Kapitel 7

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Ellie öffnete die Tür. Hinter dieser war es dämmrig. Plötzlich flammten rote Fäden auf und zerrissen die Dunkelheit. Ich starrte auf die Fäden. Sie strahlten, als seien sie aus Licht. Ich schluckte, als ich erkannte, dass sie ein riesiges, verwobenes Wirrwarr formten. 

"Was passiert, wenn wir diese Fäden berühren?", fragte ich leise. Ellie zuckte die Schultern und schickte eine Ranke vor. Kaum berührte diese einen der Fäden, wurde sie dort, wo sie berührt wurde, zerschnitten. Ich riss die Augen auf. Ellie schluckte schwer. 

"Okaaaay, also, wenn das mit unserem Bein passiert, dann wird das ziemlich unangenehm...", kommentierte Fraya leise. Ich stimmte ihr zu. Hawkins biss sich auf die Lippe, als ich ihn ansah. 

"Ich gehe vor.", sagte er dann. Ich schluckte, dann sah ich ihm dabei zu, wie er sich geschickt durch die Fäden arbeitete, ohne verletzt zu werden. Auf der anderen Seite des Raumes, die im dunkeln lag, konnte man nicht sonderlich viel erkennen, aber als er rief:

"Okay!", atmete ich erleichtert auf, dann folgte Fraya durch den Raum. Nach Fraya kam ich und nach mir betrat Ellie den Raum. Hinter ihr schlug die Tür zu. Als sie endlich bei uns ankam, zog ich sie in meine Arme. Erst nach einer Weile lösten wir uns voneinander. 

"Okay, hört mir zu. Ich bewundere euren Mut. Wirklich. Und ich bewundere, dass ihr das trotz allem noch mitmacht. Und ich danke euch, obwohl ich mir oft denke, ich hätte euch lieber oben gelassen, damit keinem was passiert.", meinte ich dann. Fraya lächelte, dann entzündete sie eine Flamme und beleuchtete die Gravuren über der Tür. Dann las sie vor:

"Es folgt ein Türenlabyrinth." Ich verzog verwirrt das Gesicht, aber Hawkins fuhr sich mit der Hand durchs Haar. 

"Wir kommen gleich in einen Raum mit mehreren Türen. Eine davon ist die richtige, die anderen falsch. Wenn wir eine von den falschen erwischen, werden wir entweder auf den falschen Weg und somit wieder an den Anfang gelenkt oder wir sterben, weil wir von irgendwas gefressen werden, dessen Schlaf wir stören.", erklärte er. Da meldete sich Ellie:

"Woher wissen Sie das, Sir?" Hawkins schluckte und ich wusste, was er sagen würde, noch bevor er es tat.

"Mein Vater hat mich mal in einem solchen Labyrinth eingesperrt." Ich schluckte. Gemeinsam betraten wir den nächsten Raum. Wie Hawkins gesagt hatte gab es mehrere Türen. Sechs, insgesamt. In jeder Wand einer. Ohne die, durch die wir gekommen waren fünf. Trotzdem nicht besser. Die Türen waren alle gleich. Aus Holz. Ich holte tief Luft. Dann fragte ich:

"Ellie, kannst du mit einer Ranke den Weg markieren?" Sie nickte und ich sah in die Runde, woraufhin alle einen Schritt auf dieselbe Tür zumachten. Die, die rechts von der Tür lag, die uns direkt gegenüber war. Ellie ließ in der Mitte des Raumes eine kleine Rankenpflanze entstehen, von der aus sie eine Ranke auf die Tür zukriechen ließ. Als wir die Tür öffneten, ließ sie die Ranke auf dem Boden hindurch. Kaum waren wir alle vier durch die Tür, schlug sie hinter uns zu. Wie gut, dass Ellie die Ranke dünn genug hatte entstehen lassen, dass sie unter dem Türspalt hindurchpasste. Wieder standen wir in einem sechseckigen Raum. Diesmal nahmen wir die Tür links von der, die uns direkt gegenüber lag, immer darauf bedacht, dass Ellies Ranke nicht zerstört wurde. Jetzt sahen wir uns um. Mein Blick glitt wieder zu der Tür links von der uns direkt gegenüber. Ich sah in die Runde und alle nickten, also nahmen wir diese Tür. Und wie nicht anders zu erwarten standen wir wieder  in einem sechseckigen Raum. 

"Rechts.", sagte Ellie leise und wir folgten ihrem Vorschlag und nahmen die Tür rechts von der, die uns gegenüber lag. Im nächsten Raum nahmen wir die Tür, die uns gegenüber lag. Dann wandten wir uns alle der Tür zu, die rechts neben der lag, aus der wir gekommen waren, um dann die links von der zu nehmen, durch die wir gekommen waren. Dann rechts die von der uns gegenüber, danach gegenüber von uns die Tür, dann kamen wir in einen Raum, der nur drei Türen hatte. Die, aus der wir gekommen waren, und eine rechts und links davon. Wir nahmen die rechte, aber dann drehten wir wieder um und nahmen doch die linke. Hawkins lief schnurstracks geradeaus und Fraya, Ellie und ich folgten ihm. Danach, in einem Raum, der zwar sechs Wände, aber nur vier Türen hatte, nahmen wir die linke, neben der Tür uns gegenüber, um dann die direkt rechts davon zu nehmen und in einem Raum zu landen, der nur drei Türen hatte. Eine links und eine rechts. Wir nahmen die Linke und gingen dann geradeaus. Dieser Raum hatte nur vier Türen. Zwei links und zwei rechts. Rechts. Und dann wieder rechts, aber da sahen wir die Ranke auf dem Boden und gingen zurück und nahmen doch die linke. Unvermittelt standen wir vor dem Ziel. Ich atmete erleichtert auf. 

Phönix der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt