. Eine Träne floss ins Wasser und meine emotionale Seite kam zum Vorschein. So lange wollte ich es sehen, so lange habe ich auf ihn gewartet. Eine Ewigkeit, wie sie mir vorkam, die in der Realität nur 683 Tage anhielt.

Darauf hin habe ich gekämpft, wegen ihm habe ich nicht aufgegeben und mich durch all den Schmerz gekämpft, der mir zugefügt wurde. Und nun konnte ich die Sonne sehen, wie sie auf das Meer strahlte. Ein letzter Stoß und ich tauchte auf. Meine nassen Haare verdeckten meine Sicht.

Seine Hände befreiten mich von der schwarzen Sicht. Ich konnte es spüren, wie er mit seiner Hand meine Wange strich und seine Tränen, die auf mein nasses Gesicht fielen. Somit brachte er mich wieder zurück in die Welt, wieder zurück zu meinem Lebenssinn und wieder zurück zu meinem alten Leben, voller Glück und Liebe. Wegen ihm öffnete ich meine blauen Augen und sah in die seine. Mein Herz setzte wieder einen Schlag aus und ich brauchte einen Augenblick, um all dies zu realisieren. Ein klägliche Lächeln zierte sich auf seinem Gesicht und ich bekam meine Stimme zurück, mit der ich nur meinen einzigen Gedanken flüstern konnte.

"Jason"

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ganz viel weiterschreiben oder schnell zu Ende bringen?🤔

Fight through Death {TWD/DARYL}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt