24.

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Hunter

Nach meiner Antwort war ein mittelschweres Chaos ausgebrochen und die ganzen Heinzelmännchen hatten sich fast überschlagen mit ihren Fragen. Immernoch schmunzeld saß ich nun also mit den Jungs in Rickys Büro und dachte an Skylars geschocktes Gesicht und wie sie dann beinahe fluchtartig den Saal verlassen hatte. Das hieß dann wohl eins zu null für mich!
"Hör auf so dämlich zu grinsen, sonst bekommt er sich gar nicht mehr ein!", raunte Ethan und stieß mir in die Seite. Seit wir hier angekommen waren, lief Hendrick schon auf und ab und ließ eine Schimpftirade nach der anderen ab. Ich wusste gar nicht was sein Problem war, ich hatte niemanden beleidigt -was sonst der Grund für solche Zurechtweisungen seitens unseres Managers war- noch hatte ich etwas Falsches erzählt.
"Ricky, lass gut sein. War doch nichts Schlimmes.", unterbrach ich einen weiteren Schwall von Flüchen und lehnte mich entspannt zurück. "Lass gut sein? Ist das dein scheiß Ernst? Denkst du eigentlich jemals nach, bevor du etwas sagst oder an die Konsequenzen? Hunter, spätestens morgen wird es überall stehen." Wenn blicke töten könnten... Aber in diesem Moment ließ sich eine Verwandtschaft zwischen Ricky und Sky nicht mehr verleugnen. Schmunzeld und das Bild der kleinen Frau bei unserer ersten Begegnung vor Augen, rollte ich erneut mit den Augen und wollte gerade etwas nicht all zu nettes antworten, als Adam mir zuvor kam: "Ricky, sieh es als extra Werbung für die Tour. Die Worte unseres Drummer-Boys nimmt da draußen doch eh niemand für voll." "Ganz dünnes Eis, Brady.", knurrte ich nur, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Wann war das hier endlich vorbei? Ich wollte nur noch ins Bett und Schlaf nachholen.
Als hätte irgendeine höhere Macht meine Gedanken erhört, seufzte Hendrick im nächsten Moment und ließ uns nach ein paar Worten bezüglich des nächsten Termins endlich verschwinden.

~*~

"Ich sag es dir noch einmal, das wird der absolute Kracher! Die Häschen vom letzten Konzert kommen auch, kann also interessant werden.", lachte Parker am Handy, während ich vorm Spiegel stand und das Hemd zurecht zupfte. Ich sah eindeutig besser aus, als jeder andere und wenn die Mädels mich nachher auf der Party meines Kollegen sehen, würden sie garantiert das Sabbern bekommen. Selbstverliebt fuhr ich mir durch die Haare, die selbstverständlich perfekt lagen und grinste meinem Spiegelbild arrogant entgegen.
"Hör auf wie ein Gockel mit Oberwasser in den Spiegel zu gaffen!", schallte es aus dem Hörer und ich konnte nicht anders, als zu lachen und mich schließlich vom Spiegel abzuwenden. "Wann kommen die anderen Chaoten?" "Ist der große Hunter Watt etwa zu schüchtern, um alleine aufzutauchen?" "Nicht mit wem man kommt ist entscheidend, sondern mit wie vielen man geht. Aber irgendwann wirst du das auch noch lernen, mein Guter!" Inzwischen war ich in der Küche angekommen. Natürlich hatte ich sie noch nie für ihren eigentlichen Zweck genutzt und schaute man in den Kühlschrank, erblickte man lediglich Unmengen an Alkohol. Ohne groß zu überlegen, schnappte ich mir ein Bier, öffnete es einhändig mit meinem Feuerzeug und trankeinen Schluck.
"Wolltest du nicht selbst herfahren?", und da war er wieder, mein persönlicher Moralapostel am anderen Ende der Leitung. "Was meinst du, warum ich zum Bier greife und erst bei dir später zum härteren Kram?", murmelte ich und nahm gleich noch einen Schluck. "Ich schwöre dir, wenn du vor der Tour verreckst, dann bringe ich dich um!" Lautlos äffte ich ihn nach und ging auf die Terrasse, stellte die Flasche auf den Tisch, holte mir eine Kippe aus der Schachtel die dort lag und zündete sie an. Im selben Moment hörte ich auch das Klicken von Parkers Feuerzeug. "Ach, gegen Alkohol sein, sich aber mit Vergnügen den Lungenkrebs reinziehen!" "Schnauze, Watt!" Ich schnaubte und zog erneut am Glimmstängel. "Wahrscheinlich werde ich meinen Wagen nach der Party bei dir stehen lassen, also halte mir 'nen Platz in der Garage frei!" Ein zustimmendes Grunzen reichte mir als Antwort. Entspannt ließ ich meinen Blick über die Terrasse schweifen und musste unweigerlich schmunzeln, als er an der Abtrennung zum Nebenappartement hängen blieb. Doch bevor ich in Gedanken versinken konnte, lenkte Parker mich ab. "So, ich muss dich dann mal abwimmeln, Süße. Wir sehen uns später!" "Alles klar, Prinzessin!", äffte ich seinen übertrieben schmalzigen Tonfall nach und legte auf.
Es war gerade mal kurz nach Neun, vor Elf brauchte ich bei ihm nicht auftauchen, sonst wäre ich längst dicht, bevor die Party richtig anfing. Also schmiss ich mich auf meine Couch, tippte kurz auf meinem Handy rum und im nächsten Moment dröhnte laute Rockmusik aus den Boxen, die überall im Raum verteilt waren. So ließ es sich doch leben! Ob ich unsere eigenen Lieder hörte? Nein, so selbstverliebt war ich dann nun doch noch nicht. Obwohl es durchaus vorkam, dass sich ein paar Tracks in meine Playlist verirrten.

~*~

Reichlich angetrunken trommelte ich auf dem Tisch vor mir zum Takt der lauten Musik. Die Party war in vollem Gange, die Jungs und ich hatten viel getrunken und uns dann im Haus verteilt. Vor knapp einer Stunde war Ethan dann mit irgendeiner Brünetten verschwunden und auch Adam verabschiedete kurze Zeit später. Wo Psrker gerade steckte oder in wem, wusste ich nicht und war auch nicht in der Verfassung ihn zu suchen. Wahrscheinlich sollte ich mich auch langsam auf den Heimweg machen. Also stand ich auf und schwankte Richtung Ausgang. Dabei rief ich eher schlecht, als recht ein Taxi.
Gerade als ich die Stufen nach draußen runter stolperte, griffen dürre Finger nach mir und eine viel zu hohe und nasale Stimme säuselte: "Willst du etwa ohne uns verschwinden?" Langsam, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, drehte ich mich um und stand zwei von diesen Modepüppchen gegenüber. In diesen viel zu knappen pinken Sachen und ihren herausquellenden Plastikbrüsten konnten die beiden Wasserstoffblonden wirklich als abgemagerter und billiger Barbieabklatsch durchgehen. Schulterzuckend breitete ich meine Arme aus, in die sie beide quietschend sprangen und mich links und rechts flankierend zum Taxi begleiteten.
Wir bogen gerade in meine Straße ein und die Blondies waren schon ordentlich am fummeln, als ich aus dem Fenster am Straßenrand eine zierliche Person in Sportklamotten sitzen sah. Verwundert runzelte ich die Stirn. Normalerweise lungerten in dieser Gegend keine Penner rum. Doch im nächsten Moment riss mich das nervige Kichern der Puppen aus meinen Gedanken. Wir waren angekommen. Immer noch gackernd tippelten die beiden hinter mir her in die Eingangshalle und in den Fahrstuhl. Oben angekommen drückte mir die größere sofort ihre eindeutig aufgespritzten und vom Lipgloss klebrigen Lippen auf den Mund und die zweite begann an meiner Hose rumzufummeln.
Eigentlich hätte mein ohnehin vernebeltes Hirn sich jetzt verabschieden und die Kontrolle an andere Körperteile abgeben müssen, doch schnippten meine Gedanken immer wieder zu der Person auf der Straße. Ohne genau zu wissen was und warum ich das nun tat, schob ich die beiden von mir. "Geht schonmal ins Wohnzimmer, bedient euch und ich bin gleich für euch da.", murmelte ich ihre schmollenden Schnuten ignorierend und verließ mein Appartement, nachdem die beiden davon getippelt waren. Was tat ich hier? Lag garantiert nur am Alkohol!
Zehn Minuten später hätte ich mich am liebsten selbst geohrfeigt, ich lief hier besoffen die Straße entlang und hielt Ausschau nach einer nur eventuell existenten Person, während in meiner Bude zwei Weiber auf mich warteten. Gerade als ich frustriert kehrt machen wollte, sah ich einige Meter weiter jemanden auf dem Boden sitzen. Die nächsten Worte verließen gelallt und ohne mein bewusstes Zutun meinen Mund. "Rumlungern ist in dieser Gegend verboten!"

Kiss me, Drummer-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt