Kapitel 23

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Geschockt sah ich in sein Gesicht. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Was er getan hatte? Das, auf das ich schon ewig gewartet hatte. Das, wovon ich so oft geträumt hatte. Das richtige hatte er getan! Er hatte das richtige getan verdammt!!
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen drehte er sich um und ging langsam weg. Stumm sah ich ihm nach. Dieser Schmerz gerade tat noch mehr weh, wie als ich vor ein paar Stunden Kathrin jenen gelernt hatte und er mich kleine Schwester genannt hatte. Nein! Das gerade jetzt tat viel mehr weh als alles was ich bereits erlebt hatte. Keinen Schlag von Jack konnte man mit diesem Schmerz vergleichen. Das, war seelischer Schmerz.

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>> Wie war die Party? <<
Erwartungsvoll sah Max in den Rückspiegel. Ich vergrub meinen Kopf noch mehr in meinen Mantel als es überhaupt ging. Serena sah kurz zu mir und dann zu Max.
>> Ganz nett << antwortete meine Freundin für mich.
Kurz lachte Max. Gleich danach aber machte sie Musik an.
>> Schreibt bitte Leyla das sie morgen Nachmittag zu Hause sein soll <<
Dann lies sie es mit reden. Das war besser so. Ich hatte keinen Bock mehr zu reden. Ich hatte keinen Bock auf gar nichts mehr. Behutsam strich Serena mir über den Arm. Leicht drehte ich meinen Kopf zu ihr und zwang mir ein Lächeln auf. Sofort als sie mein Gesicht sah umarmte sie mich so weit es ihr angeschnallt im Auto möglich war.
>> Nicht weinen << flüsterte sie dabei in mein Ohr.
Weinen? Ich weinte doch gar... Oh. So langsam spürte ich die nassen Tropfen die meine Wange hinunter flossen. Schnell wischte ich sie weg und drückte Serena leicht von mir. Was war das gerade von ihr? Fürsorge? Mitleid? Was es auch war, es fühlte sich gut an.
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Am Haus angekommen sprangen Serena und ich sofort aus dem Auto. Schnell sprinteten wir beide hoch in mein Zimmer. Ein klein wenig aufgebracht schmiss Serena ihre Jacke in die Ecke.
>> Ich kann es nicht fassen das er so eine Scheiße abgezogen hat <<
Im Auto hatte ich mir überlegt eine lange Diskussion zu sparen und Serena einfach zu schreiben was passiert war. Dabei ließ ich den Kuss mit Jacob aber gekonnt aus. So gut kannte ich sie nun auch wieder nicht als das ich ihr alles beichten würde.
Still setzte ich mich auf die Bettkante. Den Mantel hatte ich immer noch hoch bis zur Nase gezogen. Serena drehte sich zu mir um.
>> Hat Jared vielleicht irgendwas gesagt? Also warum er das getan hat <<
Stumm schüttelte ich den Kopf. Ich hatte keine Ahnung was mit mir passiert war. Es war wie eine Schockstarre. Meine Freundin setzte sich zu mir. Zusammen starrten wir kurze Zeit einfach nur an die weiße Wand vor uns. Dann drehte Serena sich zu mir und sah mich innig an. Eine Zeit lang beobachtete ich sie nur aus dem Augenwinkel heraus. Bis ich mich dann dich entschloss ihr ins Gesicht zu schauen.
>> Jasmine, du kannst mir vertrauen << flüsterte sie so leise das selbst ich es fast nicht verstand.
Unbemerkt schluckte ich. Die Erinnerung kam wieder hoch und ein Schauer lief mir über den Rücken.
>> Das hat er auch gesagt << krächzte ich.
Ich sah auf meine zitternden Hände herab. Serena bemerkte nein unwohles Gefühl und griff nach meinen Händen.
>> Aber ich meine es ernst. Du kannst mir zu 100% vertrauen und ich verspreche dir, ich werde dir niiiiiiemals weh tun <<
Ich sah wieder zu ihr auf. Ohne zu zögern befreite ich meine Hände aus ihrem sanften Griff und machte den Reißverschluss meines Mantels auf. Langsam ließ ich ihn über meine Schultern hinab gleiten. Dabei ließ ich Serenas Augen keine Sekunde lang unbeobachtet. Schweigend betrachtete sie meinen Hals.
>> Hat er...? <<
Weiter kam sie nicht da ich einfach zustimmend nickte. Sie sah mir wieder in die Augen. Langsam hob sie ihre Hand und ging damit an meinen Nacken. Behutsam zog sie mein Gesicht zu sich. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, da lagen ihre Lippen schon auf meinen. Der leicht bitterliche Geschmack von Bier war sofort auf meinen Lippen zu schmecken. Ich schloss meine Augen. Ich wusste nicht wieso ich das tat, aber sie hatte ihre Augen auch geschlossen also machte ich es ihr mal nach. Sir rutschte ein wenig näher zu mir und fing dann an ihre Lippen zu bewegen. Der Kuss war zart, langsam und komplett ohne Zunge. Sanft biss sie mir in die Lippe. Während dem küssen konnte ich ihren kalten Piercing genau spüren.
Nach gefühlten fünf Minuten hörte der Kuss auf. Schlagartig öffnete ich wieder meine Augen. Serena öffnete ihre ganz langsam. Dann sah sie in meine und sagte erstmal nichts. Stumm nahm sie ihre Hand von meinem Nacken, blieb mir aber immer noch so nah wie sie es während des Kusses war. Ich konnte es mir nicht mehr verkneifen und fing an zu kichern.
>> Wieviel hast du getrunken? <<
Serena stieg mit mir ein. Dann fing sie sich wieder und sah mich grinsend an.
>> Nicht sehr viel, ich wollte dich nur ablenken <<
Etwas entspannt setzte ich mich nach hinten.
>> Du meinst wohl irritieren <<
Schmunzelnd sah Serena mich an.
>> Tut mir Leid. Aber ich wollte dir beweisen das du nicht die einzige verrückte hier bist <<
Ich fing an zu lachen. Sie hatte recht. Wie waren beide ziemlich verrückt. Nur das ihre Arten jemanden abzulenken tausend mal komischer waren als ich es mir denken könnte. Ich wäre nie auf die Idee gekommen sie zu küssen. Mir war vollkommen klar das Serena bi war, trotzdem vertraute ich darauf das sie keinerlei Gefühle für mich hatte. Sie war einfach nur ein sehr aufgeschlossener Mensch.
>> Was ist jetzt Jasmine? <<
Ich drehte mich zu dem Mädchen vor mir.
>> Was soll jetzt sein? <<
Ich lachte sie an. Sie legte ihren Kopf schief und sah mich ein wenig doof an.
>> Ich hab gefragt ob wir einen Film schauen möchten? <<
Ach hatte sie das? Also entweder war ich taub oder sie hatte mit der Wand geredet.
>> Äh ja klar <<
Schnell stand ich auf und lief zur Tür.
Ich würde ihr das mit Jacob wohl nie erzählen. Dafür wusste ich aber das ich ihr vertrauen konnte und das reichte mir... Obwohl ich ihr ein paar Sachen verschwiegen hatte.

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