Kapitel 25

54 13 3
                                    

Donnerstag

Mein Herz klopfte schneller gegen meine Brust als ich die schwere Glastür der Polizeistation öffnete. Selbstsicher jedoch trat ich an das leicht abgerundete Pult an dem ein Officer saß und in den Bildschirm vor ihm starrte. Dann schien er mich zu bemerken und bewegte sich ein wenig vom Computer weg.
>> Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen? <<
Er sah ziemlich freundlich aus. Jedoch zeigte ich ihm keineswegs das ich ihn nett fand.
>> Hallo, mein Name ist Jasmine Payne. Könnte ich bitte Officer Kim Benzon sprechen? <<
Ich sah auf seinen Hals. Er hatte ein mittelgroßes weißes Plaster dort kleben. Was ihm wohl passiert war!?
>> Sie meinen wohl Detectiv Benzon? <<
Sofort wand ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die strahlend blauen Augen des Mannes. Zögerlich nickte ich. Hoffentlich könnte sie mir weiter helfen.
>> Sie ist in ihrem Büro. Ich rufe sie mal kurz an <<
Konzentriert wand er sich dem schnurgebundenen Mobiltelefon zu. Er legte den Hörer an sein Ohr und schon wieder Schlug mein Herz einen Ticken höher. Ich hörte dem Gespräch der beiden gar nicht zu sondern sah mich ein wenig in der Polizeistation um. Alles war noch genau dort wie ich es in Erinnerung hatte (siehe Kapitel 1). Es waren erstaunlich wenig Leute hier. Außer dem Officer an dem Pult konnte ich nur ein oder zwei andere Polizisten ausfindig machen.
>> Miss Payne <<
Etwas überrascht sah Detectiv Benzon mich an. Ich hatte sie gar nicht kommen hören. Kaum sehbar lächelte ich und folgte ihr ohne ein weiteres Wort in ihr Büro. Dabei gingen wir an der Wand vorbei, an der vor fast zwei Monaten noch mein Plastikstuhl stand auf dem ich die Nacht lang gesessen hatte. Es war nicht sonderlich groß, ihr Büro. Gleich links von der Tür stand der schwarze Schreibtisch. Tür und "Wand" waren beides aus Glas jedoch war davor ein zur Hälfte herunter gezogener Rollo. Freundlich bot sie mir an Platz zu nehmen was sie dann auch hinter ihrem Schreibtisch tat.

>> Es freut mich das du hier bist Jasmine. Das zeigt mir das du uns und unserer Arbeit vertraust <<
Naja, sie sollte sich nicht all zu viel Hoffnung machen. Der Polizei vertraute ich nach wie vor nicht doch ich hoffte das sie mir helfen könnte.
>> Ich wollte fragen ob Sie mir vielleicht helfen können? <<
Sie runzelte die Stirn.
>> Wobei denn? <<
Ich sah zur Seite. Ich wusste nicht wirklich wo ich anfangen sollte.
>> Könnte ich... ähm, die Akte von Jammy Michael sehen? <<
Erst verstand Kim nicht wirklich wen ich meinte, aber dann schien ihr ein Licht aufzugehen.
>> Tür mir Leid aber ich kann dir nicht einfach so eine Akte von wem zeigen <<
>> Und was ist wenn ich Ihnen im Gegenzug Informationen über Jack liefere? <<
Kim lehnte sich über den Tisch.
>> Das ist kein Tauschhandel Jasmine. Wenn du wichtige Informationen hast solltest du sie uns verraten damit wir noch mehr von seinen Leuten verhaften können aber in die Akte dieses Jungen las ich dich nicht sehen <<
Woher wusste sie das Jammy nur ein Junge war? Er hätte so gut auch ein vierzigjähriger Mann sein können.
Ich wollte gerade noch etwas dazu sagen, da ging die Türe auf. Ich drehte mich nicht um, um zu sehen wer es war.
>> Könnte ich Sie mal kurz sprechen...? <<
Eine zierliche weibliche Stimme erklang hinter mir und Kim nickte stumm.
>> Warte bitte kurz hier auf mich <<
Mit diesen Worten stand Kim auf, ging und schloss die Tür hinter sich.
Sofort sprang ich auf und ging um den Schreibtisch herum. Ich hatte das wahrscheinlich größte Glück der Welt das er bereits entsperrt war. Kurz sah ich noch zur Tür ob sie auch wirklich zu war. Dann begutachtete ich den Bildschirm. Die Maus führte ich langsam zu den Ordnern und klickte drauf. So schnell wie es mir nunmal möglich war laß ich die einzelnen Beschreibungen der weiteren kleinen Ordner. Kurz danach hatte ich ihn auch endlich gefunden. Ich klickte auf seine Akte und erstmal passierte nichts. Sofort klickte ich wieder drauf. Dann endlich bemerkte ich den kleinen Link in der oberen rechten Ecke des Bildschirmes. Kurz sah ich nochmal über den Computer hinweg zur Tür. Immer noch zu. Dann widmete ich mich wieder diesem Akten Problem. Wieder klickte ich auf die Akte und wiedermal erschien nur dieser Link.
>> Öffnen der Akte nicht möglich << las ich leise vor.
Ich klickte auf den Link und geriet auf eine mir unbekannte Seite.
>> Unbefugte Akte. Einsicht nur durch die Einverständnis eines Richters << flüsterte ich vor mir her.
Unbefugte Akten haben sonst nur Jugendstraftäter.
Klick. Die Klinke wurde herunter gedrückt und ich zuckte stark zusammen. Die Tür wurde etwas geöffnet und ich schloss so schnell es ging alle Seiten die ich geöffnet hatte. Kim stand im Türrahmen mit dem Rücken zu mir. Die Hand immer noch an der Klinke. Blitzschnell stand ich auf, sprintet schon fast um den Tisch herum und setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Mein Herz schlug mir bis zum Hals hinauf.
>> Bitte mailen Sie mir die Datei, dann können wir weiter reden <<
Im Hintergrund hörte ich Kim immer noch mit der jungen Frau von vorhin reden. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und mir eine Weiterführung des Gesprächs mit dieser Frau zu überlegen.
Kim hatte anscheinend ihr Gespräch beendet denn sie kam wieder ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Schweigend ging sie wieder zum Schreibtisch und setzte sich auf ihren Stuhl. Hoffentlich hatte sie nichts mitbekommen. Ich musste zugeben, in dem Moment hatte ich schon ein wenig Angst.
>> Jasmine ich würde es wirklich sehr begrüßen das wenn du Informationen hast, sie uns auch sagst. Andererseits kann ich dir nur sagen das dieses Gespräch damit beendet ist <<
Hatte sie auf einmal schlechte Laune bekommen? Tief atmete ich durch.
>> Das einzige was ich weiß ist, dass Jack etwas plant. So wie eine Flucht aus den Staaten oder ähnliches <<
Ich bekam keine Antwort. Dann wohl nicht. Langsam stand ich auf und lächelte Kim falsch an.
>> Danke trotzdem <<
Sie nickte mir ebenfalls lächelnd zu. Ich drehte mich um und steuerte die Tür an, griff nach der Klinke und drückte sie runter. Kurz bevor ich den Raum verlassen konnte, sagte Kim noch etwas zu mir.
>> Wenn du noch etwas wissen solltest, kannst du mich immer telefonisch erreichen <<
Ohne darauf zu reagieren ging ich einfach weiter und schloss die Tür hinter mir. Draußen angekommen setzte ich mich sofort in den Bus, der glücklicherweise gerade gekommen war und verfiel sofort wieder in Gedanken.

War ich hier etwa im falschen Film? Jammy war ja bestimmt vieles aber ganz sicher kein Jugendstraftäter. Zumindest so wie ich ihn einschätzte. Ich müsste also tiefer graben um herauszufinden wer er wirklich war.

Herzblut || Pausiert ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt