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Argh! Wie hätte es anders kommen sollen? Seit gefühlten Stunden saß ich nun schon in einem Berg aus Klamotten und wusste einfach nicht, was ich für das heutige Essen wählen sollte. Und was war das bitte für eine Aussage meines Bruders? Es soll ordentlich aber nicht zu elegant sein. Na klasse! Das konnte natürlich alles sein. Verzweifelt ließ ich mich nach hinten fallen und starrte die Decke an. Ich sollte mir vielleicht bald eine vernünftige Lampe zulegen, denn die blanke Glühbirne erfüllte zwsr ihren Zweck, war jedoch nicht gerade schön...
So lag ich also in meinem Schlafzimmer und schwelgte in Gedanken, bis plötzlich mein Handy vibrierte. Ohne mich großartig zu bewegen, tastete ich danach und las mir die Nachricht von Hendrick durch:

Ein Kleid oder Rock wäre doch schön.

Unweigerlich musste ich schmunzeln. Mein Bruder kannte mich einfach zu gut.
Ein Blick auf die Uhrzeit verriet mir, dass ich langsam mal aus dem Tee kommen sollte, denn in knapp zwei Stunden würde Hayes unten auf mich warten. Also rappelte ich mich auf, stieg über die Klamotten hinweg und erstmal unter die Dusche.

Es klingelte und der Portier teilte mir durch die Gegensprechanlage mit, dass mein Fahrer soeben eingetroffen war. Wahrscheinlich würde ich mich an diesen Service nie gewöhnen...
Schnell schnappte ich mir die schwarze Clutch, welche perfekt zu den ebenfalls schwarzen High-Heels passte, zog mir den neuen schwarzen Mantel über und verließ die Wohnung. Im Fahrstuhl angekommen überprüfte ich nochmal mein Aussehen. Die Haare locker hochgesteckt, filigrane lange Silberorringe und ein leichtes Makeup mit Fokus auf die Augen ließen mich edel, jedoch nicht zu spießig aussehen. Hoffentlich empfand Henni das später genauso! Nervös glitt mein Blick über das Kleid, welches mir bis zu den Knien reichte. Es war schlicht schwarz und eng anliegend, lediglich die silber funkelnden Verzierungen gaben ihm das gewisse Etwas.
Natürlich hatte ich Angst komplett overdressed zu sein, während ich durch die Lobby und nach draußen lief. "Guten Abend Sky, Sie sehen umwerfend aus!", begrüßte mich ein lächelnder Hayes und öffnete mir sogleich die Tür des dunklen Wagens. "Vielen Dank, Hayes, das Kompliment kann ich nur zurück geben.", zwinkerte ich ihm zu. Und es stimmte, er trug heute einen dunklen Anzug mit dunklem Hemd und passender Krawatte.  Hätte ich es nicht besser gewusst, würde ich denken jemandem aus dem Management vor mir zu haben.

"Wo bringen Sie mich denn hin, Hayes?", fragte ich neugierig, als wir ein Stück außerhalb der Stadt in ein geschütztes Villen-Viertel einbogen. "Lassen Sie sich überraschen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass nicht viele Menschen im Haus eines der Bandmitglieder zum Essen geladen werden!", zwinkert er mir über den Rückspiegel zu und hielt im nächsten Moment vor einem großen Stahltor. Gespannt beobachtete ich, wie er dem Sicherheitsmann in dem kleinen Häuschen zunickte, eine Karte in einen kleinen Kasten direkt neben seinem Fenster steckte und schließlich noch einen Code eingab. "Das wäre ja nichts für mich.", murmelte ich mehr zu mir selbst, doch Hayes antwortete lachend, während er das nun geöffnete Tor passierte: "Das glaube ich Ihnen. Trotzdem ist es bei den Jungs leider aus Sicherheitsgründen nötig."
Staunend blickte ich aus dem Fenster, während wir die Auffahrt entlang rollten und musste mich echt zusammenreißen nicht mit offenem Mund die Villa zu bewundern, die nun zu sehen war. Wenn man hier lebte, hatte man es eindeutig geschafft!
Nachdem ich ausgestiegen war ließ ich meinen Blick über das Gebäude schweifen. Imposant beleuchtet und einem beeindruckendem Eingang lag es vor mir. Hätte Hayes mir in dem Moment aufmunternd lächelnd nicht seinen Arm angeboten, um mich die Stufen hinaufzuführen, wäre ich wahrscheinlich wie angewurzelt stehen geblieben.
"Bleiben Sie einfach entspannt, Sie sehen klasse aus und werden mit dem Haufen da drin schon umgehen können!", meinte er noch, ehe er sanft seinen Arm entzog, klingelte und sich zurück zum Wagen begab.
Tief atmete ich durch, versuchte das Zittern meiner Finger zu unterdrücken und stand im mächsten Moment meinem breit grinsenden Bruder gegenüber. "Sky, da bist du ja! Du siehst umwerfend aus, aber ich weiß nicht, ob ich dich so zu den Jungs lassen will." Dankbar über diese kurze Ablenkung rollte ich nur mit den Augen und gab ihn zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.
"Na sieh einer an", ertänte da plötzlich eine Stimme aus dem Inneren des Hauses, "kaum lässt man dich alleine, machst du dir unsere kleine Reporterin klar!" "Klappe, Parker!", rief Henni nur und führte mich ins Haus. Lächelnd begrüßte ich besagten Parker Reed, ließ mir dankbar den Mantel abnehmen und folgte meinem Bruder aufgeregt durch einen großen Eingangsbereich in ein noch größeren Wohnbereich. Dort begrüßten mich auch die Brüder Adam und Ethan Brady freundlich, fehlte nur noch das letzte Bandmitglied, welches ich heute zum ersten mal kennenlernen würde.
Nach einem kurzen Geplänkel entspannte ich mich langsam und traute mich endlich die Frage zu stellen, die mir schon seit Betreten des Anwesens auf der Zunge brannte: "Wem von euch gehört eigentlich diese wundervolle Villa?"
"Da komm ich ja genau richtig, um den Vorzeige-Gastgeber zu spielen!", ertönte da eine mir -leider- viel zu bekannte Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um und blickte in die allzu bekannten grünen Augen des Flegels aus Hendricks Appartement. Wahrscheinlich schaute ich in diesem Moment genauso perplex wie er. Doch schnell hatte er sich wieder gefangen, setzte ein überlegenes Grinsen auf und kam auf mich zu. "Endlich lernen wir uns also mal offiziell kennen! Hunter Watt mein Name.", zögernd und misstrauisch ergriff ich seine ausgestreckte Hand. Das konnte doch alles nicht wahr sein...

Kiss me, Drummer-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt