Miss you

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I miss you, miss you~

Jungkook

"Ich hole die Post", informiert mich meine Mutter, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nehmen, bevor ich mich mit dem Buch in meiner Hand wieder in mein Zimmer verkrümeln will. 

Als ich aber am Eingangsflur vorbeikomme, blicke ich kurz zur Haustür, die offen steht, da meine Mutter noch draussen beim Briefkasten ist. Einen Moment lang überlege ich, was es mir bringt, nach draussen zu gehen, wenn ich nicht weiss, ob Taehyung auch da ist und deswegen will ich eigentlich auch schon wieder weiter gehen, in mein Zimmer, als ich dessen Stimme auch schon höre.

Er ruft meinen Namen, sodass ich überrascht wieder zur Haustür schaue und den Älteren draussen auf dem Bürgersteig sitzen sehen kann. "Tae!", lächle ich augenblicklich, lasse das Buch achtlos fallen und stürme aus dem Haus. 

"Jungkook!", höre ich meine Mutter erschrocken sagen, doch ich ignoriere sie, als ich über die Strasse renne und Taehyung glücklich um den Hals falle. Ich kann sein tiefes Lachen hören, während er die Umarmung erwidert und ich mich näher an ihn schmiege. "Ich habe dich vermisst", flüstere ich leise gegen seine Schultern und atme tief seinen Geruch an. 

Nebst dem kann ich allerdings auch den Rauch schmecken, weswegen ich mich verdutzt von ihm löse und dann auch die Zigarette in seiner einen Hand sehe. "Du hast versprochen, nicht mehr zu rauchen", schmolle ich beleidigt. 

Ein schiefes, entschuldigendes Grinsen ziert sein Gesicht. "Aber Baby, wie soll ich es denn sonst ohne deine Nähe aushalten?"

"Nenn mich nicht so!", befehle ich mit roten Wangen und blicke nach unten. "Gott, du bist immer noch so süss", lacht er heiter und knufft mich in die Seite. Der Ältere legt seinen Finger unter mein Kinn und drückt es so sanft hoch, dass ich wieder in seine Augen blicke. "Du darfst nicht raus, oder? Deine Mutter sieht uns schon die ganze Zeit an", raunt er mit einem diabolischen Lächeln und seine Augen huschen nebenbei immer zu etwas hinter mir - meine Mutter offensichtlich.

"Die wird nichts sagen, vertrau mir einfach", schmunzle ich genauso leise, "Aber vielleicht sollten wir ihr einen Grund zum zusehen geben?"

Taehyung nimmt einen Zug von seiner Kippe, bläst mir den Rauch ins Gesicht und grinst dabei breit, während ich leicht hustend das Gesicht abwende. "Mir gefällt die Idee", meint er und lehnt sich soweit vor, dass unsere Lippen sich ein kleines bisschen streifen, jedoch nicht wirklich berühren. Ich überbrücke diesen Abstand schliesslich ungeduldig und drücke meine Lippen so verlangend gegen seine, dass er einfach merken muss, wie sehr mir diese Nähe die letzten Tage gefehlt hat.

Seinem Lächeln nach zu urteilen, begreift er es tatsächlich, seine einer Arm schlingt sich um meine Taille, den anderen hält er neben uns ausgestreckt, denn in der Hand hält er die Zigarette. Ich kann den Rauch auf seinen Lippen schmecken, doch es macht mir nichts aus, es sorgt eher dafür, dass ich noch mehr will.

Als ich mich schwer atmend von ihm löse, blickt er kurz in meine Augen, bevor er wieder einen Punkt hinter mir fixiert. "Tag, Mrs. Jeon!", begrüsst er sie, noch immer keuchend, aber mit einem unglaublich breiten, beinahe feixenden Grinsen. "Vielleicht solltet ihr euch langsam wieder verabschieden. Dein Vater kommt jeden Moment, Jungkook."

Ich verdrehe die Augen, antworte jedoch nichts auf ihre Aussage. "Darf ich einmal ziehen?", frage ich stattdessen Taehyung und deute auf die halb gerauchte Kippen zwischen seinen Fingern. "Hatten wir das nicht schon mal? Und danach hast du gehustet und wolltest nicht mehr damit aufhören? Besser, wir wiederholen das nicht nochmals", spottet er lediglich daraufhin, was mich beleidigt wegschauen lässt.

Ich höre ihn seufzen, er dreht meinen Kopf, sieht mir tief in die Augen und hält mir wie letztes Mal die Hand hin, zwischen deren Fingern die Kippe steckt. Während er die Zigarette weiterhin festhält, nehme ich sie zwischen die Lippen und ziehe kräftiger als letztes Mal daran. 

Ich ignoriere das Kratzen in meiner Kehle und den automatischen Reflex, zu Husten, als ich von der Zigarette ablasse, kann allerdings auch gar nicht den Mund öffnen und den Rauch auspusten als er mich in einen Kuss zieht. Seine Zunge fährt über meine Unterlippe, was mich automatisch den Mund öffnen lässt. 

Nach nur wenigen Sekunden lässt er auch schon wieder vor mir ab, lächelt jedoch verschmitzt, während er kleine Ringe aus Rauch in die Luft pustet, welcher zuvor gerade noch bei mir war. 

Einige Sekunden sehen wir uns lediglich tief in die Augen, ich werde von dem Braun der seinen gefesselt und nicht mehr losgelassen, als ich plötzlich den Motor eines Autos hören kann. Erschrocken schaue ich zur Einfahrt der Strasse und springe sofort auf die Füsse, als ich unser Auto erkenne. "Das ist Vater", murmle ich zu Taehyung, der nun verwundert vor mir hockt und zu mir aufsieht. 

Als er meine Worte hört, verdunkelt sich seine Miene. "Ich hasse diesen Mann", murmelt er leise vor sich hin. Ich seufze tief. "Bis heute Abend?", frage ich hoffnungsvoll. Er nickt. "Bis heute Abend", erwidert er und drückt dabei die Zigarette auf dem Asphalt neben sich aus.

Ich höre, wie eine Autotür zuschlägt, dann meinen Vater, der meinen Namen blafft, voller Wut.

Eigentlich will ich mich umdrehen und zurück ins Haus rennen, bevor er mich erreicht, doch Tae umfasst mein Handgelenk und zieht mich wieder zu sich hinunter. "Wenn es dir zu viel wird, dann sag es mir, verstanden? Er kann dich nicht ewig wie einen Gefangenen behandeln", prägt er mir ein.

Ich nicke, schaue hoffnungsvoll in seine braunen Augen und lehne mich vor, um einen letzten Kuss zu ergattern. Bevor sich unsere Lippen allerdings berühren können, packt mich mein Vater von hinten am Kragen und zerrt mich auf die Füsse. "Was habe ich dir gesagt?!", faucht er laut und zieht mich mit, über die Strasse zurück zum Haus.

Ich antworte nichts auf seine Frage, mein Blick klebt wie Kaugummi an Taehyung, der ihn erwidert. Wo ich zuvor noch Liebe gesehen habe, erkenne ich nun Verzweiflung und blanke Wut. Doch wir wissen beide, dass es nichts bringt, wenn er versucht, etwas gegen meinen Vater auszurichten. 

"Jetzt lass sie doch! Sie tuen nichts böses!", höre ich Mum sagen, die bereits an der Haustür stehen muss. "Ich habe gesagt, mit diesem Bengel soll er nichts zutun haben und das wird er auch nicht!", keift Vater bloss und schubst mich beinahe in den Eingangsflur. Stolpernd fange ich mich an der Wand ab und drehe mich um, um Tae noch einmal zu sehen, doch da hat man die Tür bereits laut zugeschlagen.

Forbidden [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt