Kapitel 23

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Ich lag hellwach in meinem Bett. Mittlerweile war es dunkel. Plötzlich hörte ich draußen Alarmsirenen. Sofort war ich auf den Beinen, hatte mich innerhalb weniger Sekunden umgezogen und war bewaffnet nach unten gestürmt, wo mir am Eingang der Bibliothek Lankford und Gallagher entgegenkamen. 

"Wir werden angegriffen!", meinte Gallagher. Lankford atmete tief durch und meinte: 

"Ich weiß nicht, ob du in der Lage dazu bist, aber alle wollen, dass du sie anführst." Ich schluckte. Mein Blick ruhte auf Lankford. Sie seufzte. Schließlich nickte ich und lief auf den Hof, wo schon so ziemlich alle Schüler wartete. 

"Okay! Klappe!", brüllte ich. Sofort war es totenstill. "Von wo kommt der Angriff?", fragte ich. Jones antwortete mir. 

"Die Ost - und Westseite." Ich nickte. 

"Ihr habt eure Waffen noch, richtig?" Einstimmiges Nicken. Ich holte tief Luft. Dann hob ich die Hand und deutete auf die Mitte der Schüler. 

"Linke Hälfte Osten, rechte Hälfte Westen, aber dalli! Die Lehrer bleiben hier, und die jüngsten auch, für den Fall, dass von hier und Süden auch noch ein Angriff droht!" Meine Befehle wurden sofort befolgt. Kaum hatte ich geblinzelt, stand nur noch in etwa ein Fünftel der gesamten Personenanzahl der Schule vor mir. Ich schluckte. Wären das genug Leute? Hoffentlich. Jones kam auf mich zu. 

"Cassandra. Dir scheint es ja besser zu gehen." Ich zuckte die Schultern. 

"Gallagher hat versucht, mir klar zu machen, dass ich nicht Schuld an der ganzen Sache bin. Aber jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass vielleicht einige nicht überleben." Die kleine Professorin legte mir eine Hand auf die Schulter. 

"Keine Sorge. Sie alle haben eine Kampfausbildung und auch Prüfung hinter sich. Du bist die einzige auf der Schule, die nicht kämpfen kann." Ich starrte sie an. Bei den Lehrern standen in etwa zweihundert Schüler. Sie alle waren nicht älter als Fünfzehn, aber auch nicht unbedingt jünger. 

"Okay, wieder die Hälfte bleibt hier, die andere nach Süden! Links hier, Rechts Süden! Los!", rief ich und schloss mich denen an, die nach Süden gingen. Jones kam mir ebenfalls hinterher. Ich entdeckte irgendwo auch Huxley, aber er interessierte mich nicht. Wir stellten uns im Süden am Gebäude auf, blickten alle in Richtung des Waldes, der eigentlich das ganze Gelände bedeckte. Es war still. Neben mir standen ein paar Schüler, die ziemlich nervös aussahen. Ich sah sie an. Ein Mädchen schaute zurück. Ihre Augen konnte ich nicht erkennen, aber ich sah, dass sie helle Haare hatte. 

"Cassandra? Schaffen wir das?", fragte sie. Ich schluckte. Sie konnte nicht älter sein, als fünfzehn. Aber jünger schien sie auch nicht. 

"Ich hoffe es.", sagte ich schließlich. "Ich weiß nicht, wer angreift, noch, wie stark sie sind." Ich richtete meinen Blick nach vorne. "Aber ich kann es mir denken. Und das heißt absolut nichts Gutes." Den letzten Satz sagte ich so leise, dass sie ihn nicht mehr hören konnte. Plötzlich sah ich eine Gestalt mit wehendem Umhang auf uns zukommen. Ihr folgten weitere, bis plötzlich eine ganze Armee aus dem Wald trat. 

"Oh Shit.", murmelte ich. Jones neben mir packte ihr Schwert fester. Ich entsicherte langsam meine Waffen und machte mich kampfbereit. Auch der Rest der umstehenden Personen bereitete sich auf einen Kampf vor. Die Gestalten kamen immer näher, ihre schwarzen Umhänge wehten im Wind und die ebenso schwarzen Kapuzen waren tief in ihre Gesichter gezogen. Die Gestalten blieben stehen, nur eine lief weiter. Die exakt in der Mitte. Und sie kam direkt auf mich zu. Ich, als "Anführerin" stand ebenfalls mittig. Von der Silhouette her konnte ich erkennen, dass es ein Mann war. Und er war ziemlich breit. Sein Kopf war gehoben, aber sein Gesicht lag vollkommen im Schatten. Gegen ihn wirkte ich wie ein dürrer Ast, auch, wenn ich als Frau schon ziemlich muskulös war. Von weitem hörte ich Kampflärm. Der Mann kam näher. Vor mir blieb er stehen. Als er sprach war seine Stimme wie reißender Stoff, verursachte eine Gänsehaut auf meinem Rücken und ließ meine  Fingerspitzen kalt werden. 

Phönix der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt