Life of the party

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Now it's four in the morning, I'm just trying to fix myself~

Jungkook

Ich wache auf, als ich höre, wie irgendjemand gegen eines meiner Möbel stösst und dann leise flucht. Müde über meine Augen reibend drehe ich mich um und taste nach dem Schalter der Nachttischlampe, den ich glücklicherweise rasch finde und somit ein wenig Licht in den Raum bringe.

Taehyung steht beim Schreibtisch und hält sein Shirt in der Hand, das er sich anscheinend gerade überziehen wollte. Der Ältere sieht mich erst überrascht an, während ich die Augen leicht zusammenkneife und durch meine Haare fahre.

"Tae?", murmle ich heiser, "Was treibst du denn da?"

"Ich gehe nur kurz frische Luft schnappen", erwidert er leise, "Schlaf wieder ein. Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid." Ich seufze und setze mich auf, bevor ich zu meinem Wecker schaue und erkenne, dass es gerade mal viertel nach drei ist. "Du willst jetzt frische Luft schnappen?", hake ich nach und nicke zum Wecker.

Auch er sieht die Uhrzeit und zuckt mit den Schultern. "Wieso nicht?", fragt er leise zurück und ich lege den Kopf schief. "Soll ich dir Gesellschaft leisten?", möchte ich ruhig wissen. Er zögert einen Moment, streift  sich erst sein Shirt über den Kopf, bevor er schliesslich leise meint: "Wenn du willst, gern."

Ich nicke und schlage die Decke zurück, um aufzustehen. Ich laufe zu ihm, greife zu meinen Klamotten, die über meinem Stuhl liegen und während Taehyung bereits auf das Fenster zuhält, es öffnet und hinaus klettert, kehre ich zum Bett zurück und ziehe mich rasch um, bevor ich ihm auf das Dach folge.

Taehyung hat den Kopf in den Nacken gelegt und starrt hinauf in den Himmel, doch als ich es ihm gleichtue, sehe ich dieses Mal keine Sterne, sondern nur dunkle Wolken, die den schönen Himmel verdecken. Auch mein Begleiter scheint dies zu bemerken, denn er richtet seinen Blick wieder auf die Strasse unter uns, läuft zum Ende des Daches und lässt sich dann von dort hangen, bevor er elegant ins Gras hüpft, vor der Veranda.

ich dagegen taste mit meinen Füssen wie letztes Mal, nach dem Geländer der Veranda, umklammere den Holzpfeiler und springe dann leichtfüssig auf die Holzdielen, bevor ich die Treppe hinunter eile und wir gemeinsam mit zügigen Schritten die stille Strasse verlassen. Die Luft ist schwül und wir beide sprechen kein Wort, verlangsamen unser Tempo erst, als wir die Strasse hinter uns lassen und stattdessen die abgelegener Teile der Stadt aufsuchen.

Mir fällt jedoch rasch auf, dass wir schon einmal in dieser Gegend waren und ehe ich mich versehe, erkenne ich den verlassenen Parkplatz wieder, auf den Taehyung zu läuft. Gemeinsam begeben wir uns wieder an dessen Ende und setzen uns im Schneidersitz auf den kühlen Asphalt. 

Wieder ist es erst still zwischen uns, bis ich mich räuspere und leise wissen möchte: "Was ist heute eigentlich vorgefallen zwischen dir und deinen Eltern?"

Er schnaubt abfällig. "Dasselbe, wie bei dir immer", murmelt er, "Sie, oder wohl eher mein Alter, will mir vorschreiben, wie ich zu leben habe und was ich später tun soll - nur, dass ich das im Gegensatz zu dir auf keinen Fall mitmache. Nur weil mein Vater sein Leben weggeworfen hat und ein jämmerlicher Versager geblieben ist, muss er nicht denken, er kann das mit meinem Leben nachholen und mich darauf trimmen, so zu sein, wie er. Denn das will ich niemals sein."

Nach seiner kurzen Rede greift er in seine Hosentasche und zieht ein kleines Päckchen heraus, er öffnet das Ding und als er einen Gegenstand daraus nimmt, erkenne ich auch, was es für ein Päckchen ist.

"Du rauchst?!", stelle ich perplex fest, als ich die kleine Flamme eines Feuerzeugs in seinen Fingern aufflackern sehe und er sich diese unter das eine Ende der Zigarette hält, bis diese glimmt. Taehyung sieht zu mir und zuckt mit den Schultern, nimmt einen tiefen Zug und bläst dann seufzend den Rauch wieder aus.

"Eigentlich nicht", meint er gelassen und ich ziehe die Augenbrauen verwirrt zusammen. "Wie meinst du das? Du rauchst doch!", antworte ich. "Ich tue das nur, um meinen Vater zu ärgern. Er hasst den Gestank. Und ich rauche nur, wenn ich ihn wirklich auf die Palme bringen will. Ich hab die Packung vor drei Monaten gekauft und es fehlen jetzt vier Zigaretten." 

Ich runzle die Stirn. "Das ist nicht gut für deine Gesundheit! Du solltest damit aufhören, nur weil du deinen Vater nerven willst!" Taehyung lacht leicht. "Wenn du dich dann besser fühlst", meint er, "Von mir aus."

Dann sieht er wieder aus den Augenwinkeln zu mir und hält mir die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt hin. "Willst du auch mal?", lautet seine Frage dazu.

Ich lege skeptisch den Kopf schief und mustere das Ding, woraufhin er wieder leise lacht. "Ein Zug wird dich nicht töten, versprochen", schmunzelt er nur. "Wenn du aufhörst", stelle ich den Deal. Er nickt. "Versprochen", erwidert er hörbar amüsiert, woraufhin ich mich zaghaft vorlehne und die Kippe zwischen die Lippe nehme. Taehyung hält sie weiterhin fest, während ich unsicher einen Zug nehme.

Beinahe gleich darauf muss ich husten, weswegen ich mich rasch von der Zigarette entferne und in die andere Richtung schaue, während ich mit meinem Gehuste auch den Rauch aus meinem Mund entweichen lasse.

Ich höre nur, wie Taehyung belustigt lacht und sehe ihn schmollend an. "Das war Absicht, oder?", murre ich, kaum habe ich mich beruhigt und er nickt noch immer lachend. Anschliessend nimmt er einen weiteren, letzten Zug und wirft die nicht fertig gerauchte Kippe zu Boden und tritt kräftig darauf. Keine Minute später landet auch die Packung neben seinen Füssen, die er jedoch weg kickt.

Dann sieht er mich wohlwollend an. "Zufrieden?", fragt er leise und ich nicke lächelnd. Ein Seufzen entweicht seinen Lippen und er fährt sich durch die Haare. "Ich hasse meine Eltern", murmelt er, "Und ich tue alles, um sie zu verärgern, das solltest du wissen."

"Was hast du denn noch getan, ausser zu rauchen?", frage ich mit schief gelegtem Kopf.

Er sieht grinsend zu mir und meint lässig: "Ich wollte ein Tattoo. Mein Vater nicht." Dazu streift er sich die Sneakers von den Füssen und zeigt mir seine beiden Fussinnenseiten. Tatsächlich erkenne ich im dämmrigen Licht zwei schwarze Motive unterhalb des Knöchels, bei der Ferse. 

Einmal ist es eine Sonne mit gewellten Strahlen darum herum und ein anderes Mal ist es der Mond mit ein paar Sternen. Fasziniert sehe ich von den beiden Motiven in sein Gesicht, dass voller Stolz zu sein scheint. "Die sind hübsch", kommentiere ich, woraufhin er lächelt und nickt. "Ich weiss", meint er leise.

"Haben sie eine Bedeutung?", will ich neugierig wissen.

Taehyung grinst verschmitzt und zieht sich seine Schuhe wieder an. "Sie bilden gemeinsam eine Bedetung", erklärt er und fügt dann leiser hinzu: "Weil sie ihre tragische Geschichte verbindet."

"Welche tragische Geschichte?", frage ich neugierig und rutsche näher zum Dunkelhaarigen, der mir ein sanftes Lächeln schenkt. "Sie lieben sich. Sie lieben sich, aber werden niemals auch nur für einen Moment gemeinsam sein können. Sie lieben sich so sehr, dass die Sonne jede Nacht stirbt, um den Mond atmen zu lassen. Und im Gegenzug liebt der Mond die Sonne genauso sehr, um jeden Morgen für sie zu sterben, sodass sie wieder aufgehen kann. Und sie wiederholen dieses Leiden, Tag für Tag, Nacht für Nacht, sich liebend und dennoch wissend, dass sie niemals zusammen sein werden."

Forbidden [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt