Skylar
3 Monate zuvor...
„Aaaah! Ich gratuliere dir!", stürmisch schlangen sich zwei schlanke Arme um meinen Hals und der zierliche Körper meiner besten Freundin prallte unsanft gegen meinen. Etwas perplex erwiderte ich die Umarmung. Wie konnte eine solch kleine Person nur so stark sein? „Ella...Luft!", brachte ich gerade so hervor und sie lockerte ihren Griff, ohne mich jedoch loszulassen. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich! Jetzt hat es wenigstens eine von uns beiden schon hinter sich. Weißt du schon, wo es dich nun hintreiben wird? Hat die Agentur schon geantwortet oder dieser komische Verlag?" Ich wusste, dass sie gerade höchst wahrscheinlich lauter rote Flecken im Gesicht bekam. So war es immer wenn sie aufgeregt oder sauer war. Und als sie schließlich von mir abließ und mich mit vor Aufregung glitzernden Augen ansah, bestätigte sich meine Vermutung. Lachend nahm ich meine Arme wieder runter, hakte mich bei ihr ein und murmelte beim Losgehen: „Dieser komische Verlag ist die New York Times, meine Liebe. Und nein, bis jetzt kam noch keine Antwort auf meine Bewerbung. Ich habe dir doch schon erzählt, dass es erst im Laufe der Woche passieren würde!" Missmutig zog sie eine Schnute, hielt es jedoch nicht lange durch und trällerte aufgeregt hüpfend: „Naja, das wird schon! Heute feiern wir erst mal, dass meine beste Freundin nun eine examinierte Journalistin ist, der schon bald die Welt zu Füßen liegen wird." Lachend schüttelte ich einfach nur den Kopf. Ella war schon immer die quirlige und verrückte von uns beiden gewesen, doch heute schien es noch um einiges schlimmer zu sein, als es sonst ist. Wäre es nicht eher mein Part heute einen aufgeregten Flummi zu mimen? Schließlich wurden mir vor einigen Minuten meine Ergebnisse der Prüfungen mitgeteilt und das Zertifikat, das den Abschluss meines Journalismus-Studiums quittierte überreicht. Zum ersten Mal seit Monaten konnte ich tief durchatmen und es schien, als fiele eine schwere Last von meinen Schultern. Ich war nun frei und fertig mit der Ausbildung. Hatte erfolgreich vier quälend lange Jahre des Lernens und verschiedenster Praktika hinter mir gelassen und war nun bereit in die Welt hinauszutreten.
Den gesamten Heimweg quasselte Ella noch von verschiedensten Möglichkeiten, wie wir heute feiern könnten und wie aufgeregt und stolz sie doch war, doch ich hatte irgendwann abgeschaltet und meinen eigenen Gedanken nachgehangen. So schön es war, nun nicht mehr Tage und Nächte über Büchern und am Laptop zu hängen, zu versuchen sich sämtlichen Stoff einzuprägen und Arbeiten rechtzeitig abzugeben, so traurig war es einige meiner Kommilitonen nicht mehr fast täglich zu sehen.
„Sky?", ein wildes Fingerschnipsen vor meinem Gesicht ließ mich zusammenzucken. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?" Verdutzt sah ich in Ellas Gesicht, wo verschiedene Emotionen noch versuchten die Oberhand zu gewinnen. Erzürnt und doch amüsiert seufzte sie und verdrehte die Augen: „Du hast echt eine Konzentrationsgabe einer Seekuh! Ich frage mich langsam, wie ausgerechnet du die beste des Jahrgangs werden konntest, wenn du es scheinbar nicht mal schaffst mir nur fünf Minuten am Stück zuzuhören!" Sie saß mir gegenüber am Küchentisch und stocherte gespielt eingeschnappt in ihrem Essen herum. Bevor später meine Familie, sowie einige Freunde vorbeikommen und die Ergebnisse erfahren wollten, hatten wir uns entschlossen erst mal gemütlich etwas zu kochen und anschließend den Abend zu planen.
„Tut mir leid El, ich kann es nur immer noch nicht ganz glauben, dass nun alles vorbei ist." Nun sah sie mich wieder an und ein Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus: „Das glaube ich dir! Ich kann es auch kaum noch erwarten in einem halben Jahr fertig zu sein. Irgendjemand muss dir doch deinen kleinen Arsch retten, wenn du jemanden mit deinen Artikeln gegen dich aufbringst!" Jetzt grinste ich auch: „Ist schon ganz praktisch, wenn die beste Freundin eine zukünftige Rechtsanwältin ist!" Stolz nickte sie, wurde jedoch im selben Augenblick wieder ernst: „Und nun zu meiner vorherigen Frage. Wollen wir heute Abend mit den Mädels in einen Club gehen und einmal so richtig die Sau raus lassen? Denn jetzt, meine Liebe, kannst du dich nicht mehr mit Lernen oder irgendeinem anderen Kram rausreden!" Wahrscheinlich erwartete sie eine Diskussion oder Gegenwehr meinerseits, weshalb sich ihre Augen weiteten und ihre Lippen ein perfektes O formten, als ich gelassen meinte: „Klar, können wir machen!"
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Kiss me, Drummer-Boy
RomanceSie ist jung, frisch mit dem Studium zur Journalistin fertig und bereit die ersten Schritte in die Welt zu wagen. Da kommt die Zusage der New York Times gerade recht und ehe sie sich versieht wird das Mauerblümchen der Kleinstadt zur Frau einer Welt...