19. Frage und Antwort

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PoV Manu

Wir hatten, nachdem sich die Menschenmenge aufgelöst hatte, unsere Sachen gepackt und waren wieder in die Bahn eingestiegen. Die Stimmung zwischen uns war mit der Hinfahrt nicht zu vergleichen, sie war entspannt und locker und ich war ziemlich glücklich, doch eine Frage plagte mich noch immer. Wollte Pat vorhin trinken? Ich rang schon die ganze Fahrt mit mir, doch ich wollte die schöne Atmosphäre zwischen uns nicht zerstören. Doch andererseits hatte ich ein Recht auf eine Antwort. Vielleicht hatte der Alkohol mich ja auch halluzinieren lassen.

Ich grübelte, bis Pat mich auf die Schulter tippte.

"Wir müssen raus"

Wir liefen nebeneinander her, bis ich es nicht mehr aushielt und mich entschloss, Pat einfach darauf anzusprechen. Fragen kostete ja nichts.

"Du, Pat? Was war das vorhin bei der Frage, ob man sein Gegenüber küssen wollte?"

Meine Stimme klang dünn und leise.








PoV Patrick

Ich versteifte mich. Scheiße. Er hatte es also doch mitbekommen. Mir wurde schlagartig heiß und ich war mir sicher, dass ich in wenigen Sekunden einer Tomate glich. Panisch suchte ich nach einer Lösung, ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Nicht hier. Nicht heute. Nie.

"Was soll gewesen sein?", fragte ich möglichst unschuldig, ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Ich erschrak vor meiner eigenen Stimme, denn sie klang ganz und gar nicht unauffällig oder normal. Sie klang ängstlich, zitternd und ein bisschen atemlos.

Manu blieb stehen und musterte mich. Sein Blick war mir unangenehm, doch ich blieb ebenfalls stehen.

"Naja, deine Hand ist kurz nach vorne gezuckt", erklärte er und ich schluckte.

Na toll.

In meiner Panik fing ich auf einmal an, zu lachen. Es war mehr ein hysterisches Kichern, doch ich versuchte mein Bestes, es nach einem normalen Lachen aussehen zu lassen.

Und plötzlich hatte ich eine Idee.

"Achso, das", fing ich mit einer wegwerfenden Handbewegung an, "ja, ich hätte fast getrunken. Aber nicht, dass du denkst, ich hätte mich in dich verschossen."

Ich lachte noch einmal, doch mein Herz schmerzte.

Manu blinzelte mich verwirrt an.

"Was denn dann?"

"Jeder Typ stellt sich das doch mal vor, ist doch total normal. Aber dann ist mir eingefallen, dass das dich extrem verwirren könnte und du das falsch auffassen könntest. Und ich wollte Missverständnisse kurz vor deiner Hochzeit vermeiden, verstehst du?"

Manu nickte langsam und sah aus, als müsse er das alles nochmal verarbeiten.

"Ist doch verständlich, oder? Ich bin ja auch nur ein Mann mit gewissen Bedürfnissen", schob ich noch zwinkernd hinterher, um der Geschichte mehr Glaubwürdigkeit zu verpassen, "Hast du dir noch nie vorgestellt, wie es wäre, mich zu küssen?"

Auch wenn mir letzteres eher unabsichtlich rausgerutscht ist, schien Manu nicht misstrauisch zu werden. Ich atmete unauffällig und erleichtert aus und warte gespannt auf seine Antwort.

Manu schaute mich kurz an.

"Eigentlich nicht", murmelte er dann und ich spürte ein schweres Gefühl auf meinem Herzen. Klar, mit dieser Antwort hätte ich rechnen müssen, doch irgendwo in mir war immer noch dieser blöde kleine Funken Hoffnung. Und jedes Mal aufs neue schmerzte es, wenn diese Hoffnung enttäuscht wurde.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich fragte mich, wann meine Hoffnung endlich starb? Nach der Hochzeit? Wenn mein Herz schon lang tot war? In tausend Stücke zersprungen?

Ich bemerkte, dass ich eine ganze Weile nichts gesagt habe und zwang mir ein Lächeln auf.

"Ich hoffe, ich hab dich nicht allzu sehr verstört, Manu. Tut mir leid"

Ich setzte mich wieder in Bewegung und Manu folgte mir.

"Kein Problem, ist schon okay"



PoV Manu

Es war schon später, und Claus war noch immer dabei, mein verdientes Geld zu zählen.

"Über 25 Euro, Mensch Manu, das war ja richtig gut", lallte er mir entgegen. Während unserer Abwesenheit hatte er wohl noch etwas mehr zur Flasche gegriffen.

Ich nickte lächelnd, doch in Gedanken war ich immer noch bei Patrick. Seine Frage hatte mich nachdenklich gemacht. Und seine Antwort noch mehr. Denn als er meine Frage verneint hatte, wurde ich irgendwie etwas traurig. Ich wusste nicht, wieso.

Claus hatte mir inzwischen die Maske ausgehändigt und mit den anderen das Geld zusammengelegt. Ich drehte die Maske in meinen Händen und beschloss, sie zu behalten. Wie aufs Stichwort kam plötzlich Luisa auf mich zu. In der Hand hatte sie ihr Handy und ich erkannte ein Video, als sie es mir hinstreckte.

"Das hab ich gefunden, schau mal", ich nahm neugierig das Handy entgegen. Das Video hieß "Maskenmann auf Kölner Domplatte erfreut mitten in der Nacht die Leute mit Straßenmusik".

Es war ein YouTube Video, irgendjemand hatte wohl fast meinen gesamten Auftritt gefilmt und hochgeladen. Ich sah mir das ganze Video an und achtete die ganze Zeit nur auf Pat. Er wurde nur am Rand der Kamera aufgenommen, trotzdem fand ich ihn sofort. Er lächelte die ganze Zeit über und beobachtete mich. Ich musste grinsen, als die Stelle kam, an der er mich ermutigt hatte, weiter zu spielen. Wir sahen schon sehr vertraut aus.

Als ich dann mit Patrick zusammen sang und ich keine Maske mehr trug, wurde mir nochmal bewusst, wie glücklich ich in diesen Momenten war. Ich strahlte auch im Video übers ganze Gesicht, genau wie Pat.

Auch unsere Umarmung wurde mit aufgenommen.
Doch das störte mich irgendwie ein kleines bisschen, es war schließlich ein persönlicher, schöner, fast schon intimer Moment, den ich eigentlich mit niemandem außer Patrick teilen wollte.

Aber das Internet vergaß nie, also war es auch schon egal.

Luisa schien wohl zu merken, dass mir das missfiel, denn sie lächelte mich aufmunternd an.

#ehefüralle hats geschafft, jaaaaaq :3

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt