21. Männerabend

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PoV Manu

Über eine Woche nach dem Junggesellenabschied, von dem es außer dem Video, das Luisa mir geschickt hatte, keine Bilder gab, später war endlich ein Tag vor der Hochzeit. Mit Pat hatte ich noch telefonisch das Organisatorische besprochen, sonst hatten wir uns nicht gesehen.

Es ist schon Nachmittag und Christina ist schon bei ihrer Freundin Katharina, und ich richtete die letzten Sachen für den Männerabend mit Claus, da fiel mir auf, dass ich Patrick noch gar nicht richtig zur Hochzeit eingeladen hatte. Schnell suchte ich mein Handy und schrieb ihm.

Dann holte ich noch ein paar Konsolenspiele aus dem Schrank und wartete, bis es soweit war.

Es wurde 18:00, die abgemachte Uhrzeit, und Claus kam, wir bestellen Pizza und zockten, doch schon nach etwa einer Stunde klingelte Claus' Handy. "Hallo?", meldete er sich und lauschte eine Weile. Dann weiteten sich seine Augen. "Was? Ich bin sofort da!", stotterte er und legte auf. "Was ist?", wollte ich wissen, doch Claus stand nur hektisch auf. "Luisa ist im Krankenhaus", stammelte er und schlüpfte in seine Schuhe, "was genaueres konnten sie mir am Telefon noch nicht sagen. Ich fahr sofort hin"

Ich nickte nur stumm und gab ihm seine Jacke. "Ich hoffe, es geht ihr gut. Fahr vorsichtig". Ich wusste, wie schnell Claus sich Sorgen machte und klopfte ihm auf die Schulter. Er nickte mir dankbar zu und verschwand aus der Wohnung.

Eine Weile tat ich gar nichts, versuchte mich mit zocken abzulenken, doch auch meine Sorge stieg. Claus würde schon anrufen, redete ich mir ein, doch trotzdem schaute ich fast ununterbrochen auf mein Handy, ob Claus denn nicht geschrieben pder angerufen hatte. Doch es verging eine halbe Stunde und nichts passierte.

Ich saß gerade auf dem Sofa und fuhr allein eine Runde Mario Kart, da klingelte es. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und rannte zur Tür, in der Hoffnung, Claus würde da mit Luisa an der Hand stehen, und sagen, alles wäre gut. Ich riss die Tür auf, doch da stand keine Luisa und auch kein Claus.

Sondern Patrick. Er lächelte schüchtern.

"Pat? Was machst du denn hier?", fragte ich entgeistert und überrascht.

"Hallo, Manu"

Er räusperte sich.

"Claus hat mich geschickt"
    
 
 
  
 
 
 
PoV Patrick

Ich war ohne zu Zögern zu Manu gefahren, als Claus angerufen hat. Irgendetwas sei mit Luisa und er wolle nicht, dass Manu den Abend allein verbrachte.

Ich hatte lange mit mir gekämpft, doch ich war doch gefahren. Mein einziges Problem war, dass ich ein bisschen betrunken war, weswegen ich offiziell eigentlich nicht mehr Autofahren durfte.

Denn mein Plan für heute war es, mir Mut anzutrinken, und in einem Brief Manu all die Sachen zu sagen, die ich ihm nie ins Gesicht sagen würde.

Und vielleicht hätte ich sogar den Mut aufgebracht, den Brief fertig zu schreiben und abzuschicken, er wäre einige Tage später bei Manu angekommen, und ich wäre schon lang weg. Für immer. Doch dann rief Claus an.

"Er meinte, irgendwas ist mit Luisa, und er wollte nicht, dass du den Abend allein verbringst. Du wirst heute wohl mit mir vorlieb nehmen", ich grinste schwach. "Komm rein", erwiderte Manu und schloss die Tür hinter mir. "Ruf ihn doch an", schlug ich vor und Manu kramte direkt sein Handy heraus und wählte.

"Claus?", fragte er nach einer Weile, "wie geht es ihr?"

Er hörte eine Weile zu und sah mich dabei nachdenklich an.

"Okey. Pass gut auf sie auf, Mann, sie bedeutet dir verdammt viel, dass sieht man. Ruf an, wenn's was neues gibt.... Ja, er ist da, danke... kümmer dich nicht um mich, mir geht's gut. Luisa ist jetzt wichtiger. Ja... Tschüss"

Er legte auf und ich schaute gespannt zu, wie er sein Handy weglegte.

"Luisa ist wohl gestürzt und hat einen Verdacht auf Gehirnerschütterung. Soweit geht's ihr aber gut. Er meldet sich bei Neuigkeiten. Und die Ärzte sind zuversichtlich, dass Luisa morgen vorbei kommen kann."

Ich nickte langsam.

Stimmt. Morgen war ja Manus Hochzeit.

"Willst du Pizza?" Manu hob wie aus dem nichts einen Pizzakarton in die Luft. "Ist von Claus übrig geblieben"

Ich angelte mir ein Stück der Salamipizza und biss hinein.

"Willst du ein Bier?"

"Du heiratest morgen, Manu!"

"Ich brauch jetzt wirklich eins für meine Nerven. Also?"

"Gerne"

Wenig später saßen wir auf der Couch, jeder ein Bier in der Hand.

 


 

PoV Manu

Ich hatte das Gefühl, dass Pat schon ein bisschen betrunkener war als ich.

"Hast du vorhin was getrunken?"

"Ja, ein, zwei Bier vielleicht"

"Warum?"

Ich hatte eigentlich keine Antwort erwartet, doch Patrick seufzte und murmelte etwas, das wie 'unglücklich verliebt' klang. Verwirrt schaute ich ihn an.

"Was ist mit Selina?"

"Das ist vorbei."

Pat klang wirklich traurig, sie musste ihm wirklich was bedeutet haben.

"Trauerst du ihr immer noch hinterher?"

Kopfschütteln. Dann Schweigen.

Inzwischen waren wir schon einige Bier weiter, obwohl ich nach höchstens zwei aufhören wollte. Ich saß schräg auf dem Sofa, den Kopf auf der Hand abgestützte, und beobachtete Pat, wie er immer wieder die Flasche an die Lippen ansetzte und trank.

Plötzlich kam mir eine Idee. Nüchtern hätte ich mich das vermutlich nicht getraut.

"Darf ich dich mal küssen?", fragte ich leise.

Erstaunlich gelassen drehte er den Kopf zu mir und guckte mich kurz an.

"Warum?" Er klang schon ziemlich dicht, nüchtern hätte auch er anders gehandelt.

"Ich will wissen, wie es so ist"

"Wie es ist, einen Mann zu küssen? Oder wie es ist, mich zu küssen? Deinen Wedding Planner?"

"Keine Ahnung."

Ich wendete meinen Blick wieder auf die Flasche und begann, an dem Etikett zu zupfen. Als ob Patrick mich jetzt küssen wollte.

"Okay."

Ich warf ihm einen überraschten Blick zu und er lachte verlegen. Er war anscheinend überhaupt nicht mehr nüchtern und der Alkohol in mir ließ mich zu ihm herüber lehnen, während Pat ebenfalls etwas näher rückte.

Das Bier weggestellt, hob ich vorsichtig meine Hand und meine Fingerspitzen striffen ganz leicht seine Lippen. Er begann zu lächeln. Mein Blick schwenkte von seinen Lippen zu seinen Augen. Zu seinen schönen Augen, die auch jetzt so funkelten. Der Alkohol hatte sie keinesfalls getrübt, im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, sie strahlten heller denn je.

Ich nahm meine Hand von seinen Lippen und legte sie stattdessen an seiner Wange ab, und fing an, mit dem Daumen über seinen leichten Bart zu streichen. Er schloss die Augen und schmiegte sich in meine Hand.

Ich musste lächeln und hob jetzt auch meine zweite Hand, während ich meinen Oberkörper noch ein Stück näher an Patrick heran lehnte. Er ließ zu, dass ich sein Gesich in meine Hände nahm und jetzt langsam meinen Kopf auf seinen zubewegte. Noch immer waren seine Augen geschlossen.

Ich hörte nicht auf, mit meinen Fingern langsam über seine Wangen zu streichen, bis seine warmen Hände sich auf einmal um meine schlossen und die Bewegung stoppten. Er legte unsere Hände auf seiner Brust ab. "Spürst du das?", wisperte er und ich suchte seinen Herzschlag. Er ging schnell und unregelmäßig, und als ich von seiner Brust aufsah, zurück in seine Augen, flüsterte er leise: "Das bist du"

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt