Kapitel 40

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>> Das hier? <<
Ich drehte mich um. Vor mir stand Serena in einem vorne lang eng anliegenden silbernen Glitzerkleid. Das Ende des Kleides ging ihr bis zu den fußknöcheln und ihre Schultern wurden zur Hälfte schön freigelegt. Serena drehte sich um und ich erblickte den Rücken des Kleides. Dieser war bis kurz vor dem Po freigelegt, aber wurde mit silbernen, wie Diamantenkettenartigen Bändern zusammengehlten und betonte damit ihre Figur schön.
>> Okay also das ist sehr elegant. Ich weiß zwar das ihr Essen geht aber ich glaube danach seit ihr noch draußen oder bei ihm also sag mir mal wie gut du aus dem Kleid wieder raus kommst <<
Meine Freundin sah mich einem böse funkelnden jedoch auch lachenden Gesicht an. Dann wand sie sich aus dem Kleid wieder raus, was mehrere Sekunden dauerte und warf es dann auf mich.
>> Wir überstürzen doch heute nichts << sie nahm sich das nächste Kleid vom Hacken und drehte sich dann schnell zu mir um >> Oder glaubst du doch? <<
Meine Antwort kam in Form eines stillen Schulterzucken.
Nachdem sie ihr nächstes Kleid angezogen hatte, poste sie wieder ein wenig vor mir. Ihr Kleid ging ihr bis kurz vor die Fußknöchel. Von unten herauf war der dunkelblaue Stoff sehr seidig und glatt; an den Hüften dann wurde er ganz eng, so als wäre dort der Beginn eines Korsetts. Weiter nach oben ging es dann sehr eng weiter bis zu den Achseln und machte einen ziemlich tiefen Ausschnitt. Über Schultern und Ausschnittsfläche hinweg zog sich ein durchsichtiger, schwarzer Netzteil dieser mit kleinen glitzernden Steinchen versehen war, womit es fast so aussah wie auf einem Sternenhimmel.
>> Serena... das Kleid ist einfach wunderschön <<
Fröhlich drehte sie sich im Kreis womit der Stoff sich ein wenig nach oben bäumte und es aussah wie als hätte sie eine Art Unterrock eines Ballkleides an.
>> Findest du? <<
Ich legte das Kleid, dass sie vorhin auf mich geschmissen hatte, sanft zur Seite.
>> Ja ich liebe es <<
Serena machte einen kleinen Knicks vor mir und begann dann zu lachen.
>> Danke << sie hob das Kleid neben mir auf << Das Beste daran ist, ich komme da total leicht raus <<
Auf diese Aussage begannen wir beide zu lachen. Danach stand ich auf und begutachtete ihre Haare.
>> Was hältst du davon mich etwas ausprobieren zu lassen? <<
Zustimmend nickte sie >> Ich gehöre ganz dir <<
Lächelnd legte ich von hinten beide Hände auf ihre Arme und lotste sie zu ihrem großen Schminktisch. Sie setzte sich auf ihren gepolsterten Drehstuhl und warf ihre Haare komplett zurück.
>> In den beiden Schubladen sind Bürsten, Haargummis und alles was du gebrauchen kannst <<
Sie zeigte auf die beiden linken unteren Schubladen des Tischchens. Ich machte die obere auf und holte mir gleich eine Haarbürste heraus. Langsam fing ich an ihr seidiges Haar durch zu kämmen. Dann nahm ich die vordersten Strähnen, lies aber links und rechts kurz vor dem Ohr zwei kleine dort, und befestige sie mit einer großen Klammer oben am Kopf.
>> Hast du einen Lockenstab? <<
Sie nahm meine Hände von ihren Haaren und stand auf.
>> Ja ich hole ihn schnell <<
Mit diesen Worten steuerte sie die Wendeltreppe an und ging nach unten in ihr Zimmer. Durch das Loch im Boden konnte ich sehen das sie ins Bad lief. Währenddessen legte ich ein paar Schminksachen womit sie ihre blauen Augen und ihre vollen Lippen dezent aber schön betonen konnte. Nach ungefähr einer Minute war sie wieder oben und steckte den Lockenstab an einer der drei Steckdosen neben ihrem Schminktisch an. Gleich nachdem er heiß genug war nahm ich den Lockenstab in meine Hand. Ich rückte Serena auf ihrem kleinen Stuhl wieder in die richtige Richtung und began einzelne ihrer Spitzen in den Stab einzudrehen. Nachdem dies hinten geschafft war und sich alles toll lockte, nahm ich mir die zwei einzelnen vor ihren Ohren vor und schaltete das Eisen danach wieder aus. Vorsichtig löste ich die Klammer oben von ihren Haaren und kämmte die Strähnen noch einmal durch. Aus der unteren Schublade entnahm ich mir eine Klammer diese ich mir zwischen die Lippen klemmte. Die linke Strähne befestigte ich wieder an ihrem Kopf und drehte Serena dann so, dass ich ihre ganze rechte Kopfhälfte sehen konnte. So gut ich konnte flechtete ich die Strähne an ihrem Kopf entlang nach hinten. Fertig nahm ich dann die Klammer, die zwischen meinen Lippen klemmte, und machte damit vorübergehend ihre Haare fest. Gleich danach nahm ich mir noch eine Klammer und zog die gleiche Prozedur dann an der anderen Seite durch. Noch während ich nach einem dünnen Haargummi suchte bemerkte ich wie Serena zu einem Satz ansetzte.
>> Wo hast du das gelernt? <<
Schnell wurde ich fündig und band die beiden geflochtenen Strähnen zusammen. Dann suchte ich nach einer Klammer für ihre Haare.
>> Meine Mutter hat in einem Friseursalon gearbeitet und - <<
Ich fand eine Klammer an der eine Rose in einer wunderschönen dunkelblauen-lila Mischung befestigt war.
>> Ah das passt ja << flüsterte ich vor mich her und begann dann weiter laut zu reden >> - und immer wenn sie nichts zu tun hatte, hat sie den Puppenköpfen neue Frisuren gemacht und mir dann auch vieles beigebracht <<
Ganz vorsichtig befestigte ich die Klammer über dem Haargummi und betrachte dann mein Werk.
>> Vermisst du sie? <<
Serenas Frage löste ein kurzes Gefühl der Trauer in mir aus, dass aber dann gleich wieder unterdrückt wurde.
>> Es vergeht kein Tag an dem ich sie nicht vermisse <<
Links unter dem Spiegel stand eine Flasche Haarspray. Diese nahm ich mir dann gleich und verteilte die klebrige Flüssigkeit über Serenas Haare. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Serena mich anschaute und hörte dann wie sie schnaufte.
>> Ich vermisse meine Mutter auch <<
Sie sagte es so leise das ich am Anfang fast nichts verstehen konnte. Irgendwo in Serena war etwas kaputt, das wurde mir jetzt klar, aber sie selbst kam trotzdem ganz gut damit klar. Ich erinnerte mich an dem Tag an dem wir uns kennen gelernt hatten. Ich mochte sie damals vom ersten Moment an weil ich einfach eine Verbindung zwischen uns spürte, so als würde sie mich verstehen. Es erschütterte etwas in mir wenn mir klar wurde das unsere Verbindung der Verlust einer Mutter ist.
>> Und wie sieht es aus? <<
Mit ihren Worten riss sie mich aus meinen Gedanken. Ihre kurze Trauer die ich vorhin bei ihr gespürt hatte war wie weggeblasen. Ich begann zu lächeln und drehte sie so das ihre Frisur zum großen Spiegel zeigte. Dann nahm ich einen kleinen Spiegel und gab ihn ihr damit sie mein Meisterwerk betrachten konnte.
>> Oh mein Gott Jas das ist wunderschön <<
Rasch stand sie auf um mich zu umarmen.
>> Dafür schenk ich dir ein Kleid <<
Lachend sah ich ihr nach wie sie zu ihren Kleiderständer ging.
>> Mach mal langsam sonst hast du bald keine Klamotten mehr <<
>> Also erstmal << sie kam wieder zurück << je weniger Klamotten ich noch im Schrank habe desto mehr kann ich nochmal shoppen gehen. Zweitens, das hier ist die Unterwäsche zu deinen neuen Bhs << sie lies einfach alle vor meine Füße fallen >> und dann probierst du das bitte noch an und wenn es dir gefällt darfst du es behalten <<
Vor mir hielt sie an einem Kleiderhacken hängend ein weinrotes Kleid. Ich verkniff mir meine Worte dazu und nahm es einfach an mich.

Ich hatte es an. Der weiche rote Stoff ging bis kurz vor die Knie, wo er auf der rechten Seite noch einen Schnitt nach oben hin machte. Wie bei Serenas Kleid wurde es ab der Hüfte an ganz eng und ging bis unter die Achseln. Die zwei Träger hielten das Kleid oben und der Ausschnitt machte eine gute Aussicht auf mein Dekolleté. Er war nicht so tief wie bei Serena aber machte trotzdem viel her.
>> Du siehst einfach fabelhaft aus. Wenn Jace dich darin sieht fallen ihm die Augen raus <<
Mit einer Hand drückte sie meine Wangen zusammen sodass meine Lippen eine Schnute machten.
>> Roter Lippenstift würde dazu perfekt passen. Mal sehen ob ich noch einen habe <<
Sie wirbelte herum und kramte einen hervor, den sie mir dann in die Hand drückte.
>> Hier, ich werde nach einer Tüte für alles sehen <<
Bevor sie wieder abhauen konnte hielt ich sie am Arm fest.
>> Ich kann das alles nicht annehmen das ist einfach zu viel <<
Meine Freundin lächelte mich weich an >> Ich will die Sachen dir einfach schenken << kurz machte sie eine Pause >> Seit ich dich kenne sehe ich den Schmerz tief in dir. Du bist über all das nicht ganz weg und da ich bezweifle das du darüber reden willst, möchte ich dich einfach in anderer Weise glücklich machen <<
Mit diesen Worten ging sie und lies mich alleine auf dem Teppich stehen. Sie war so schnell weg das ich keine Zeit hatte darauf etwas zu antworten. Nach ein paar verstrichenen Sekunden ging ich etwas voran und betrachtete mich im Spiegel. Serena hatte Recht wenn sie meinte das dieses Kleid wunderschön war. Es würde wahrscheinlich niemals einen Moment in meinem Leben geben wo ich das anziehen könnte aber trotzdem war es schön zu wissen es in Reserve zu haben.
-
Der schwarz lackierte Mercedes fuhr vor und Damian stieg aus. Er hatte eine schwarze Jeans an und einfach ein weißes Hemd darüber, was er aber nicht in die Hose gesteckt hatte. Serena begann neben mir ganz hibbelig zu werden. Sie lächelte mich mit ihren in rosé getunkten Lippen an.
Neben uns tauchte auf einmal Blear auf, die vor einer halben Stunde gekommen war.
>> Bevor du gehst will ich noch kurz mit dir reden <<
Verärgert schnaufte Serena, folgte Blear aber trotzdem in die Küche. Während die beiden redeten zog ich meine Schuhe und meine Jacke an. Ich warf mir den Rucksack um die Schultern, den mir Serena mit den Klamotten darin gegeben hatte.
>> Ich will einfach nur das du auf dich aufpasst okay? <<
Ich hörte wie Blear ihrer Schwester dem Anschein nach eine Ansage machte.
>> Jaja <<
Das war dass einzige was ich Serena sagen hörte während sie wieder zu mir kam. Dann atmete sie zweimal tief durch und machte dann die Haustüre auf. Kurz blickte sie noch zu mir und umschloss mit ihren zarten Fingern dann ihre glitzernde Clutch. Langsam lief sie aus dem Grundstück heraus. Durch das Fenster sah ich wie Damian sich lächelnd an die Brust griff und leicht nach hinten stolperte, so als hätte er einen Herzinfarkt wegen Serenas Schönheit.
>> Komm ich fahre dich nach Hause <<
Ich drehte mich um und erblickte Blear, die sich gerade ihre Lederjacke über die Arme zog. Noch ein kurzer Blick nach draußen zu dem Traumpaar das gerade ins Auto stieg und dann folgte ich auch schon Blear runter in die Tiefgarage. Sie stieg in ihr Auto und knallte dann lauthals die Tür zu. Ebenfalls setzte ich mich in das Auto, schloss die Tür aber ganz sanft. Ich sah zu wie Blear auf einen Knopf drückte und so das Garagentor öffnete. Dann drückte sie voll aufs Gas und fuhr mit quietschenden Reifen los. Durch den plötzlichen Ruck knallte ich mit dem Kopf gegen meinen Sitz. So langsam wurde mir klar woher Serena das mit dem schnell fahren hatte.
Mit 100 km/h fuhren wir durch die Wohngegend, rauf auf die Autobahn.
>> Wo musst du hin? << fragte Blear während sie eine Zigarette aus der Mittelkonsolenablage holte und sie anzündete
>> Ähm es wäre nett wenn du mich bei dem Fotogeschäft, neben dem Supermarkt rauslassen könntest <<
>> Geht klar << antwortete sie mit dem stinkenden Ding zwischen ihren Lippen
Sie nahm einen tiefen Zug und atmete ihn gleich danach auch aus. Der ganze Rauch flog mir ins Gesicht und ich musste unwillkürlich husten. Wieder mit quietschenden Reifen fuhren wir in den Ort hinein. Das war ja aufregender als auf einer Achterbahnfahrt.
Angekommen sagte ich noch kurz 'Danke' und stieg dann sofort aus. Schnell sog ich die frische Luft ein und war dankbar dafür keinen zu kennen der ständig raucht. Dann gleich ging ich in den Laden. Es dämmerte bereits. Es würde kein Bus mehr fahren wenn ich nicht in einer halben Stunde fertig sein würde. Die Bushaltestelle war gleich neben dem Laden was so gesehen wirklich praktisch war. Drinnen angekommen ging ich gleich zu den drei Fotoautomaten die dort standen und schloss mein Handy an. Ich wählte Bilder mit Mum, die schöne Erinnerungen bargen. Dann noch welche mit Serena, Leyla, Simon, Max und das Bild heute von Jace und mir im Auto. Während das Geräusch des Druckers kam hörte ich zwei bekannte Stimmen hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte Jammy mit einem Mann ein paar Gänge weiter reden. Ich kannte die Stimme des Mannes aber ich wusste nicht woher. Jenny sah ziemlich ernst aus so als würden sie über etwas wirklich wichtiges reden. Ich verstand nicht was die beiden sagten aber die Stimme des Mannes jagte mir Gänsehaut auf Arme und Beine. Die Stimme erinnerte mich an Jack. Aber warum sollte Jammy mit einem von Jacks Leuten was zu tun haben?

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