12. Schwindel

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PoV Manu

Schon seit einer Stunde saß ich ihm Wartezimmer des Notarztes und scharrte nervös mit den Schuhen in den grauen Fliesenboden. Neben mir saß Christina und drückte tröstlich meine Hand. Selina saß auf Chrissies anderer Seite und blätterte irgendein Prospekt durch.

"Herr Büttinger? Wir sind mit der Behandlung fertig, Sie können jetzt zu Herr Mayer", der Arzt stand an der Tür und bedeutete uns, ihm zu folgen. Sofort stand ich auf. "Wie geht es ihm?", fragte ich nach, während der Arzt schnellen Schrittes einen Gang entlang lief. "Eine Gehirnerschütterung konnten wir ausschließen, er hat lediglich eine Platzwunde. Er hat Glück gehabt. Der Aufprall am Beckengrund hätte auch schlimmer sein können", irgendwann blieb der Arzt stehen und deutete auf eine Tür. "Sie können zu ihm, er wird heute noch entlassen. Allerdings sollte er heute Nacht noch nicht alleine sein, falls das Schwindelgefühl wiederkehrt. Bei wem von Ihnen könnte er kurzzeitig bleiben?"

"Bei mir. Ich kümmere mich um ihn. Es war ja schließlich meine Schuld", schoss es aus mir hervor und ich sah trotz des gesenkten Blickes, wie mir Selina und Chrissie verwunderte Blicke zuwarfen. "In Ordnung, Herr Büttinger. Ich lasse sie dann mal allein. Bitte melden Sie sich dann an der Lobby ab", mit diesen Worten verabschiedete sich der Arzt und ließ uns allein.
"Kann ich kurz noch allein zu ihm?", bat ich die zwei Mädels, die sofort verständnisvoll nickten.

Ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich anklopfte und in Pats Zimmer trat. Es war ein Einzelzimmer und Pat guckte mir schon entgegen. "Pat, wie geht es dir?", wollte ich sofort wissen und setzte mich an sein Bett. Patrick hatte einen Verband um den Kopf und er sah so erschöpft aus. "Gut, schätze ich. Was ist passiert?"

Kurz ließ ich mir das Geschehnis noch einmal durch den​ Kopf gehen. Ich hatte Pat mit ins Wasser gezogen, um ihn ein wenig aufzuheitern. Den ganzen Tag schon wirkte er nicht ganz glücklich, denn er hatte die ganze Zeit lustlos in seinem Buch herumgeblättert.
Doch mein Plan ging etwas schief, denn ich hatte viel zu viel Schwung und bin direkt auf Pat gefallen, der mit dem Kopf an den Boden gestoßen ist. Das Becken hatte sich etwas rot gefärbt und zum Glück waren Selina und Chrissie sofort da gewesen, um mir zu helfen, ihn aus dem Becken zu ziehen, denn er hatte für kurze Zeit sein Bewusstsein verloren.

All das erklärte ich Pat jetzt.

"Zum Glück hast du keine Gehirnerschütterung, und du weißt gar nicht, wie leid es mir tut, Patrick. Es tut mir so unglaublich leid", sagte ich schließlich leise und hoffte einfach nur, dass Pat mich jetzt nicht hasste. Doch zu meinem Erstaunen lächelte er schwach.
"Schon okay, Manu, war ja nicht deine Absicht. Was so alles aus einem Schwimmbadbesuch werden kann, was?", er hob schwach einen Arm. "Komm her, Manu"

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, ich beugte mich augenblicklich zu Pat vor und schloss ihn fest in meine Arme. Ein Glück ging es ihm gut.

Nachdem auch Christina und Selina zu uns gestoßen waren, erklärte ich Patrick, dass er heute bei mir übernachten würde, da seine Schwindelanfälle wieder kommen konnten. "Um ehrlich zu sein, ist mir gerade auch total schlecht", murmelte Pat und fasste sich an den Kopf.
"Versuch nochmal zu schlafen", sagte ich sanft und stand vorsichtig von seinem Bett auf, und beobachtete, wie Pat meiner Bitte nachging und seine Augen schloss.

Ich ging leise zu Selina und fragte sie, Pat immer im Blick: "Ist es in Ordnung, wenn er heute bei mir schläft? Ich will es wieder gut machen, und es ist das mindeste, was ich tun kann". Selina lächelte mich warmherzig an. "Klar kann er zu dir. Auch, wenn er dir schon lang verziehen hat, glaub mir"
Ich warf Selina einen dankbaren Blick zu. Jetzt mischte sich auch Christina ein. Wenn du willst, können wir einen spontanen Mädelsabend machen, Selina", schlug sie vor und diese nickte begeistert. An mich gewandt fragte sie: "Ihr kommt ja ohne uns klar, oder?" Ich nickte entschlossen mit einem Blick auf Patrick, der inzwischen friedlich schlummerte.







PoV Patrick

Ich klammerte mich an Manu fest, denn mein Blickfeld war noch immer ziemlich wacklig. Manu führte mich zu meinem Auto, wo ich mich aufatmend, aber dennoch vorsichtig auf dem Beifahrersitz setzte. So wie ich das mitbekommen habe, schlief Christina bei Hannah, die echt gute Freundinnen geworden sind, und Patrick wollte sich anscheinend um mich kümmern.

Er nahm seine Aufgabe sehr ernst, denn er fuhr mit meinem Wagen extra langsam, mir wurden häufig besorgte Blicke zugeworfen und die Frage nach meinem Kopf wurde mir auch mehr als drei Mal gestellt. Ich genoss seine Aufmerksamkeit, so weit es mit den schrecklichsten Kopfschmerzen der Welt ging. Die ließen jedoch nach, als wir endlich bei Manu angekommen waren. Vorsichtig führte er mich an der Hand die Treppen hoch, in seine Wohnung.

Er schloss auf und kickte seine Schuhe weg. "Schaffst du das allein?", fragte er unsicher und deutete auf meine Schuhe und meine dünne Jacke. Ich nickte und beugte mich vor zu meinen Schuhen. Mit zusammengebissenen öffnete ich sie und schlüpfte heraus. Ich stellte sie sorgfältig neben Manus. Als ich mich wieder aufgerichtet hatte, funkelte mir ein besorgtes, grünes Augenpaar entgegen. Ich verzog meinen Mund zu einem beruhigenden Lächeln, ich versuchte es zumindest, denn im nächsten Moment tanzten mir wieder Punkte im Sichtfeld herum. Panisch griff ich nach irgendwas, um nicht umzufallen. Doch bevor ich irgendetwas erreichen konnte, schlang sich mal wieder ein Arm um meine Hüfte.

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt