27. Kapitel - ein Stück Wahrheit

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27. Kapitel - ein Stück Wahrheit

"Papa, wo ist Mama?", fragte Mike wieder und sah unseren Vater angespannt an. Anscheinend merkte er doch, das irgendetwas nicht so ganz stimmte.
Mein Vater rieb sich das Kinn, ehe er sich einen Stuhl ranzog und sich zu uns setzte.
"Eure Mutter ist verschwunden. Ich habe sie gesucht aber sie ist unauffindbar", fing er an zu erzählen und man merkte, dass es ihm nicht wirklich leicht fiel.
"Wisst ihr noch vor ungefähr 2 Jahren, wo eure Mutter und ich uns dauernd gestritten haben? Sie für eine Zeit lang dann auch bei einer Freundin gewohnt hat?", fragte er uns und blickte dabei vor allem Vivi und mich an.
Ich konnte mich noch dunkel an die Zeit erinnern, es war schlimm gewesen. Jeden Tag hatten sie gestritten, von jetzt auf gleich. Sie hatten sich kaum noch angeguckt und irgendwann hatten sie aufgehört miteinander zu sprechen. Während unsere Mutter ihren Frust mit Essen versuchte zu tilgen, versteckte sich unser Vater hinter einem Haufen von Arbeit.
"Was ist damals passiert?", hakte Vivi nach, sie konnte sich also auch noch genauso gut an die Zeit erinnern wie ich. Wir hatten sie versucht zu verdrängen, da es keine schöne Zeit gewesen war. Erst vor ungefähr einem Jahr war alles wieder halbwegs normal geworden.
"Eure Mutter hatte mich damals mit einem anderen Mann betrogen", sagte mein Vater sofort und ein lautes "oh gott", ertönte von Mike und auch meine Großeltern zogen scharf die Luft ein, aber ich war mir sicher, dass sie es bereits wussten.
"Was?", stoß ich geschockt aus und sah meinen Vater ungläubig an.
"Das ist ein Scherz, oder?", fügte Vivi genauso geschockt hinzu.
Da hatte unser Vater eine richtige Bombe platzen lassen.

"Sorry, aber ich muss das erst mal verdauen", sagte ich und stand ohne weiteres auf.
"Nico, setz dich bitte wieder hin. Das war noch nicht alles"
Mit einem genervten Geräusch setzte ich mich wieder hin und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Ich wollte jetzt einfach nur noch zu Simon. Ich brauchte ihn jetzt, weshalb ich ihm schon mal eine SMS schreib, dass ich in ungefähr einer Stunde bei ihm sein würde.
"Sie war schwanger von ihm, das habe ich aber auch erst vor kurzem erfahren... denn eure Mutter hat das Kind umgebracht"

Eine unangenehme Stille entstand. Niemand wusste so genau, was er sagen sollte. Niemand konnte das, was er fühlte in Worte fassen, zu schrecklich war das, was wir gerade erfahren hatten.
Unsere Mutter hatte ein Kind getötet, sie war eine Mörderin.
"Wie ist das alles rausgekommen?", fragte ich unseren Vater mit Tränen in den Augen.
"Der Mann, mit dem eure Mutter mich betrogen hat, hatte sich bei ihr gemeldet. Da sie aber ihr Handy hier hat, habe ich die Nachricht gelesen und daraufhin hat er mir erzählt, dass sie schwanger war und er das Kind sehen will. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts von einem Kind weiß. Wir haben die Polizei aufgesucht und deswegen war sie wohl auch bei euch. Sie wollten mit mir sprechen, ob ich etwas wüsste, wo eure Mutter jetzt ist. Sie wird gesucht und keiner weiß wo sie hin ist. Mehr weiß ich auch nicht", erzählte er und blieb dabei erstaunlich gefasst. Wahrscheinlich hatte er vorher genau überlegt, wie er es uns erzählen konnte.

"Ich bin jetzt weg, ich muss das erst mal verdauen", erwiderte ich wieder und stand ein weiteres Mal auf. Diesmal hielt mich mein Vater nicht ab und so verschwand ich kurze Zeit später aus dem Haus.
Ich verstand es nicht. Wieso muss immer alles auf einmal passieren? Warum hat unsere Mutter uns nie davon erzählt? Wieso hat sie ein Kind umgebracht? Vor erst machte ich mir keine weiteren Gedanken, denn ich wollte nicht an jemanden denken, der ein Kind umgebracht hat, auch wenn es meine eigene Mutter war.

Etwa eine halbe Stunde später wartete ich am Hauptbahnhof auf den Bus, der mich zu Simon bringen würde. Dieser wusste bereits, das irgendetwas schlimmes passiert war aber ich hatte ihm gesagt, dass ich noch nicht sofort darüber sprechen wollte. Er hatte es akzeptiert.

"Schatz, komm her", sagte er, sobald ich in der Nähe seines Hauses war. Dann kam er mir aber doch entgegen und zog mich in seine Arme. Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen, ehe er mich feste an sich zog.
"Ich bin für dich da. Du musst mir noch nichts erzählen"
Weiter sagte er nichts, denn er zog mich stattdessen in das Haus und drückte mich dort sofort gegen die Wand.
"Ich hab dich vermisst, obwohl wir nicht lange getrennt waren", hauchte er verführerisch und leckte sich über die Lippen.
"Schatz, nicht hier", erwiderte ich ein wenig sprachlos, da mich seine Nähe wieder völlig verrückt machte.
"Ich hab sturmfrei"
Ein neckisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen und dann konnte ich nicht anders. Ich presste meine Lippen auf seine und krallte meine Hände in seinen Nacken und in seine Haare. Er erwiderte den Kuss ohne zu zögern und presste seinen Körper noch enger an meinen. Sein harter Schritt machte sich an meiner Hüfte bemerkbar und automatisch begann ich sein Shirt auszuziehen.
"Doch hier?", fragte er ein wenig lachend, doch ich schüttelte den Kopf.
"Gut", er schnappte sich sein Shirt, was mittlerweile auf dem Boden lag und lief dann vor mir die Treppen hoch zu seinem Zimmer.
Mein Blick lag auf seinem Knackarsch und ich hatte das Bedürfnis ihn anzufassen, was ich kurz vor seiner Zimmertür auch schließlich tat.
Noch immer war ich fasziniert von seinem Körper. Seine unwiderstehlichen Muskeln, seine braunen Haare und sein verschmitztes Lächeln hauten mich immer wieder um.
Tatsächlich schaffte er es mich abzulenken. Er schaffte es, dass ich an nichts anderes mehr dachte außer an die Küsse, die wir uns gegenseitig gaben, die Berührungen und das Gefühl, geliebt zu werden.
Als wir endlich an seiner Zimmertür angekommen waren, stockte er kurz und sah mir feste in die Augen.
"Ich liebe dich, Nico, egal was auch kommt"
Ein Lächeln umspielte meine Lippen während er das sagte und ich konnte es immernoch nicht fassen, dass das mein Junge war.

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Ich hoffe ihr seid nicht allzugeschockt. Ich werde das, was passiert ist bald noch mal genauer beschreiben. Da kommt noch einiges auf die beiden zu. Auch mit Raffael, Lina und Lea wird noch was vorkommen, ebenso Alex und Selina werden nicht zu kurz kommen!


Das nächste Kapitel wird heiß!

Nimon! (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt