Spring Day

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How long do I have to wait and how many sleepless nights do I have to spend to see you, to meet you?

Jungkook

Ich tue so, als hätte ich das Klingeln der Türglocke überhört und lasse stattdessen Mum zur Haustür gehen. Währenddessen sitze ich weiterhin gelangweilt am Esstisch und scrolle mich durch die paar Instagram-Bilder, die ich in dieser Stunde noch nicht gesehen habe. Aber was soll ich denn auch anderes machen?

"Jungkook?", ruft Mum mich dann trotzdem und mit einem tiefen Seufzen stehe ich auf. "Was ist denn?", gebe ich zurück und trotte in den Eingangsflur. Mum dreht sich gerade zu mir um und lächelt leicht. In ihrer Hand hält sie einen Briefumschlag, doch anstatt, dass sie ihn mir gibt, wie ich erwartet habe, deutet sie zur angelehnten Tür.

Auf ihren Lippen liegt ein kleines Lächeln, was meine Verwirrung nur noch steigen lässt. "Ist der für mich?", will ich wissen und deute auf den Brief. Sie schüttelt den Kopf. "Er ist nur im falschen Briefkasten gelandet und der nette Junge, der ihn gerade vorbeigebracht hat, würde gerne mit dir reden."

Bevor ich sie etwas weiteres fragen kann, ist sie auch schon an mir vorbeigelaufen und lässt mich allein im Eingangsflur stehen. Zaghaft laufe ich zur Haustür und strecke die Hand nach der Klinke aus, um die Tür zu öffnen.

Als ich sehe, wer vor mir steht, bin ich noch verwirrter. "Was suchst du hier?", frage ich perplex. Taehyung senkt den Kopf und antwortet leise: "Ich wollte mit dir reden..."

Ich sollte wohl verletzt davon sein, wie er einfach gegangen ist, aber das kann ich nicht von mir behaupten. Im Gegenteil, ich bin mehr erleichtert, dass er mich doch nicht so einfach hängen lässt. "Dann rede", fordere ich ihn auf.

Nun sieht er auf, in seinem Blick liegt Hoffnung und auch eine Spur von Reue. "Wie viel Zeit habe ich?", ist das Erste, was er fragt.
Ich schürze die Lippen. "Mein Vater kommt bestimmt in der nächsten Viertelstunde nach Hause", antworte ich schulterzuckend. Er seufzt.
"Es tut mir leid", kommt dann aus seinem Mund, "Ich hätte nicht einfach gehen sollen. Das war dumm und egoistisch von mir."

Das war es auf alle Fälle, irgendwie. Aber selbst wenn, ich kann ihm nicht einmal böse sein für dieses Verhalten. "Ich war nur so... verzweifelt", fügt er mit brüchiger Stimme hinzu.
Ich lege den Kopf schief und mustere ihn fragend. Wieso war er verzweifelt?

Er muss meine Ratlosigkeit bemerken, denn ein kleines Seufzen kommt über seine Lippen. "Ich weiss nicht, was ich unternehmen kann, damit es dir besser geht. Ich bin einfach so hilflos und das macht mich wahnsinnig."

Während ich Taehyung so mustere, bemerke ich auch, wie ihm beim Sprechen die Tränen kommen. Erst jetzt verstehe ich, wie ihn das alles belastet. Ich dachte, ich wäre der Einzige, der unter meinem Vater leidet, aber das stimmt gar nicht. Taehyung lässt es nicht so kalt, wie er immer vorgibt.

Ohne weiter darüber nachzudenken, schlinge ich die Arme um ihn und  ziehe seinen Körper an meinen. Er tut es mir gleich und ich spüre, wie er sein Gesicht an meiner Schulter vergräbt. Offensichtlich ringt er um Fassung. "Ich wünschte, ich könnte irgendetwas für dich tun", nuschelt er gegen den Stoff meines Shirts.

Ich lächle leicht und streiche durch seine Haare. "Es reicht bereits, wenn du einfach bei mir bist", antworte ich.

Er seufzt und löst sich von mir. "Du fehlst mir", murmelt er und legt eine Hand an meine Wange, "Ich kann dich immer nur sehen. Ich will dich umarmen, küssen, ich möchte dir verdammt nochmals zeigen, wie sehr ich dich liebe - Wie lange muss ich warten, bis ich das tun kann?"

Ich komme nicht zum Antworten, als Mum sich hinter mir geräuschvoll räuspert. Verdutzt drehe ich mich zu ihr um. "Du hast zugehört?", frage ich, als ich sie im Flur stehen sehe. Daraufhin zuckt sie unschuldig mit den Schultern, was wohl ja bedeutet.

Sie gesellt sich zu mir und legt mir die Hand auf die Schultern. "Wenn du uns nicht immer ignorieren würdest", meint sie halblaut an mich gerichtet, "Könntest du ihm jetzt wohl antworten, dass du heute Abend alleine zuhause sein wirst."

"Wie bitte?"

Mit einem Lächeln nickt sie auf meine Nachfrage. "Wir haben gestern beim Abendessen davon geredet, aber du hast das anscheinend nicht mitgekriegt. Wir werden bis morgen Mittag weg sein."
Mit diesen Worten hält sie mir einen einzelnen Haustürschlüssel hin, den ich ihr mit grossen Augen abnehme.

"Und du wirst Vater nichts davon erzählen?", frage ich nach, woraufhin sie den Kopf schüttelt. "Ihr müsst nur aufpassen, dass er es nicht herausfindet."

Von dem Schlüssel in meiner Hand, wandert mein Blick zu Tae, der erst meine Mutter anschaut, dann mich. "Wann soll ich vorbeischauen?", fragt er neugierig. Mit einem vorfreudigen Lächeln drehe ich das kleine Stück Metall in meinen Händen, was für mich Freiheit ist. "So gegen sieben?"

"Erwarte mich", murmelt er, woraufhin ich nicke.
Dann nimmt er die Hand meiner Mum und drückt sie. "Danke", meint er an sie gerichtet, was Mum mit einem Lächeln quittiert.
Erneut schweifen seine Augen zu mir. "Ich liebe dich, das weisst du doch, oder?", fragt er nach. Mit einem kleinen Lachen nicke ich.
"Könnte ich das denn jemals vergessen?"

"Nein. Und wenn doch, prügle ich es dir in deinen Schädel", zwinkert Tae und hüpft dann schon die Stufen hinab, zur Strasse. Seine Worten bringen mich endgültig zum Lachen, sodass ich erst dann amüsiert antworten kann, als er schon bei seiner eigenen Haustür steht und frech grinsend zu uns zurück schaut.

"Wie romantisch."

××××
Entschuldigt, wenn ich auf Nachrichten und Kommentare nicht antworte, aber ich habe hier kein Internet, die meiste Zeit und wenn, dann werde ich bombardiert😂💞

Forbidden [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt