Kapitel 12 (Nightlife)

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Das wilde Leben bei Nacht führt beide immer tiefer in das bodenlose Seoul, und nach einiger Zeit weiß selbst Jiyong nicht mal mehr wo sie sind.
Sie zogen einfach nurnoch von Club zu Club, alleine und ohne die anderen.
So von allem abgesetzt zu sein war komisch, und angenehm zu gleich.
Die Dröhnung des zunehmenden Alkohol dämpft ihrer sonst so scharfen Sinne, und verwirrt sie regelrecht.
Die laute Musik, und das aufgekratze Lachen vom jeweils anderem regt sie wieder an wach zu bleiben und zu tanzen.
Es ist ein Spiel zwischen Vernuft und Unvernunft, doch genau dieses einzigartige Spiel kennt er bereits.
Wenn dies eintritt hast du eigentlich alles richtig gemacht, und so ist es auch diesesmal, schließlich wollte er Birdy genau solche Gefühle zeigen.
Taeyang hatte ihm bis jetzt noch nicht geschrieben, und das war auch gut so.
Er wollte nicht zurück zu den anderen, mit einer fremden Person um die Blöcke ziehen war ihm persönlich einfach lieber.
Beide waren so oder so schon viel zu weit weg von dem anfänglichen Club, ihr Weg ging schon viel tiefer in die Mitte von der Stadt.
Und auch Birdy wurde nicht angerufen oder sonstiges, beide waren total unabhängig.

"Okay. Wohin jetzt?" fragt Ashley genau in dem Moment außer Atem, als sie den nächsten Club verlassen.

Ihre Arme sind ineinander verhakt als sie beschwipst die Straße runter wanken.
Wohin jetzt weiß er nicht.
Das weiß er schon seit Stunden nicht; er hat nichtmal eine Uhrzeit im Kopf.

"Jetzt...jetzt..."

Er bleibt stehen, und sie schaut ihn fragend an.

"Ich weiß nicht." gibt er zu.

Innerlich weiß er ganz genau wo er hin will, doch das geht nicht, es ist noch zu früh.
Noch.

"Dann hab ich jetzt eine Idee."

"Du?"

"Ja, ich. Wohne hier schließlich auch schon seit ein paar Jahren."

Er nickt, er ist also doch damit einverstanden, und zieht ihn weiter.
Hinter den Häusern kommen schon die ersten Sonnenstrahlen hervor als sie los läuft.
Ihre langen schwarzen Haare glänzen von dem Schweiß, und ihre Hand ist zugleich trocken und kalt während sie durch die Straßen rennen.
Ihre Schuhe hallen in den Straßen, und sie werden von den wenigen Leuten die noch vor irgendwelchen Lokalen stehen angeguckt.
Er überlegt nach der Uhrzeit zu fragen, doch Ashley zieht ihn immer weiter.
Er weiß nicht wie lange das noch gehen mag, ob das, wo Ash hin will, noch weit entfernt ist.
Es ist irgendein weiterer Club, das weiß sie jedenfalls, denn sie rennt mit ihm in die Partygegend.
Schon lange ist er außer Atem, schließlich ist er auch nicht der sportlichste, doch das Mächen vor ihm scheint das alles nichts auszumachen.
Sie rennt und rennt, ohne auch nur ihr Tempo zu drosseln, als könnte sie es noch ewig halten.
Jiyong kann das schon lange nicht mehr, er stolpert ihr nurnoch hinterher weil sie ihn festhält.
Etwas, das sie gestern Abend, und heute Morgen schon oft taten.
Der Bann sich nicht zu berühren war schon lange gebrochen.
Man könnte sagen, sie würden Händchen halten, doch auch das taten sie nicht wirklich.
Es war mehr die nötige Verbindung um sich nicht zu verlieren.

"H...h...h-ich...kann nicht mehr." ruft er ihr von hinten außer Atem zu, und sie dreht sich während des Rennens zu ihm um.

Sie gerät nicht mal ins stolpern, sie schaut ihn einfach ein, mit einem Lächeln im Gesicht, der Maske die den Rest verdeckt, und diese Haare, die mittlerweile im Wind trocken.
Es ist wie ein Fotomoment der sich in sein Gehirn brennt, dieses maskierte, rennende Mädchen, das er so nicht vergessen möchte.
Dafür ist genau dieser Moment zu gut.

"Okay. Wir laufen ja schon langsamer. Ist nicht mehr weit."

Erleichtert über diese Nachricht wird er langsamer, und atmet hektisch ein und aus.
Das Rennen geht jetzt ins laufen um, und Jiyong sieht nun auch den Laden wo Ashley hin will.
Er ist nurnoch wenige Meter genau vor ihnen, und somit auch gut erkennbar.
Ihre Hände sind immernoch miteinander verbunden, doch er lässt es einfach stumm zu.
Die beiden haben das heute Morgen schon so oft getan, da ist es jetzt auch egal.
Wenn sie reingehen halten sie sich so oder so wieder, damit sie sich nicht wieder verlieren.

"Warum ausgerechnet der?" fragt er, als sie nebeneinander drauf zu gehen.

"Weil es mein absoluter Favorit ist. Ich liebe diesen Club, er ist so schräg, und beinhaltet von Lounge bis Sexzimmer alles." in ihren Augen funkelt es regelrecht als sie das sagt, und er schmunzelt ein wenig.

Selten findet man ein Mädchen, das so gerne feiert wie sie.
Sie könnte fast schon ein simpler Freund von ihm werden.
Aber auch nur fast.

Jiyong kannte den Club tatsächlich nicht.
Er kannte viele, in denen waren sie heute schon bereits, aber der war ihm tatsächlich unbekannt.
Kein Wunder, er liegt ein bisschen abseits.

"Komm!" sie wird wieder schneller, und zieht ihn rein.

Hier steht kein Türsteher, und es verlassen auch schon die ersten Leute die Party.
Trotzdem ist es noch verdammt voll, gestoßen voll um genau zu sein, was für die frühe Uhrzeit unormal ist.
Der Club muss cool sein, sonst wären hier nicht so viele.
Der tausendste Rhytmus heute erklingt, und ihnen werden sofort Getränke in die Hände gedrückt, mit einem freudigen 'Cool das ihr da seit!'.
Als der Typ wieder in der Menge verschwindet, und Ji gerade an dem Getränk mit dem Schirm als Accessoire nippen will, nimmt Ashley es ihm grob aus der Hand.

"Hey!" protestiert er.

Doch sie stellt beide Becher unberührt auf den nächsten Tisch, und zieht ihn weiter in die Menge.

"Warum...?-"

"Du solltest nie Trinken in einem Club von Fremden anehmen, weißt du das etwa nicht?"

Es wird ihm spätestens als sie ihn darauf afmerksam macht klar.
Man kann ja bei solchen Angelegenheiten nie vorsichtig genug sein, es könnte sein das es nicht nur ein schlichtes Getränk ist.
Es gibt leider nicht umsonst sowas wie K.O. Tropfen.

Sie zieht ihn nun wieder weiter, woraus immer eigentlich der gesamte Morgen und Abend besteht.
An den vielen Leuten vorbei öffnet sich langsam ein Weg zur Tanzfläche, und Jiyong bleibt kurz die Luft in dem stickigen Raum weg, als sie wirklich darauf stehen bleibt.
Sie waren an Bar's, saßen auf Sofa's und unterhielten sich mit fremden Leuten, aber nie, wirklich nie, wollte sie auf die Tanzfläche.
Dabei wollte er sie die ganze Zeit schon tanzen sehen, so, wie auf dem Video auch.
Mit dieser Hingabe, mit diesem großen Gefühl für jeden einzelnen Schritt und jede Bewegung.
Immer wieder hatte sich dieser Tanz in seinem Kopf abgespielt, und jedes Mal faszinierte es ihn noch mehr.
Doch die Erinnerung schwand immer mehr, und er hatte auch keine Möglichkeit mehr es nochmal zu sehen, weil es keinen Anhaltspunkt gab.
Doch jetzt war er da.
Sie war der Anhaltspunkt, wie sie da plötzlich vor ihm steht und mitten in der Menge tanzt, als wäre es selbstverständlich.
Doch das war es nicht, sie war es nicht, nicht für ihn.
Sie sticht aus der Menge hinaus, fällt auf mit all dem was sie macht.
Für ihn war sie eine Tänzerin, die mehr als nur fühlt.
Sie war schlichtweg überhaupt eine Person die soviel in etwas in eine Sache rein investieren kann und will.

Und wenn er sie jetzt so anschaut, wie sie sich genauso verzaubernd bewegt wie auf dem Clip auch, wusste er, dieses Mädchen war alles andere als normal.

𝐁𝐢𝐫𝐝𝐠𝐢𝐫𝐥┃┃𝐺-𝐷𝑟𝑎𝑔𝑜𝑛 𝐹𝐹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt