Are you gonna stay the night?~
Jungkook
Ich weiss nicht, wann ich eingeschlafen bin oder wie lange ich generell am Boden verbracht habe, als ich plötzlich ein warmes Lachen höre, spüre, wie jemand an meiner Schulter rüttelt. Murrend drehe ich mich auf den Rücken und schlage eher halbherzig nach der Hand, die auch schon von mir abgelassen hat.
"Hey, ich wusste nicht, dass du deine Wut an deinen Möbeln auslässt", kichert die tiefe Stimme wieder. Sie kommt mir verdammt bekannt vor, weswegen ich blinzelnd die Augen aufschlage und ein grinsendes Gesicht über mir erblicke.
Taehyung.
Ich japse erschrocken nach Luft und setze mich hastig auf, während er offensichtlich belustigt über meine Reaktion einen Schritt zurückgeht. "Was machst du hier?!", zische ich, "Wie bist du hier rein gekommen? Meine Eltern bringen uns beide um, wenn sie uns sehen!"
Taehyung lacht leise. "Beruhig dich mal", weist er mich mit einem Grinsen auf den Lippen an, bevor er sich am Hinterkopf kratzt und es sich dann auf dem Bett gemütlich macht. "Das Fenster stand offen. Ich bin von der Veranda auf das Vordacht geklettert und so hier rein. Ich bin hier, weil die Geräusche vor zwei Stunden aus dem Zimmer hier ziemlich unschön klangen. Wenn ich mir das Brennholz da ansehe, kann ich mir auch denken, woher sie kommen." Bei den letzten Worten unterdrückt er sich ein Lachen, bevor er seine funkelnden Augen von den Überresten des Klavier auf mich richtet.
"Dir ist klar, das kann als Hausfriedensbruch oder gar Einbruch durchgehen?", frage ich ihn kritisch. Taehyung verdreht die Augen. "Ich bitte dich!", schnalzt er mit der Zunge, "Das Fenster war offen!"
"Du bleibst aber nicht die ganze Nacht, oder?", frage ich ihn verwirrt, woraufhin er mir zuzwinkert und mit den Schultern zuckt.
"Also", seufzt er dann weitaus gelassener, "Wieso musste dieses arme Klavier dranglauben?"
Ich reibe mir über meine Augen und murmle dabei missmutig: "Ich habe dieses Klavier noch nie gemocht."
"Och, jetzt hast du aber seine Gefühle verletzt", spottet er und legt sich gänzlich auf die Matratze, "Wieso hattest du es dann überhaupt? Sachen, die ich nicht mag, besitze ich für gewöhnlich auch nicht."
"Meine Eltern haben mich dazu gezwungen, Klavierspielen zu lernen", seufze ich und höre, wie der Ältere scharf die Luft einzieht, "Ich hätte dieses Ding schon viel früher zerschlagen", bemerkt er dann und ich lache freudlos auf. "Ich hätte nicht erwartet, es jemals zutun", gebe ich zu.
"Oh ja, du scheinst der Vorzeige-Sohn durch und durch zu sein", stimmt der Dunkelhaarige mir zu, woraufhin ich ihn stirnrunzelnd ansehe. Soll ich das jetzt als Beleidigung auffassen?
Er scheint zu merken, dass ich nicht weiss, was ich von diesen Worten halten soll, also fügt er hinzu: "Nimm's nicht persönlich! Aber meine Eltern würden sich wünschen, ich wäre so gehorsam wie du." Gegen Ende lacht er wieder leicht. Ich zucke lediglich mit den Schultern. "Wieso bist du hergekommen, Taehyung?", frage ich wieder, "Wolltest du bloss aus purer Neugier wissen, was in meinem Zimmer passiert ist?"
Er schüttelt den Kopf. "Ich habe mir Sorgen gemacht", erklärt er und ich lächle schief. Wie niedlich von ihm. "Wie ist es so, in Miami?", frage ich dann neugierig. Er lächelt bei der Erinnerung daran und antwortet leise: "Sonnig, warm. Die Menschen sind offener. Das Leben ist einfacher..."
Ich seufze und hebe einen Holzsplitter auf, den ich dann genau mustere, während ich erwidere: "Das Leben ist wohl überall einfacher, als bei meinen Eltern."
"Meine Mutter hat gesagt, unter einer Eins deinen Eltern keine Note gut genug", bemerkt der Dunkelhaarige nun. Ich nicke. "Meinem Vater zumindest", erwidere ich. "Ach du Scheisse", lacht er auf und ich sehe ihn etwas verunsichert aufgrund seines Wortwahl an. Ich fluche nicht wirklich, dass Taehyung also solche Worte so leicht über die Lippen kriegt, ist irritierend. "Wenn du meine Schulleistungen hättest, würde dein Alter dich ja auf die Strasse setzen", grinst er breit.
"Wieso? Wie sieht dein Schnitt aus?", frage ich mit schief gelegtem Kopf und drehe den Splitter weiter in meinen Händen hin und her. "Das willst du gar nicht wissen", spottet er halblaut. Kurz herrscht Schweigen, bis der Ältere überraschend fragt: "Bist du glücklich, Jungkook?"
Da ich so perplex von der plötzlichen Frage bin, rutschen meine Finger vom Holz ab und ein weiterer, kleiner Splitter bohrt sich schmerzhaft in meinen Daumen. Ich gebe ein schmerzerfülltes Zischen von mir und Taehyung sieht mir kurz zu, wie ich an meinem Daumen nuckle, wie ein Baby an seinem Schnuller, in der Hoffnung, den Schmerz so vertreiben zu können.
"Zeig mal her!", verlangt er dann seufzend und steht vom Bett auf, um sich vor mich zu knien und mein Handgelenk zu umfassen. Kritisch begutachtet er meinen Daumen und murmelt dann konzentriert: "Fuck, den müssen wir amputieren."
"Warte, was?!", entfährt es mir eine Spur zu laut und starre ihn mit grossen Augen an. "Gott, du bist so niedlich", lacht er leicht und schüttelt dann schmunzelnd den Kopf, bevor er mit einigen geschickten Handgriffen den Splitter auch schon wieder aus meinem Finger heraus zieht.
"Danke", murmle ich leise und sehe ihm dabei zu, wie er aufsteht und zum Fenster läuft. Er lächelt mir sanft zu und antwortet: "Gern geschehen. Schlaf gut, Jungkook." Mit diesen Worten schwingt er sich leichtfüssig über den Fensterrahmen und balanciert dann das Vordach hinab. Ich rapple mich hastig auf, eile zum Fenster und sehe ihm zu, wie er sich an der Dachrinne festhält, bevor er sich einfach auf den Boden fallen lässt, wo er mit beinen Füssen aufkommt. Mit einem letzten frechen Grinsen in meine Richtung wendet er sich seinem Haus zu, sprintet über die Strasse und klettert auf das Geländer der Veranda, ehe er sich wieder an der Dachrinne, hochzieht auf sein Vordach und bei seinem Fenster ins Zimmer steigt.
Während ich ihm zusehe und auch mitverfolge, wie er das Fenster schliesst und die Vorhänge zuzieht, schwirren mir seine Worte im Kopf herum.
Bin ich glücklich?
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Forbidden [Vkook]
Fanfiction«Hör auf, dich ständig wegen deinen Eltern zu sorgen. Das ist unser Leben! Ich liebe dich und ich bin nicht dazu bereit, dich gehen zu lassen, für Menschen, die seit Jahren einen Streit führen, an dem wir nie beteiligt waren! Ich bin nicht dazu bere...