„Ihr kennt euch schon?“, fragte einer der beiden Brady-Brüder erstaunt, während ich bloß Hunters ausgestreckte Hand mit hochgezogener Augenbraue betrachtete. Als ob ich ihn freiwillig anfassen würde! Und auch wenn dieses Verhalten meinerseits gerade nicht wirklich höflich war, dachte ich gar nicht daran diesem Typen auch nur den Hauch von Freundlichkeit entgegenzubringen. Dieser schien meine Weigerung nun auch zu verstehen und ließ mit angespanntem Kiefer den Arm wieder sinken. In dein Gesicht, arroganter Fatzke! Innerlich triumphierend drehte ich mich von ihm weg und sah meinen Bruder an, welcher nur leicht den Kopf schüttelte und mich mahnend anschaute. Kurz hielt ich die Luft an, wartete ob er etwas sagen würde und war erleichtert, als dieser Parker Reed laut zu lachen anfing. „Das war dann wohl ein Korb für unseren Drummer-Boy!“, rief er und klopfte sich mit hoch rotem Kopf und Tränen in den Augen auf die Schenkel. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Watt wahrscheinlich gerade mehr als angepisst schaute. „Schnauze, Reed!“, kam es auch sofort von ihm und ich musste ein Schmunzeln unterdrücken. „Wenn der Kindergarten endlich beendet ist, können wir dann zum eigentlichen Thema kommen?“, durchbrach mein Bruder die einsetzende Stille und ich wandte mich zu ihm. Wo war ich hier bloß gelandet?
Hendrick deutete mir mit einer Kopfbewegung an, mich hinzusetzen und klatschte dann in die Hände. „Alle Mann hinsetzen und bitte keine Kinderkacke für die nächste Stunde!“ „Darf ich noch eine Sache richtig stellen?“, fragte Parker da und alleine an dem Funkeln seiner Augen wusste ich, dass die nächsten Worte zu einem weiteren Schlagabtausch führen würden. Hendrick rollte nur mit den Augen und ließ sich mir gegenüber auf die Couch fallen. Das schien Parker Antwort genug gewesen zu sein, denn er setzte sich auf und meinte in Hunters Richtung: „Das ist nicht dein Haus, mein Lieber! Nicht mal in hundert Jahren hättest du auch nur ansatzweise genug Geschmack, um solch ein wundervolles Heim dein Eigen nennen zu können!“ Kurz blieb es still, dann ertönte ein Schnauben und Hunter schmiss sich neben mich auf die Couch. „Wer will schon ein Haus, wenns ein Appartement auch tut? Und über Geschmack braucht man mit dir schon mal gar nicht reden, Guitar-Hero!“
Gespannt verfolgte ich das Ganze, doch statt weiter dieser Soap-artigen Unterhaltung lauschen zu können, räusperte sich mein Bruder, deutete den beiden Bradys sich ebenfalls zu setzen und begann von den bald anstehenden Terminen zu erzählen.
Wir waren gerade bei einer Gala angekommen, die in knapp drei Wochen stattfinden sollte, als Hunter seine Sitzposition wechselte und sein rechtes Bein an meins lehnte. Unwohl rutschte ich ein Stück von ihm ab. Konnte dieser Kerl sich nicht etwas weiter rüber setzen? Schließlich war auf der anderen Seite noch genügend Platz und ich saß hier schon am äußersten Rand, darauf bedacht weder von der Couch zu fallen, noch im Körperkontakt zu Watt zu stehen. Als hätte er Spaß an der ganzen Sache, rutschte er die wenigen Zentimeter doch tatsächlich noch nach. Genervt seufzend stand ich also auf, lief auf die andere Seite der Couch und setzte mich wieder.
"Die Kleine gefällt mir!", lachte Parker erneut und deutete in Hunters Richtung mit den Händen eine Bewegung an, als würde er mit einem imaginären Basketball einen Korb werfen. "Ich schwöre dir, wenn du nicht sofort...", knurrte dieser, wurde jedoch sogleich von Hendrick unterbrochen. "Oh man. Könnt ihr nicht einmal ernst bleiben?" Nun waren es die Bradys, die losprusteten und meinen Bruder damit ansteckten. War ich denn nur von Verrückten umgeben?
Immer noch nervös knetete ich meine Finger und beobachtete gespannt die roten Köpfe der lachenden Männer mir gegenüber. Ich war so abgelenkt, dass ich zusammenzuckte, als plötzlich seine tiefe Stimme direkt neben meinem Ohr ertönte. "Das ist noch nicht vorbei, Kätzchen!" Eine Gänsehaut überzog sofort meinen ganzen Körper und ließ mein Herz schneller schlagen, trotzdem drehte ich mich nur mit zusammengezogenen Augenbrauen zu ihm und meinte kühl: "Überschätzen Sie sich nicht, Mister Watt. Ich bin nur hier, um meinen Job zu machen." "Oh, ich bin mir sicher, dass du einen hervorragenden Job machen wirst." Kam es mir nur so vor oder wurde seine Stimme noch eine Spur tiefer und zweideutiger? Trotzdem lachte ich nur gespielt auf, ehe ich ohne groß darüber nachzudenken antwortete: "Was Sie denken ist mir reichlich egal. Nur heben Sie sich diese Spielchen für die Frauen auf, die daran interessiert sind!" Erst jetzt fiel mir auf, wie still es plötzlich im Raum war und drehte meinen Kopf von Hunter weg. Vier gespannte Gesichter waren auf uns gerichtet und verfolgten scheinbar unsere Unterhaltung.
Schlagartig wurde mir warm und meine Wangen verfärbten sich garantiert in diesem Moment. Nichts desto trotz versuchte ich eine neutrale Mine zu bewahren, räusperte mich kurz und sah zu meinem Bruder. "Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?" Hendrick, der eindeutig ein Schmunzeln unterdrücken musste, räusperte sich nun ebenfalls und fuhr fort von der kommenden Gala zu berichten, zu der ich scheinbar ebenfalls mitkommen sollte.Nachdem soweit alles besprochen war, entschuldigte ich mich und trat aus dem Raum, um eine Toilette zu suchen. Ich brauchte einfach einen Moment Ruhe und etwas kaltes Wasser. Jedoch wäre es klüger gewesen vorher zu fragen, wo ich mein Ziel finden würde. Denn so stand ich nun im Eingangsbereich und starrte nacheinander die verschiedenen Türen, sowie die breite Treppe ins Obergeschoss an. Unschlüssig für welche Richtung ich mich entscheiden sollte, seufzte ich kurz und erschrak im nächsten Moment, als Parker plötzlich neben mir stand. "Kann ich irgendwie behilflich sein?" "Oh Gott, muss mich denn jeder erschrecken?", murmelte ich kurzatmig und legte die Hand auf mein wild pochendes Herz. "Entschuldige", lachte er leise, "du sahst nur etwas verloren aus." Nicht sicher, was ich darauf erwidern sollte, nickte ich einfach. "Soll ich dir ein bisschen das Haus zeigen? Denn im Gegensatz zu den Worten des Flegels da drin, gehört das alles hier mir." Sein Grinsen war entwaffnend und ob ich nun etwas Zeit auf der Toilette verbrachte oder Abstand von Hunter Watt bekam, indem ich mich durchs Haus führen ließ, blieb sich doch gleich.
"Sehr gern.", lächelte ich höflich und folgte schließlich Parker durch die verschiedenen Räume und Flure, während er etwas zu allem erzählte.
DU LIEST GERADE
Kiss me, Drummer-Boy
RomanceSie ist jung, frisch mit dem Studium zur Journalistin fertig und bereit die ersten Schritte in die Welt zu wagen. Da kommt die Zusage der New York Times gerade recht und ehe sie sich versieht wird das Mauerblümchen der Kleinstadt zur Frau einer Welt...