The Prologue pt. II

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-Triggerwarnung-

Hands so bloody taste like honey~

Taehyung

"Wie war die Party?", frage ich beiläufig, während ich mit dem Kissen in meinen Händen spiele. Jimin beginnt breit zu grinsen und gibt mir einen leichten Stoss gegen die Schulter. "Der Hammer", schwärmt er sofort, "Wieso bist du nicht mitgekommen? Ich schwöre, das war eine der besten Abende meines Lebens!"

Ich lache leise und sehe ihn kurz von der Seite an. "Echt? Und wetten, genug gesoffen hast du auch", antworte ich, was er mit einem Augenverdrehen quittiert. "Gar nicht wahr", antwortet er, "Ich hab nur eine Flasche Bier getrunken. Ich besaufe mich nur auf Parties, wenn sie zu nichts anderem zu gebrauchen sind. Ehrlich, sie hätte dir gefallen!"

Ich verdrehe die Augen und seufze. "Wenn du mich vor drei Monaten eingeladen hättest, hätte ich alle Termine abgesagt, wirklich. Aber jetzt kann eine Party wohl kaum den gestrigen Abend toppen."

"Ah ja", macht der Ältere von uns beiden nur und verschränkt grinsend die Arme vor der Brust. "Wo hast du denn gesteckt?"

"Ich war im Haus gegenüber", antworte ich frech, was Jimin reichlich zu verwirren scheint. Er kennt Jungkooks und meine Situation, dementsprechend kann ich seine Verwirrung auch gut nachvollziehen. "Aber ich dachte, Jungkooks Vater reisst dich schon in Stücke, sobald du ihm näher als zehn Meter bist?", fragt er deshalb auch. Ich nicke lachend. "Aber er war ja nicht da~"

Erst weiten sich seine Augen, bis wieder ein fettes Grinsen auf seinem Gesicht erscheint. "Ah ja?", hakt er nach, was ich mit einem Nicken bestätige. "Na gut, da kann ich dich verstehen. Sex ist immer besser als eine Party", lacht er, woraufhin ich ihn mit einem lauten "Yah!", mit dem Kissen schlage. Jimin hebt lachend seine Hände zur Abwehr, was allerdings nicht sonderlich viel bringt.

"Es ging mir nicht um den Sex!", grinse ich, selbst wenn letzterer der beste meines bisherigen Lebens ist und wohl auch sein wird.  "Ich wette, Jungkook kann gar nicht mehr laufen", prustet der Silberhaarige nun, wofür ich ihm ein zweites Mal mit dem Kissen eins überziehe. "Das war jetzt genug von meinem Privatleben, du Penner", erkläre ich und drücke das weiche Material wieder an meine Brust.

Jimin setzt sich wieder aufrecht neben mich und lehnt sich an das Bettgestell, ehe er zum Nachttisch greift und beide Coladosen von dort nimmt und mir eine reicht. Wir haben die Dosen noch nicht leer getrunken, während wir wie zwei Verrückte Runde um Runde auf meiner PS4 gespielt haben.

Wo wir uns zuvor beim Spielen noch angebrüllt haben und danach redend und lachend auf dem Bett sassen, so sind wir nun still, hängen unseren Gedanken nach und tun nichts weiteres. Ich schliesse die Augen und halte mir Jungkooks Lächeln vor Augen. Das tue ich viel zu oft, wenn er nicht da ist. Aber ich weiss mir nicht anders zu helfen. Ich vermisse ihn, wenn er nicht bei mir ist und das einzige, was mich davon abhält, über die Strassenseite zu gehen und dieses Haus zu stürmen, ist der Gedanke daran, wie glücklich er ist.

"Oh Gott, du siehst echt aus wie ein verliebter Teenager. Sogar ein Blinder würde erkennen, dass es dich voll erwischt hat. Ich kotz gleich." Damit hätte Jimin mich dann auch wieder aus meinen Tagträumen gerissen. "Arschloch", murre ich und verpasse ihm einen lahmen Tritt mit dem Fuss. Er lacht erheitert und nippt an seiner Coladose.

Wieder wird es still zwischen uns, bis ich das Geräusch von herannahenden Sirenen wahrnehme. Nichts besonders spezielles in einer Stadt, da hört man den Krankenwagen häufig. Das, was mich verwundert zum Fenster schauen lässt, ist, dass dieses Geräusch immer lauter wird, bis es nicht mehr überhörbar ist. 

"Was ist denn geschehen?", murmelt Jimin und steht vom Bett auf, um vielleicht einen Blick auf das laute Gefährt zu erhaschen, dass in der Nähe sein muss. "Hoffentlich nichts schlimmes", antworte ich, stehe aber nicht auch noch auf. Es reicht, wenn einer neugierig seine Nase an dem Fenster platt drückt. Der Ältere stellt sich ans Fenster, presst seine freie Hand und tatsächlich auch sein Gesicht dagegen und starrt hinaus, während die Sirenen noch näher zu kommen scheinen, als sonst schon.

Dann verstummen sie abrupt.

Stirnrunzelnd sehe ich wieder von dem Schriftzug der Coladose auf, zum Fenster, wo Jimin noch immer steht. "Und?", frage ich, "Hast du es gesehen?"

"Taehyung?", fragt Jimin zaghaft, ohne auf meine Frage einzugehen, "Ich glaube, du solltest dir das anschauen."

Allein, dass er meinen Namen ganz ausspricht, seine Worte, die Tonlage, die zögerliche Art, mit der er redet, lässt in mir ein mulmiges Gefühl entstehen. Langsam stelle ich die Dose auf den Boden und erhebe mich selber vom Bett. Ich passe auf, über keinen Bücherstapel zu stolpern, als ich mit grossen Schritten zum Fenster gehe und Jimin fast beiseite schubse, um selbst hinaus blicken zu können.

 Jetzt verstehe ich, wieso die Sirenen so nahe klangen, wieso sie so schnell verstummt sind und nicht wieder leiser geworden sind. Weil der Wagen hier gehalten hat. 

Direkt beim Haus gegenüber. 

"Taehyung...", fängt Jimin schon an, als ich herumwirble und ihn einfach am Fenster stehen lasse. Meine Zimmertür lasse ich genauso offen stehen und ich renne so schnell die Treppe hinunter, dass ich beinahe über meine eigenen Füsse stolpere. Die Mühe, mir Schuhe anzuziehen, mache ich nicht und ich lasse auch die Haustür offen, als ich die Stufen hinunter stolpere, über den harten Asphalt renne, um zum Krankenwagen zu gelangen. 

Allerdings bleibe ich stehen, bevor ich das grosse Auto erreiche, denn da sehe ich bereits die Liege, mit den Sanitätern, die sie zum Krankenwagen schieben. Mir wird übel, als ich sehe, wer darauf liegt und sich so all meine Vermutung und Ängste bestätigen.

Es ist Jungkook.

Meine Beine beginnen zu zittern und ich habe das Gefühl, sie geben in den nächsten Momenten nach, mir ist plötzlich so schrecklich kalt und allein sein Anblick lässt mich in Tränen ausbrechen. Ich tue nichts weiter, als dazustehen und zuzusehen, wie sie ihn in den Wagen schieben, etwas anderes bleibt mir auch nicht übrig.

Er sieht so friedlich aus, wirkt, als würde er schlafen, mit den geschlossenen Augen, doch das tut er nicht, das weiss ich. Seine kalkweisse Haut verrät mir, dass das nur ein Schein ist, doch besonders ist es das Blut, dass an seinen beiden Unterarmen und Händen klebt und noch relativ frisch aussieht.

Er schläft nicht.

Er hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt.

Forbidden [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt