1. Plan

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PoV Manu

"Bis morgen, Schatz. Ich liebe dich", verabschiedete ich mich von meiner Freundin Christina und legte auf. Ich war glücklich, ich hatte ein gutes soziales Umfeld, einen guten Job und einen großartigen Plan.
Ich schrieb einem guten Freund von mir, ob wir uns noch auf ein Bier treffen könnten. Natürlich stimmte Claus zu. Er wäre nicht Claus, wenn er zu Alkohol nein sagen würde.
Auf dem Weg in die Bar legte ich mir ein paar Worte zurecht, die ich Claus gleich sagen würde. Er war mein bester Freund seit Schulzeiten, schon seit ich denken konnte, hatten wir immer zusammen abgehangen.

"Manu! Schön dich zu sehen!", begrüßte mich dieser mit einem Handschlag, als ich mich an seinen Tisch setzte. "Kann ich nur zurückgeben, Kumpel." "Was macht der Job? Reparierst du auch schön Autos?", witzelte er weiter, während ich zwei Bier bestellte.
Claus macht sich gerne mal über meinen Job als Automechaniker lustig, da er selbst im Büro tätig war. Ich beantwortete seine rhetorische Frage gar nicht erst, sondern sah ihn kurz ernst an.

"Ich muss was mit dir besprechen, Claus."

Claus hatte so ein gutes Einfühlungsvermögen, dass er sofort merkte, dass es ernst war, er hörte auf zu grinsen und sah mich erwartungsvoll an.
Ich werde wohl nie verstehen, warum Claus keine Beziehung hatte, denn er war ein nahezu perfekter Mann. Er sah gut aus, hatte Humor, einen anständigen Job und er war verständnisvoll, lieb und verantwortungsbewusst. Noch dazu war er von Natur aus ruhig, ich hatte ihn in all den Jahren, es waren an die zehn, noch nie wütend der gar außer sich erlebt.

Doch heute soll es nicht um Claus gehen, sondern um Christina und mich.

"Du weißt ja, dass ich mit meiner Freundin schon über drei Jahre zusammen bin. Ich habe lange überlegt und jetzt will ich sie fragen, ob sie mich heiraten will.", fing ich an, während Claus mit leuchtenden Augen zuhörte.

"Das ist doch super! Ihr passt hervorragend zusammen, Manu!"

"Es gibt nur ein Problem. Du weißt, dass sie eine kleine Romantikerin ist, und du weißt auch, dass ich für Kitsch nichts übrig habe. Du musst mir helfen, ich will, dass es perfekt wird. Der Antrag, die Hochzeit, alles. Ich brauche deine Hilfe, Claus. Bist du dabei?"

Claus hatte, während er zugehört hatte, immer wieder einen Schluck Bier getrunken.

"Ich finde deine Idee wirklich super! Christina ist eine tolle Frau, du hast Glück, sie gefunden zu haben. Und zu deiner Frage: klar unterstütze ich dich! Ist doch selbstverständlich, Manu. Nur bitte denk dran, ich bin selbst total unromatisch. Und ich denke nicht, dass ich dir immer nur optimale Tipps geben kann, ich bin schließlich kein Frauenkenner."

"Ich bin froh, dass du hilfst, das schaffen wir schon irgendwie hin, da bin ich sicher. Danke, Mann."

Wir redeten noch etwas, sponnen wirre Pläne und verabschiedeten uns nach zwei weiteren Bier.

Am nächsten Tag war Samstag, ich hatte für den Vormittag ein Treffen mit Claus in einem Juwelier vereinbart, um einen Verlobungsring zu kaufen.
Den Nachmittag würde ich mit Christina ins Kino gehen.

Ich stand schon zehn Minuten vor dem Schmuckgeschäft, als Claus endlich um die Ecke gehetzt kam.
"Tschuldigung, ich hab verschlafen", keuchte er und hielt sich die Seiten. Da er in der Innenstadt wohnte, fuhr er mit der Bahn, und deren Halt lag etwas entfernt von hier.
"Kein Problem, Kumpel. Jetzt bist du ja hier", erwiderte ich.
"Na, aufgeregt?"
"Etwas, ja"
"Wir werden den perfekten Ring schon finden, keine Sorge. Also los, gehen wir rein."

Ich betrat den Laden und war überwältigt. Von allen Seiten schillerten mir unzählige Ohrringe, Ketten, Ringe und die verschiedensten anderen Artikel entgegen. Claus schubste mich leicht in Richtung Theke, wo mich eine adrett aussehende Frau bereits erwartete.

"Guten Morgen, die Herren. Wie kann ich helfen?", fragte sie freundlich nach. Sie war vielleicht Anfang dreißig und hatte braune schulterlange Haare. "Guten Tag. Ich bräuchte da mal Ihre Hilfe. Ich will meiner Freundin nämlich einen Antrag machen. Leider habe ich nicht die geringste Ahnung von Schmuck oder Romantik", fing ich an, und die Frau schien zu verstehen. "Also einen Verlobungsring. Damit können wir hier etwas anfangen, denke ich", sie lachte herzlich und kam hinter der Theke hervor. "Wenn Sie mir bitte folgen", mit diesen Worten ging sie mir und Claus vorraus in die hintere Ecke des Geschäfts. "Erzählen Sie doch mal von ihrer Freundin, wie ist sie so?", forderte sie mich auf, als wir vor der Vitrine mit den Ringen standen.

Ich war viel zu eingeschüchtert von den Klunkern und deren Preisen, um zu antworten. Doch zum Glück war Claus dabei.

"Sie ist erst 23, trägt wirklich gerne Schmuck, aber nur bequemen. Überhaupt ist Christina echt locker drauf. Ich glaube, ein Klunker ist nichts für sie", erklärte er und ich nickte.

"Also etwas Unauffälligeres. Einen Moment bitte."
Sie verschwand in einer Tür und kam kurz darauf wieder mit einer Schublade wieder. Darin waren etwas kleinere Ringe als die Monster in der Vitrine. "Das ist jetzt eine Preisklasse tiefer als die ganz edlen Steine", erklärte sie und wühlte etwas in der Schublade herum. "Hätten Sie eventuell ein Bild von Ihrer Freundin dabei?", wollte sie wissen, inzwischen schon ein paar Ringe in ihrer Hand.
"Klar" Suchen musste ich nicht lange, mein Handy steckte in meiner Hosentasche und der Hintergrund war ein Bild von uns an unserem dritten Jahrestag. "Das ist sie. Das Bild ist knapp zwei Monate alt", ich reichte der Verkäuferin mein Handy und sie musterte es aufmerksam. "Erzählen Sie noch mehr von Ihrer Freundin", forderte sie mich auf.

"Wir kennen uns seit mehr als drei Jahren. Wir wohnen bald zusammen und ich bin mir sicher, dass sie die Richtige ist. Sie ist witzig, liebenswürdig und einfach perfekt. Ihre Augen sind zwei Himmel, in die man sich flüchten kann. Ihre Stimme ist die eines Engels und jedes Mal, wenn ich sie küsse, wird mir ganz warm", mir wurde bewusst, dass ich hier gerade total in die Schwärmerei verfallen bin und stockte. Sowohl Claus als auch die Verkäuferin lächelten mich warm an. "Ich glaube auch, dass sie die Richtige für sie ist. Wenn man Sie so über Christina reden hört, alle Achtung!", grinste die Verkäuferin schließlich verschmitzt. Sie hielt mir noch einige Ringe hin, doch irgendwas fehlte mir bei jedem Ring.

Vollkommen fertig verabschiedeten wir uns schließlich von der netten Verkäuferin.
Zum Abschied steckte sie mir noch eine Visitenkarte zu. "Die sind auf Hochzeiten und alles drum und dran spezialisiert. Vielleicht haben Sie da mehr Glück. Auf Wiedersehen!"

Gedankenverloren lief ich neben Claus zur Bahn-Haltestelle. "Du wirst schon was finden. Ruf mal bei denen an", riet mir Claus noch und deutete auf das Kärtchen, das ich noch immer umklammert hielt. Er klopfte mir noch auf die Schulter, ehe er in die Bahn einstieg.

Vor dem Kino wartete Christina schon auf mich, sie trug eine Latzhose und Chucks. Ihre blonden Locken, ließen sie in Kombination mit der Latzhose heute extrem jung wirken. Ihre blauen Augen fingen an zu strahlen, als sie mich sah.

"Manu, da bist du ja!", sie umarmte mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Mir wurde warm und ich genoss es in vollen Zügen.

Ja, ich war definitiv verliebt in diese Frau. Es war die richtige Entscheidung gewesen, einen Ring zu suchen. Und bald würde ich auch fündig werden, da war ich sicher.

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt