Epilog I

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PoV Manu

Ich saß mit Patrick im Arm in der Hollywoodschaukel in unserem kleinen Garten und sah Claus zu, wie er das Fleisch auf dem Grill hin und her schob. Meine Aufmerksamkeit galt jedoch nicht dem Fleisch, sondern dem glänzenden Schmuckstück, das seit knapp einer Woche Claus' linken Ringfinger zierte. Er hatte endlich den Mut gefunden, seine Luisa zu fragen. Und morgen war es soweit, mein bester Freund würde heiraten. Hoffentlich erfolgreicher als ich.

Obwohl man das, was mir passiert ist, nicht als erfolglos bezeichnen konnte. Eigentlich war es das Beste, was mir je passieren konnte, Patrick kennenzulernen, auch, wenn es damals unter schwierigen Umständen war. Doch mit Christina ist alles wieder in Ordnung, Claus hat mich praktisch gezwungen, sie sobald wie möglich anzurufen, um ihr das alles zu erklären. Er hatte ja recht, es musste für sie schon eine große Verwirrung gewesen sein, als ich abgehauen bin.

Sie sagte am Telefon, sie hätte zwar verstanden, wie es mir ging, doch sie bräuchte erstmal Zeit für sich, Abstand, um das alles erstmal sacken zu lassen. Dass ich sie hatte sitzen lassen. Doch sie versprach, sich irgendwann zu melden. Bis heute habe ich nichts von ihr gehört.

Ich drehte meinen Kopf zu Pat und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, ehe ich aufstand und zu Claus herüber ging.

"Was macht das Essen? Kann das ein Büroangestellter überhaupt?", witzelte ich und Claus drohte mir mit der Grillzange. "Pass auf, Manu! Dieser Büroangestellte heiratet morgen!". "Wo ist die Glückliche eigentlich?", fragte ich und hielt Claus einen Teller hin, auf den er zwei Fleischstücke legte. "Drinnen bei Hannah und Anna. Die zwei bringen die Salate raus"

Die Sache mit Selina, und dass Selina eigentlich Hannah ist und Selina gar nicht existiert, habe ich von meinem Freund schon einmal lang und breit erklärt bekommen, und ich war ihm nicht böse, dass er mir diese 'Beziehung' vorgelogen hatte, und zum Glück verstand ich mich prima mit Hannah, die für Patrick wohl wie eine Schwester war.

Zusammengefasst kann man sagen, dass alle, die mir und Patrick am Herzen lagen, hier beim gemeinschaftlichen Grillfest waren. Meine Eltern, Hannah, Claus, Luisa, Freddie und seine Schwester Anna und Michaela, die eine gute Freundin von uns geworden ist, nachdem sie unsere Beziehung mehr oder weniger gerettet hatte.

Wie aufs Kommando kamen Anna, Luisa und Hannah fröhlich schnatternd mit Schüsseln aus dem Haus und stellten diese auf den Tisch.
"Na, Jungs? Ist das Essen fertig?", Luisa stellte sich neben Claus, welcher einen Arm um sie legte. "Gleich, Süße".

Auch Luisa trug den Verlobungsring, und sie trug ein knielanges Seidenkleid mit aufgestickten Mustern. Normale Leute würden sowas hübsch finden, doch ich fand die Muster grässlich. Als ich das jedoch ausgesprochen hatte, kassierte ich einen Schlag auf die Schulter von Patrick, der mir irgendetwas von Freundlichkeit zugezischt hatte, doch Luisa hatte nur gelacht. "Sobald du mein Kleid morgen in Ordnung findest", hatte sie nur gegrinst und sich mit Hannah abgeklatscht, die sie beim Kaufen des Hochzeitskleides begleitet hatte.

Anna stellte sich neben Luisa und fuhr sich durch die roten, kurzen Haare, die in alle Richtungen abstanden. Sie trug einen Jeansrock mit zerrissener Strumpfhose. Auch nicht unbedingt mein Geschmack, doch dieses Mal hatte ich meine Fresse gehalten, bevor ich noch einen Schlag von Pat kassierte.

Annas Äußeres mochte vielleicht etwas anders wirken, mit den Tattoos, die ihre Knöchel und Handgelenke zierten, und dem großen Anatomie-Herz auf ihrem Bauch, dass man dank ihrem bauchfreien schwarzem Top gut sehen konnte, doch sie war eine sehr herzliche Person, wie ihr Bruder, nur nicht so verpeilt. Sie arbeitete auch in Hamburg, jedoch hatte sie ihr eigenes Tattoostudio. Auch uns hatte sie Tattoos angeboten, aber Patrick hatte hastig abgewunken.

Und sie verprach mir, dass sie später alte Storys aus Patricks Hamburg-Zeit zum Besten geben würde, worauf ich mich zugegebenermaßen jetzt schon freute.

Und so saßen wir wenig später an den Tischen, mit gefüllten Tellern, während Anna mit Händen und Füßen erzählte, wie Pat damals in der Schule, besonders auf Klassenfahrt, Streiche gespielt hatte.

Er selbst saß neben mir, hörte belustigt zu und warf manchmal eine äußerst wichtige Information ein. Unter dem Tisch hatten wir unsere Hände verschränkt.

"Und dann hat er in ihr Shampoo einfach Ameisen gefüllt", kicherte Anna gerade, "das hat sie dir nie verziehen". "Na und? Sie hat mich nicht in Ruhe gelassen, obwohl ich vergeben war!", rechtfertigte sich Patrick und drückte meine Hand unter dem Tisch einmal.

"Vergeben, nennst du das?", lachte Freddie vom anderen Tischende, "Kelly hat damals nur Mitleid mit dir gehabt und der Bitte nachgegeben, damit Gina dir nicht mehr hinterher gerannt kam. Die ganze Klasse wusste von der Abmachung!"

"Ja, unser Paddy war schon so ein Frauenschwarm", Anna füllte ihre Gabel mit dem Tomate-Mozzarella-Salat, von dem sie sich schon zum dritten Mal geholt hatte.

'Paddy' drehte seinen Kopf grinsend zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

"Frauen-Schwarm", bemerkte Luisa trocken und der Tisch brach in Gelächter aus.

**********

PoV Patrick

Der nächste Morgen begann gestresst. Anstatt mit einem sanften Kuss wie jeden Tag, wurde ich mit einem Klaps auf die Schulter geweckt. "Wach auf, Paddy, du musst mir helfen!"

"Nenn mich nicht Paddy", knurrte ich und drehte meinen Kopf weg von der Geräuschquelle, die sich Manuel Büttinger, oder auch: mein Freund nannte, zurück ins Kissen. Doch mit einem Ruck war das Kissen weg und die Matratze senkte sich.

"Wie soll ich dich denn sonst nennen? So ein Pärchen-Spitzname wäre schon süß, findest du nicht?", die Stimme war ganz nah an meinem Ohr, und im nächsten Moment war meine Decke weg.

"Wie wäre es, wenn du mich Patrick nennen würdest? So heiße ich nämlich". Noch immer schläfrig und beleidigt, dass ich so unsanft geweckt worden bin, rappelte ich mich auf.

"Das ist doch langweilig", murrte Manu und hielt mir zwei Hemden hin. "Welches soll ich anziehen?". Ich rieb mir die Augen und deutete auf das rechte. "Das hattest du an, als wir zusammen essen waren, mit Chrissie. Weißt du noch?", grinste ich und nahm ihm mit der einen Hand beide Oberteile ab und zog ihn mit der anderen zu mir. "Sicher weiß ich das noch!", Manu lächelte in den Kuss hinein.

"Was hältst du von meinem Kürbis-Anzug?", fiel mir da ein. "Passt du da überhaupt noch rein?", überlegte Manu laut und piekste einmal prüfend in meinen Bauch. "Hey! Ich hab nicht zugenommen!", protestierte ich und ließ Manu los. "Du wirst schon sehen!", und mit diesen Worten ging ich zu meiner Schrankhälfte und wühlte nach meinem orange-bedruckten Anzug.

Ich hörte Manu noch ein das macht er nicht wirklich murmeln, dann spürte ich zwei Arme, die sich um meinen Bauch schlangen.

"Das musst du mir nicht beweisen, Baby. Wir haben jetzt keine Zeit für sowas", murmelte er gegen meinen Rücken. "Baby?", fragte ich unüberzeugt nach, drehte mich um und drückte ihm wahllos eines der beiden Hemden in die Hand."Nimm das"

"Ist dir 'Schatz' lieber? Oder 'Hase'? Oder nein, wie gefällt dir 'mein kleiner Kürbiskopf'?", Manu striff sich das Hemd über und schaute mich schelmisch an.

"Gar nicht. Du gibst es wohl nie auf, oder?"

"Nein, mein kleiner Kürbis.", Manu ging scheinheilig grinsend an mir vorbei und griff sich eine Hose. Ich schmunzelte. Und irgendwie gefiel mir dieser Kosename auch. Ich brauchte nur noch einen für Manu.

"Selbst schuld, Mänjuel."

"Mänjuel?"

"Ja, Mänjuel. Du bist mein kleiner Mänjuel"

Manu lachte auf.

"Okay, in Ordnung. Und du ziehst dich jetzt trotzdem an, Micha und Hannah holen uns in einer Stunde ab"

Hiii naaa?

Der Epilog wird in zwei Teile geteilt, weil ich mal wieder nicht einschätzen kann, wie lang das Geplante wird xD

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt