36. Kapitel - ein neuer Freund

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36. Kapitel - ein neuer Freund

Als ich zurück zu Kiara und den anderen beiden Jungs kam, bemerkte keiner, dass es mir überhaupt nicht gut ging. Kiara war bis über beide Ohren am Strahlen und ich freute mich sehr für sie, dass es zwischen ihr und Moritz knisterte.  Während die beiden herumalberten und Julius telefonierte, stand ich einfach daneben und sah in die Menschenmenge. Die Begegnung mit Simon saß mir immer noch in den Knochen und ich konnte einfach nicht fassen,  wie die Begegnung abgelaufen war. War ich echt so naiv gewesen, dass ich geglaubt habe, dass bald alles wieder gut werden würde und ich wieder mit Simon zusammen käme? 

"Du siehst aber nicht wirklich glücklich aus", meinte Julius auf einmal, der sich direkt nach seinem Telefonat neben mich gestellt hatte.
"Mir geht es einfach nicht so gut, ich denke ich gehe gleich nach Hause"
"Jetzt schon? Schade, ich dachte du kommst noch mit uns"
"Nee, lass mal, mir ist wirklich gerade nicht so danach noch irgendwo hinzugehen"
"Wenn du reden willst, ruf einfach an"
Er drückte mir eine Serviette mit seiner Handynummer drauf in die Hand.
"Es hilft, wirklich. Und ich bin ein guter Zuhörer, weshalb mich meine Freunde auch Kummerkasten nennen", sagte er und grinste dabei ein wenig.
Ich erwiderte sein Grinsen, weil es eben so ein Grinsen war, bei dem man automatisch mitlächeln musste.
"danke", sagte ich bloß und verabschiedete mich von den dreien, bevor ich mich schließlich auf den Weg nach Hause machte.

Simon und ich hatten so viel durchgemacht, dass ich einfach nicht fassen konnte, dass er jetzt so tat als ob nie etwas geschehen war. Niemand verstand wirklich warum ich Schluss gemacht hatte, ich konnte ihnen ja auch schlecht den wahren Grund erzählen, das konnte ich SImon einfach nicht antun.
Den ganzen Weg nach Hause grübelte ich darüber, wie ich mit Simons Verhalten umgehen sollte. Meine größte Frage war, ob er es Ernst meinte mit dem "Ich melde mich mal".

Zu Hause saß ich schließlich doch nur gelangweilt in meinem Zimmer und ärgerte mcih ein bisschen darüber, wieso ich doch nicht mit Kiara, Moritz und Julius weggegangen war. Vielleicht hätten sie mich ablenken können. Ich checkte mein Handy und war ziemlich überrascht, als ich die vielen Nachrichten auf Whatsapp von Kiara las.

"Du Idiot!!! Warum bist du nicht hier geblieben"; "Man Nico, ist das dein Ernst?" "Ruf Julius an! Der hat das gleiche durchgemacht wie du! Er kann dir helfen" , waren nur ein paar der Nachrichten, die sie mir geschickt hatte.
Ich wunderte mich etwas, als Kiara meinte, dass Julius das gleiche durchgemacht hatte wie ich. War er etwa auch schwul?
Nach kurzem überlegen beschloss ich ihn anzurufen.
Meine Hände zitterten etwas und mein Herz klopfte unregelmäßig vor Nervosität.
Nach dem dritten Tuten ging er schließlich dran.
"Hallo?"
"Hallo Julius? Hier ist Nico"
"Oh, hey Nico. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du dich doch schon so früh meldest"
Ein Lachen nahm ich am anderen Ende war und automatisch lächelte ich wieder.
"Ja...ich auch nicht. Aber Kiara meinte, du hast das gleiche durchgemacht wie ich und... na ja vielleicht können wir uns ja doch mal treffen.. zum reden? Vielleicht tut das ja ganz gut", stotterte ich rum und spielte nervös an einem losen Faden rum.
"Hach..die Kiara. Ich wusste sie würde es nicht für sich behalten können aber kllar wir können uns sehen. Übermorgen? Wir können ja erst in ne Bar also auf so nem neutralen Boden lässt sich lockerer Unterhalten und dann mal schauen?"
"Klingt gut, dass bis Übermorgen"
Wir legten auf und mein Herz wurde warm, als ich mit einem Lächeln an Übermorgen dachte.

Zwei Tage später war ich sichtlich nervös, als ich auf dem Weg zu der Bar war, wo wir uns verabredet hatten. Vorsichtshalber hatte ich Kiara Bescheid gesagt wo ich war, falls mich das alles mehr fertig machen würde, als es mir helfen würde.
Sie war sichtlich erfreut gewesen, das ich mich mit Julius verabredet hatte und sie hatte mehrmals betont, dass sie mich hassen würde, wenn ich ihr keinen Bericht erstatten würde.
Je näher ich der Bar kam, desto aufgeregter wurde ich. Meine Aufregung legte sich auch kein Stück, als Julius schließlich in meinem Blickfeld auftauchte und er mir zuwinkte.
Ich lächelte ihn an und wir begrüßten uns mit einem Handschlag.
"Wie gehts?"
"Gut und dir?"
"Auch"
"Am besten gehen wir direkt rein, ist nämlich schon relativ voll", sagte er und ging vor mir in die Bar und suchte nach einem freien Platz. In einer Ecke fanden wir schließlich noch eine gemütliche Couch mit einem kleinen Bartisch davor.
"Dahin?"
Er nickte und wir setzten uns dort schließlich hin.
"Tequilla?", fragte er und ich nickte.
"Oh ja!"

Die ersten Minuten verliefen angespannt und ich wusste nicht wirklich was ich sagen sollte. Julius hingegen fing einfach an über irgendwas zu plaudern und so war meine Nervosität schnell verflogen.
Nach ein paar Tequilla fragte er mich schließlich, warum es mir so schlecht ging und ich fing ihm an alles über Simon und mich zu erzählen.
Ich vertraute ihm alles an und erzählte von unserer ersten  Begegnung im Flugzeug, unserem ersten Kuss und der ganzen Zeit im Urlaub und wie damals seine Freunde schon anfingen uns zu beleidigen. Dass wir uns schonmal kurz getrennt hatten und wieder zusammen gekommen waren. Selbst wie er für mich da war, als die Sache mit meiner Mutter passiert war und er mir am Ende schließlich gestanden hat, wie schlecht es ihm ging und er sich sogar geritzt hatte.
Julius unterbrach mich kein einziges Mal. Er ließ es zu, dass ich ihm alles erzählte und mir den Schmerz von der Seele reden konnte.
"Liebst du ihn denn noch?"
Er sah mir feste in die Augen und ich wusste, dass er die Antwort bereits kannte.
"Ja, ich liebe ihn immernoch"
Dann holte er ein Foto von jemanden raus und legte es mir auf den Tisch.
"Das war mein Freund. Er hieß Florian. Wir waren fast zwei Jahre ein paar"
"Und dann?", fragte ich ihn.
"Hat er sich umgebracht, weil er das alles nicht mehr ausgehalten hat", flüsterte er leise und packte das Foto im nächsten Moment wieder weg.
"Ich habe gelernt damit umzugehen, aber aufgehört zu lieben habe ich ihn nie. Dabei würde ich das so gerne, um mich endlich wieder auf jemand neuen einzulassen. Aber niemand konnte das bis jetzt verstehen. Aber ich verstehe dich und ich denke, du verstehst mich auch. Deswegen.... Nico?"
Ich sah ihn an und wusste nicht ganz was ich sagen sollte. Wir sahen uns in die Augen und als ob zwischen uns ganz plötzlich eine Verbindung herrschte und so als ob ich wusste, was er wollte kamen sich unsere Gesichter näher und wir küssten uns.
Doch was diesen Kuss vor allem anderes machte, als alle anderen Küsse war, dass wir uns jeweils den verlorenen Partner dabei vorstellten und kein schlechtes Gewissen haben mussten was der andere darüber dachte.
Als wir uns schließlich lösten, um einfach weiter zu reden und Tequilla zu trinken herrschte immer noch diese Spannung zwischen uns.
Doch die Spannung löste sich in Luft auf, als ich auf einmal das geschockte Gesicht von Simon in meinem Blickfeld hatte.

Nimon! (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt