13. Schlaf

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PoV Manu

Reflexartig griff ich nach Patrick, als der wieder taumelte, und führte ihn vorsichtig ins Schlafzimmer. Unsere alte Couch war nicht gerade zum Schlafen geeignet und trug bei ihrer Härte auch nicht zu einer Genesung bei, weswegen ich ihn kurzerhand auf Chrissies Bettseite setzte. Sie würde das schon verstehen. "Ich muss auf Klo", wisperte Patrick müde und ich seufzte im Stillen. Das konnte ja was werden.

Ich zog ihn wieder vorsichtig auf die Beine und legte ihm eine Hand auf den Rücken, während wir ins Nebenzimmer gingen. Vor der Tür ließ ich ihn los. "Ich warte hier". Pat nickte und öffnete die Tür. "Und Pat?". "Ja?", er drehte sich um. "Bitte schließ nicht ab. Falls du umkippst." Er nickte,  wandte sich wieder an und zog die Tür hinter sich zu.

Als er wieder rauskam, hatte sein Zustand nicht verschlechtert, was mich erleichtert aufatmen ließ. Trotzdem sah man ihm die Schmerzen an. Bei jeder noch so kleinen Bewegung seines Kopfes verzog er das Gesicht schmerzverzerrt und ich bekam wieder Schuldgefühle. "Brauchst du eine Jogginghose und ein Shirt?" Er nickte und ich zog beides aus meinem Schrank. "Bin gleich wieder da" Mit diesen Worten verschwand ich, damit Pat sich umziehen konnte.

Es dauerte lange, kein Wunder, ich hätte mir bei den Kopfschmerzen des Todes auch Zeit gelassen, doch trotzdem wurde ich nach fünf Minuten unruhig. Ich wägte gerade ab, ob ich klopfen sollte, da nahm mir ein dumpfes Poltern die Entscheidung ab. Sofort stürzte ich ins Zimmer und fand Patrick vor, der mit geschlossenen Augen auf dem Boden mehr hing als saß. In die Jogginghose hatte er es geschafft, das Shirt hatte er nur mir einem Arm an. "Pat, alles okey?", ich kniete mich neben ihn und sah, wie er leicht den Kopf schüttelte. "Mir ist schwarz vor Augen", nuschelte er und ich hob sanft seinen Arm an und fädelte das T-Shirt geschickt hindurch. "Kannst du aufstehen?", fürsorglich legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, was ihn zusammenzucken ließ. Träge schüttelte er den Kopf und ich stand auf, beugte mich zu ihm runter und schob meine Arme zu seinen Kniebeugen und an seinen Rücken.

Ich trug ihn die wenigen Meter bis zum Bett und legte ihn vorsichtig darauf ab. "Ich hol dir ne Kopfschmerztablette. Die brauchst du jetzt" Patrick antwortete nicht, er hatte die Augen immer noch geschlossen und bewegte sich nicht.

 









PoV Patrick

Ich hörte, wie er den Raum verließ und kurz daraufhin wieder kam. "Sie liegt direkt neben dem Bett, mit einem Glas Wasser, wenn du sie brauchst", drang Manus Stimme gedämpft an mein Ohr und ich verzog die Lippen etwas, damit er wusste, dass ich ihn gehört hatte, da mir Nicken bei meinem Zustand etwas zu riskant war. "Ist es okay, wenn ich hier schlafe? Falls was ist, höre ich dich nicht sofort", Manu klang zögernd und er stand wohl immer noch neben meinem Bett, soweit mein Ohr das zuordnen konnte. Zur Bestätigung klopfte ich einfach auf die Bettseite neben mir. Zum Glück lenkten mich meine Kopfschmerzen weitestgehend von Manu und seinen Berührungen ab, sonst hatte ich das niemals getan. Kurz darauf spürte ich, wie die Matratze sich neben mir senkte und Manu sich eine bequeme Position suchte.

"Das erinnert mich daran, als Claus und ich vor ein paar Tagen sturzbesoffen bei dir waren. Es ist nur andersrum. Diesmal kümmere ich mich um dich", ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören und ich lächelte automatisch mit. Es stimmte, es war wie ein Déjà-Vu. Einer lag mehr oder weniger eingeschränkt im Bett des anderen und ließ sich umsorgen.
Und irgendwie beruhigte mich seine warme, leise Stimme und ich wünschte mir, dass er nie aufhörte zu reden. Zu meinem Glück tat er das fürs Erste auch auch, denn er fing an zu erzählen. "Du weißt gar nicht, wie erschrocken ich war, als ich dich gesehen habe", ich hörte deutlich, wie er schluckte und öffnete zögernd meine Augen. Ich sah immerhin wieder etwas. Langsam drehte ich meinen Kopf zu Manu und erkannte, wie er, zu mir gedreht, den Kopf auf seinem Arm abgelegt hatte. Seine Augen glitzerten. "Es tut mir so wahnsinnig leid, Pat",  fügte er noch leiser hinzu und ich konnte die Schuldgefühle in seinen Augen sehen. "Manu. Sieh mich an", ich beobachtete, wie Manu zögernd den Blick hob und seine grünen Augen mich traurig anschauten.

"Ich bin dir nicht böse, Manu. Alles ist gut. Wirklich. Und jetzt schlaf". Erleichterung machte sich auf Manus Gesicht breit. "Gute Nacht, Patrick", hauchte er und ich bekam eine Gänsehaut. Reiß dich zusammen, Patrick!

"Schlaf gut, Manu"

KürbisTumor - Wedding PlannerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt