8. Morgens

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PoV Manu

Sofort hielt ich mir eine Hand vor den Mund. Meine dämlichen Kopfschmerzen sollten Pats Schlaf nicht stören. Kurzerhand schnappte ich den Eimer und quälte mich aus Pats wirklich überaus bequemen Bett. Leise verließ ich das Zimmer, natürlich nicht ohne nochmal einen letzten Blick auf Pat zu werfen, der immer noch friedlich auf seinem Stuhl schlummerte.

Den Eimer fest an mich gepresst, lief ich durch den Gang und suchte nach der Küche. Meine Kopfschmerzen wurden stärker, bis ich endlich im gewünschten Raum stand. Patricks Küche war ziemlich groß, ziemlich hell gehalten und die Sonne schien durchs Fenster. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach 13 Uhr war. Ich öffnete einen Schrank nach dem anderen, bis ich ein Glas in der Hand hielt. "Morgen Manu", Claus stand in der Tür und rieb sich die Augen. "Morgen. Was genau ist gestern passiert, Claus? Wieso lag ich heute morgen in Patricks Bett? Oh Gott, das klingt so falsch. Ich kann mich an fast nichts mehr erinnern. Links über dem Herd", fügte ich hinzu, als ich bemerkte, dass er ebenfalls auf der Suche nach einem Wasserglas war. Dankend nickte er mir zu und füllte es mit Wasser. "Hast du 'ne Kopfschmerztablette da?" Claus schüttelte den Kopf. "Ich schätze, wir müssen auf Patrick warten. In der Zeit kann ich dir erzählen, was gestern passiert ist".
"Ich weiß nur noch, dass wir irgendwann hier waren und ich Pat angeboten habe", ich verstummte. Ich erinnerte mich dunkel an meine Worte. Komm doch ins Bett. Scheiße, was sollte Patrick jetzt von mir denken? Ich konnte mir selbst nicht erklären, wieso ich das gesagt hatte. Vielleicht war ich betrunken einfach sehr bedürftig nach menschlicher Nähe. Ja, das musste es sein.

"Was hast du ihm angeboten?", Claus sah mich erwartungsvoll an. "Nichts. Wie viel Uhr hatten wir denn, als wir ihn aus dem Bett geschmissen habn?", wich ich aus. Zum Glück ging mein bester Freund darauf ein. "Etwa gegen zwei. Wir sind aus der Bar raus und dein Magen hat sich sofort gemeldet. In die Straßenbahn konnte ich nicht mit dir, dann habe ich Patrick von deinem Handy aus angerufen. Er wohnt ja gleich um die Ecke und er war so nett, dass wir bei ihm schlafen durften. Ach ja, ich habe Chrissie noch Bescheid gegeben", mit diesen Worten hielt er mir mein Handy entgegen. Ich nahm es entgegen. Zum Glück war meine Verlobte bei so etwas sehr locker und kannte mich gut genug, dass sie nicht mehr nachfragte. Sie hatte sich damit abgefunden, dass ich, wenn ich mal trinken ging, abends hackedicht zurück kam. Oder abends überhaupt nicht zurück kam. "Danke" Claus nickte nur grinsend. In diesem Moment betrat Patrick den Raum. "Bedanken solltest du dich bei ihm auch noch", raunte mir Claus zu, ehe Patrick auf uns zu lief und uns zwei Tabletten hinhielt. Dankbar nahmen wir sie und ließe sie in unsere Gläser fallen.

"Danke, dass du dich um uns gekümmert hast", meinte ich ehrlich zu Pat, als wir alle am Frühstückstisch saßen. Na gut, es war eher ein Mittagessen, aber was solls. Pat lächelte gutmütig. "War doch selbstverständlich" "War es nicht. Manu hätte genauso gut in dein Bett als in den Eimer kotzen können", schaltete sich Claus ein und ich senkte beschämt den Kopf. Wäre ja auch fast passiert, dachte ich, doch ich schwieg. Pat zuckte die Schultern. "Hab ich trotzdem gerne gemacht. Ich hätte euch zwei doch nicht auf der Straße lassen können. So betrunken, wie ihr wart. Obwohl ihr heute echt fit ausseht. Also verhältnismäßig. Ich hatte eher damit gerechnet, dass ihr, naja...", er stockte, suchte wohl mach dem richtigen Wort. "Wie Schnapsleichen aussehen?", vollendete Claus den Satz und lachte. "Seltsamerweise können wir so dicht sein, wie wir wollen, am nächsten Tag sehen wir aus wie immer. Auch wenn Manu gestern besonders schlimm aussah". Ich wurde rot. Seit ich einmal beim Feiern Fotos gemacht hatte, wusste ich, wie scheiße ich aussah, wenn ich getrunken hatte. Vor Pat war es mir etwas unangenehm, dass er mich so gesehen hatte. Obwohl wir so etwas wie Freunde geworden sind, bin ich schließlich immer noch sein Kunde. Doch zum Glück schmunzelte Patrick nur und widmete sich wieder seinem Essen.

"Danke nochmal, Pat". Wir standen vor Pats Haustür und ich zog ihn in eine Umarmung, die er herzlich erwiderte. "Kein Problem". Auch Claus umarmte ihn diesmal kumpelhaft. "Ich muss jetzt echt los. Chrissie wartet bestimmt schon". Pats Miene wurde plötzlich etwas trauriger, doch als ich ihm einen zweiten, prüfenden Blick zuwarf, lächelte er. "Wir sehen uns". Und ehe ich etwas sagen konnte, hatte er schon die Tür zugeworfen.








PoV Patrick

Vermutlich war Manu jetzt total verwirrt, dass ich mich so plötzlich verabschiedet habe, doch es wurde mir einfach zu viel. Konnte Manu nicht einmal von etwas anderem reden als von seiner blöden Verlobten? Es kotzte mich an, dass er besoffen zu mir gekommen ist, und mich nüchtern sofort wieder verließ. Aber klar, ich war ja nur Patrick, sein Hochzeitsplaner. Ich hatte keinen Anspruch auf Manu. Auf gemeinsame Zeit mit ihm. Es war ja schließlich seine eigene Entscheidung, mit wem er abhing. Und seine Wahl fiel auf Christina. Das würde sie immer tun. Manu hatte seine Christina, nach der Hochzeit brauchte er mich nicht mehr.
Diese Erkenntnis traf mich härter als ich dachte. Es war ja geplant gewesen, ihn zu vergessen, doch mein Herz hatte sich mit aller Gewalt an den Funken Hoffnung geklammert, dass Manu wirklich noch etwas mit mir zu tun haben wollte.

Deprimiert ging ich in mein Schlafzimmer, um mein Bett neu zu beziehen. Es roch bestimmt nach Alkohol. Prüfend hob ich meine Bettdecke an meine Nase. Ich hatte unrecht. Es roch nicht nach Alkohol, nein. Es roch nach Manuel. Und so bescheuert es jetzt auch klingen mag, es roch irgendwie nach zuhause. Genauso roch es, wenn ich Manu umarmte, oder er mir so nahe war.

Ich beschloss, mein Bettzeug nicht zu waschen. Ich wollte es ausnutzen, dass ich Manus Geruch zuhause hatte. Kurzerhand legte ich mich in mein Bett, kuschelte mich in die Decke und vergrub meine Nase in meinem Kissen, das so wunderbar nach Manuel roch.

Wie schön wäre es, wenn Manu hier neben mir liegen würde.

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt