Prolog

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Lächelnd laufe ich durch die verregneten Straßen Great Falls', Montana. Außer einem Supermarkt, einer kleiner Bar und ein paar sonstigen Läden gibt es hier nicht viel. Und doch ist es mein geliebtes Zuhause.
Das prasselnde Geräusch der Tropfen die auf meinen Regenschirm fallen beruhigen mich irgendwie. So stelle ich mir einen guten Sonntag Nachmittag vor. Regnerisch und gemütlich. Nur noch zwei Straßen und genau 5 Häuser und ich kann mich zuhause endlich auf die Couch kuscheln. Hätte Jensen mich gestern Abend nicht angerufen um mit mir ins Kino zu gehen, würde ich jetzt auch schon längst zuhause sein. Ich sollte mich aber lieber nicht beschweren, da Jensen mir gestern wieder einmal alles bezahlt hat. Obwohl einfach entspannt auf der Couch liegen auch ein verlockende Gedanke ist. Das Klingeln meines Handys unterbricht meine Gedanken eines entspannten Nachmittages auf der Couch.
>> Mum? Keine Sorge, ich bin gleich zuhause <<
Ein leichtes Lachen dringt durch den Hörer. Mum ist so ein unglaublich fröhlicher Mensch, doch wirklich Lachen habe ich sie schon länger nicht mehr gehört.
>> Das will ich auch hoffen. Ich hab Ravioli gemacht <<
Sofort fange ich an zu grinsen. Ravioli ist wohl auch das einzige das sie kann. Naja... Ravioli und Steak. Noch bevor ich anfangen kann, mich darüber lustig zu machen das sie eigentlich nur zwei Gerichte kochen kann, höre ich Krach im Hintergrund des Gespräches. Ich höre Mums Atem beschleunigen.
>> Was willst du hier? <<
Gleich nach ihrer Frage höre ich Klirren. So wie als hätte jemand ein Glas zerbrochen.
Etwas geschockt bleibe ich an der Ampel stehen, die gerade auf rot umgesprungen ist.
>> Ich hab ein Recht darauf dich zu sehen <<
Ich muss meinen Hörer ein wenig von meinem Ohr halten um der lauten Stimme meiner Mum zu "entweichen".  Mit wem redet sie da nur?
>> Du hast ein Recht auf gar nichts << eine laute männliche Stimme ist zu hören.
Ohne groß darüber nachdenken weiß ich sofort zu wem sie gehört. In dem Bruchteil einer Sekunde fange ich an los zu laufen. Dabei werde ich fast von einem Auto überfahren, das in letzten Moment noch bremsen konnte. Ich sprinte die Straßen lang. Dabei verliere ich meinen Regenschirm, was eigentlich kein so großer Verlust ist. Mir ahnt übles.
>> Ich habe keinen Bock mehr auf die ganze Scheiße die du abziehst <<
Und da macht sich die üble Befürchtung bezahlt. Während dem Rennen höre ich ich die beiden nur streiten. Sie schreien sich gegenseitig an. Anscheinend hat Mum das Handy weg gelegt denn ich höre sich nun ein wenig leiser.
>> Hör endlich auf mit deinen Spielchen. Damit bringst du es zu nichts <<
Ich höre Trauer in der Tonlage meiner Mum was mich kurze Zeit langsamer werden lässt. Danach höre ich es Klicken.
>> Nein! Tu es nicht ... << Mums Angst iat nicht zu überhören >> Bitte, ich flehe dich an << sie wird leiser.
Kurz danach sagt noch jemand etwas. Ich kann es aber nicht versehen. Doch in mir herrscht gerade Alarmstufe rot.
>> Es tut mir Leid Ava <<
Danach flüstert er noch etwas aber auch das kann ich nicht verstehen.
>> Jasmine...! <<
Verzweifelt ruft sie meinen Namen. Es klingt so als wolle sie noch etwas sagen. Aber dann...
Ich höre wieder ein leises Klicken und dann einen Schuss. Es hallt in meinen Ohren hin und her. Unbeholfen stolpere ich und schlitere den nassen Asphalt entlang. Dabei fällt mir mein Handy aus der Hand. Alles in meinem Körper brennt unheimlich stark. Schmerzerfüllt robbe ich zu meinem Handy. Der Display ist vollkommen zersplittert. Stöhnend stehe ich auf und stopfte das Smartphone einfach in meine Hosentasche. Wieder renne ich los. Es sind noch drei Häuser an denen ich vorbei muss.
Ein Blitz zuckt auf und kurz danach kommt der schrecklich laute Donner. Vollkommen durchnässt stehe ich vor dem Gartentor. Mit dem Fuß kicke ich es sanft zur Seite und taumel zu der Haustür hin. Sie steht offen. Schon jetzt bildet sich ein Klos in meinem Hals. Noch nie hatte ich vor etwas so sehr Angst wie davor. Mit der Handfläche drückte ich die Tür auf. Ich nehme meine Hand weg und zurück bleibt ein blutiger Handabdruck kleben. Langsam betrete ich das kleine Einfamilienhaus. Alles ist still, nur mein Atem ist zu hören. Ich schaue auf den Boden und bemerke blutige Fußabdrücke. Wieder beschleunige ich mein Tempo und steuer das Wohnzimmer an. Dort angekommen kämpft sich mein Herz zusammen und mein Atem bleibt schlagartig weg.
>> Mum! <<
Tränen laufen mir übers Gesicht. Weinend setze ich mich zu ihr auf den Boden. Ich sitze in mitten ihres Blutes. Mit zittrigen Händen hebe ich ihren Kopf an und lege ihn auf meinen Schoß. Ihre leblosen Augen sind zur Seite gerichtet. Bitterlich schluchzte ich auf.
>> Nein, nein, nein... Wieso du?! <<
Immer mehr Tränen laufen mir übers Gesicht.
>> Neiiiiin!!! << ich schreie alles aus mir heraus.
Ich schreie so laut ich kann und so bitterlich es geht. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib.

Herzblut || Pausiert ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt