Kapitel 10

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Samstag

Ein kühler Luftzug strich über meine Haut und weckte mich damit auf. Verschlafen öffnete ich die Augen. Seichtes Licht blendete mich. Die Tür ging noch weiter auf und ich konnte jemanden mit der Türklinke in der Hand erkennen. Murrend drehte ich mich um und sah zu Jacob. Seelenruhig lag er da und schlief. Bei diesem Anblick musste ich unfreiwillig grinsen.
>> Jetzt komm schon, oder willst du an ihm festwachsen? <<
Leyla zog an meinem Arm. Schnaufend stand ich auf und ging aus dem Zimmer. Hinter mir schloss sich gleich wieder die Tür. Der große Flur mit der Treppe auf der rechten Seite und den drei weißen Regalen auf der linken, erstreckte sich vor mir. Der dunkle Boden aus Eichenholz passte perfekt zu zu der, in weinrot gestrichenen Wand. Die schöne Nevis Lava Lampe in Gold und Braun hing von der Decke herunter. Ihre Ränder waren mit eingeschweißten Rosen verziert.
Ich steuerte das Badezimmer an wo mir gleich die große, steinerne Badewanne ins Auge stach. Der Fließen bedeckte Boden und die zwei Pflanzen unter dem großen Fenster, gegenüber von der Tür, liesen mich gleich an früher erinnern. Wie viele Wasserschlachten hatte ich schon mit Leyla hier veranstaltet? Rechts von mir war eine Wand die an der ganz linken Seite und an der ganz rechten Seite, eine ein Meter breite Lücke hatten. Links war die Toilette und rechts die Deckendusche. Davor, an der Wand hängend mit dem riesigen Spiegel darüber, war das große Waschbecken. Ebenfalls aus Stein. Ich schloss die Tür hinter mir und begann mich auszuziehen. Sorgfältig faltete ich alles und legte es unter den Handtuchhalter, gleich neben der Tür. Das lauwarme Wasser der Dusche, in die ich sofort ging, lies mich erst richtig aufwachen. Sanft strich ich mir über die nackte Haut. Manchmal verzog ich das Gesicht, da noch blaue Flecken übrig waren. Ich strich mir über Narben, kleine Kratzer und Erinnerungen. Ich stellte das Wasser ab und nahm die Shampoo Flasche in die Hand. Noch bevor ich sie aufmachte sah ich an mir herunter. An der linken Seite meiner Hüfte, gleich unter den Rippen war diese kleine Einkerbung. Dieses kleine Tattoo. Ich hatte mir es damals ohne Erlaubnis meiner Mum stechen lassen. Das war jetzt auch schon zwei Jahre her. Ich erinnerte mich noch wie sie sich aufgeregt hatte. Doch dann hatte sie sich wieder beruhigt und gesagt, >> Wenigstens ist es schön <<
Ich hatte mir ihr Geburtsdatum stechen lassen.
19.06.1969 ~ A
An der letzten neun hing eine Taschenuhr. Sie simbolierte meinen kleinen Elijah. Es war ein Symbol für die kurze Zeit die wir mit ihm hatten. Ich seufzte. Wieso war ich eigentlich die, die so viel Scheiße durchmachen musste?
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Summend trocknete ich meine Haare ab. Der flauschige Bademantel gab mir ein wohliges Gefühl. Gerade wollte ich den Föhn nehmen, da ging die Tür auf. Ein Halbwacher Jacob kam herein spaziert.
>> Guten Morgen mein lieber Jace. Auch schonmal aufgewacht, hm? <<
Sarkastisch lachte er. Er schloss die Tür und kam zu mir. Still beobachtete ich jede seiner Bewegungen durch den Spiegel. Sanft legte er seine Hände auf meine Taille und zog mich an in heran. Er hatte nur Boxershorts an weswegen ich seinen muskulösen Körper besser spürte. ^ Wie heute Nacht ^, dachte ich mir. Kurz gab er mir einen Kuss auf den Hals und sah dann auch in den Spiegel. Direkt in mein Gesicht. Er fing an zu grinsen. Ich spürte wie das Blut sich in meine Wangen pumpte.
>> Du bist süß wenn du rot wirst <<
Ein kleines Lächeln bildete sich meinerseits.
>>Hast du gut geschlafen? <<
Er fuhr mit den Händen um meinen Bauch und umarmte mich somit von hinten. Zufrieden legte er seinen Kopf auf meine Schulter ab. Was passierte hier gerade nur?
>> Ähm .. Ja. Ja habe ich <<
Er richtete sich wieder auf und nickte. Dann kam er mit seinem Gesicht meinem Kopf näher. An meinem Ohr hielt er inne.
>> Zeig sie mir << flüsterte er so leise wie möglich.
Gänsehaut bildete sich. Ich neigte meinen Kopf zu ihm. Kurz sah ich auf seine Lippen dann aber in seine Augen.
>> Was soll ich dir zeigen? <<
>> Deine Narben << sagte er etwas lauter als vorher.
Ich stockte. Warum musste ich mich nochmal in einen Irren verlieben?
>> Wieso? <<
Sanft hauchte ich diese Worte gegen seine Haut.
>> Ich will sie sehen. Ich will sehen was er dir angetan hat <<
Seine Stimme hörte sich entschlossen an. Nach einem kurzen Ringkampf der Gedanken, ob ich seiner Bitte auch wirklich nachgehen sollte, tat ich was er wollte. Leise seufzend ging ich von ihm weg und stellte mich mit dem Rücken zum Spiegel. Jace kam hinter mich. Vorsichtig öffnete ich dem Bademantel und lies ihn gleich danach auf den Boden fallen. Still schweigend betrachtete Jacob meinen Rücken. Nach kurzer Zeit spürte ich eine Hand auf meiner Wirbelsäule und zuckte zusammen. Langsam fuhr er mit der Hand runter bis zu meinem Steißbein.
>> Ich werde ihn töten << murmelte er ziemlich leise.
Er wollte wohl das ich es nicht verstand doch ich hörte es klar und deutlich. Er hasste Jack dafür was er mir angetan hatte.
>> Mach die Augen zu << meinte ich nach einigen Minuten der Stille.
>> Okay << kam es von ihm.
Ich wusste das ich Jacob vertrauen konnte. Ich drehte mich um und sah ihn erst mal an. Dann nahm ich seine linke Hand und legte sie auf die obere Seite meiner linken Brust.* Erst wollte er sie reflexartig wieder wegziehen doch ich hielt sie fest. Sanft legte ich sie wieder hin. Mein Herz schlug immer schneller. Ich wollte das er es spürte, meinen Herzschlag.
>> Ich habe das noch nie jemandem gezeigt, du bist der erste <<
Ich sah wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verformten. Seine Augen waren immer noch geschlossen. Vorsichtig lies ich seine Hand los und er zog sie langsam zurück. Ich hob den Bademantel vom Boden auf und zog ihn wieder an. Gleich danach ging ich zu Jace und umarmte ihn. Es dauerte ein paare Sekunden bis er die Umarmung erwiderte und wahrscheinlich auch die Augen öffnete. Manchmal tat es gut sich jemandem zu öffnen. Ich war froh das Jacob gefragt hatte.
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>> Da seit ihr ja endlich. Ich warte schon ewig <<
Fröhlich stand Serena von dem kleinen Tisch der zu dem Café, links von uns, gehörte auf. Lachend zog sie mich in eine feste Umarmung.
>> Und was ist mit mir? <<
Lachend umarmte ich Simon. Nach mir kam gleich Leyla und gab ihrem Freund einen Kuss. Gleich danach begrüßten sich Jace und Simon. Zusammen setzten wir uns jeweils auf einer der Stühle an dem kleinen Tisch.
>> Und? Gibt es was bestimmtes was ihr kaufen wollt? <<
Serena sah grinsend in die Runde wobei sich kleine Grübchen auf ihrem Gesicht bildeten.
>> Ich wär für ein paar warme Sachen << schlug Leyla vor und sah mich dabei an >> Jasmine nimmt sonst noch meinen ganzen Schrank mit <<
Wir begannen zu lachen.
Serena schlug in die Hände >> Dann mal los <<
Wir standen auf und machten und auf den Weg zum erstbesten Laden. Drinnen angekommen erstreckte sich gleich eine Vielzahl aus Klamotten. Auf der rechten Seite, an der Wand waren T-Shirts zu finden. Auf der linken Seite mehrere Arten Pullis. Danach kamen so Drehteile (keine Ahnung wie die heißen😅) mit Hosen darauf. Langarmshirts, gemütliche Sachen sowie ein bis zwei Geländer mit Röcken und Kleidern dran waren weiter hinter zu finden. Ich nahm mir gleich fünf Pullis auf einmal. Danach noch ein süßes Top und drei Hosen. Vollbepackt ging ich in die Umkleidekabine und probierte alles an. Ich war Max so dankbar das sie mir Geld für heute gegeben hatte. Doch ich wusste das ich mir in naher Zukunft einen Nebenjob suchen müsste.
Am Ende entschied ich mich für eine dunkelblaue und eine schwarze Jeans, einen grauen Pullover auf dem Stay calm and eat choccolate* stand und das blutrote Top. Glücklich ging ich aus der Kabine raus und stieß fast mit Simon zusammen. Dabei fielen mir die Sachen runter.
>> Oh tut mir Leid <<
>> Ist schon okay Jasmine <<
Er half mir die Klamotten aufzuheben.
>> Ich habe gehört du hast heute Nacht in Jacobs Zimmer gepennt <<
Röte stieg mir ins Gesicht.
>> J...Ja <<
Ich wusste nicht genau was ich sagen sollte.
>> Ich will mich da echt nicht einmischen, aber überleg es dir lieber nochmal gründlich bevor du dich auf ihn einlässt <<
Skeptisch sah ich ihn an.
>> Wer sagt das ich mich auf ihn einlassen will? <<
Simon fuhr sich durch die Haare.
>> Ich sag es ja nur <<
Verwirrt verschränkte ich die Hände vor der Brust.
>> Wie meinst du das? <<
>> Also jetzt nicht als Vorwurf oder so << er hob die Hände hoch >> aber Jacob ist oft nicht so einer der für feste Beziehungen steht. Vielleicht liebt er dich, aber er wird brauchen das zu verstehen. << Simon lehnte sich ein wenig nach vorne << Sag das jetzt nicht Leyla, aber wenn was ist bin ich für dich da <<
Mit diesen Worten ging er. Mir war klar das er es nur gut meinte, trotzdem wollte ich seinem Rat nicht folgen. In erster Linie schon garnicht da ich mir geschworen hatte, mir immer erst eine eigene Meinung zu verschaffen und nicht auf das Gerede von anderen zu hören.
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Lächelnd drehte ich mich im Kreis. Das knielange Kleid passte perfekt. Die weinrote Farbe fand ich wunderschön. Bis zu den Rippen hin war es relativ schlicht. Dann machten ungefähr vier dicke Fäden den Bauch ein wenig sichtbar. Es hatte einen sehr breiten V-Ausschnitt und in der Mitte gingen zwei Bänder hoch zum Hals sowie an den oberen Spitzen die, die Brüste abdeckten.*
Dieser Laden war einfach fabelhaft. Es gab dort einfach alles. Er hatte vier Stockwerke. Im untersten waren Kleider für alle Jahreszeiten und fast allen Anlässen. Im zweiten Stock, zu dem eine Wendeltreppe nach oben führte, waren unzählige Arten von Schuhen. Im dritten waren Winter sowie gemütliche Klamotten. Es gab noch so eine Art Kellergeschoss. Dort war die riesige Männer Abteilung. Simon, Jacob und Leyla waren gleich in der Männerabteilung verschwunden und Serena zu den Schuhen gesprintet. Ich jedoch blieb im Erdgeschoss und hatte mir dieses Kleid ausgesucht.
Zufrieden zog ich mich wieder um und steuerte die Kasse an. Noch auf dem Weg hielt mich auf einmal eine grinsende Serena auf. Sie hielt mir ein paar schwarze Pumps vor die Nase.
>> Was soll ich dazu jetzt sagen? <<
>> Garnichts. Du sollst sie anprobieren <<
Ich sah mir das Preisschild an. 60€ kosteten die Dinger.
>> Du spinnst << meinte ich nur und ging an ihr vorbei.
Sie jedoch hielt mich fest und zog mich zu sich.
>> Probier sie doch einfach an <<
Ich seufzte. Man konnte mit ihr echt nicht shoppen gehen. Da kenn ich sie eine Woche lang und schon zwingt sie mir Schuhe auf. Wieso erinnerte mich das so sehr an Leyla?
>> Serena das Kleid allein kostet schon 150€. Ich habe dann nur noch 50€ zur Verfügung stehen, ich kann sie mir also sowieso nicht kaufen <<
Kurz schien sie zu überlegen. Dann nahm sie mir das Kleid aus der Hand und gab mir die Schuhe.
>> Ich bezahl das Kleid und du die Schuhe, abgemacht? <<
Sofort schüttelte ich fassungslos den Kopf.
>> Mach jetzt keinen Aufstand ich hab genug Geld <<
Ich wusste das ihre Eltern sehr viel Geld verdienten. Trotz all dem wollte ich nicht das sie das Kleid bezahlte. Doch ich musste wohl einsehen das ich diesen Kampf nicht gewinnen konnte. So setzte ich mich auf die naheliegende Couch und probierte die Schuhe an. Und ich musste sagen die sahen wirklich fantastisch aus. Dazu passten sie mir auch noch wie angegossen. Serena sah wohl meine Begeisterung, denn sie grinste gerade über beide Ohren. Ich stand auf.
>> Sind ganz okay << versuchte ich so lässig wie nur möglich zu sagen.
Doch Serena wusste ganz genau das sie mir gefielen denn sie fing an zu kichern und folgte mir zur Kasse.
Freunde sind wirklich etwas wunderbares. Doch wenn man sie nicht festhält kann es sein das man sie aus den Augen verliert. Und genau das dürfte mir nie mit Serena, Leyla, Simon und Jacob passieren.

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Ich bin wieder da😍 Seit 5 Tagen bin ich zurück aus dem Urlaub 😊 Ich bin wirklich dankbar und froh das ihr solches Verständnis gezeigt habt😘 Ab jetzt versuche ich meine normalen Veröffentlichungszeiten wieder einzuhalten 😇 Natürlich hoffe ich dass euch das Kapitel gefallen hat und wie uns ihm nächstem wieder "sehen" werden.

Luna ❤️
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*Bevor jemand sagt, " Na klar, jetzt will sie auch schon das er ihre Brüste betatscht " soll erstmal wissen das sie seine Hand auf die obere Seite ihrer Brust gelegt hat. Also ist seine Hand ja schon fast beim Hals. Seine Hand lag da, was bei einem normalen BH an Haut frei ist.

*Ruhig bleiben und Schockolade essen

*

Ich mach sowas eigentlich nicht mit dem Bild einfügen, aber das hier ist mal eine Ausnahme weil es echt schwer ist (finde ich) das Kleid so zu beschreiben das man es sich auch vorstellen kann!

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Ich mach sowas eigentlich nicht mit dem Bild einfügen, aber das hier ist mal eine Ausnahme weil es echt schwer ist (finde ich) das Kleid so zu beschreiben das man es sich auch vorstellen kann!

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