12. Kapitel - Unsicherheit

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Ich saß auf meinem Bett und dachte an Simon, wobei sich mein Herz immer schmerzlich zusammenzog und mir so schlecht wurde, dass ich dachte, ich müsste mich übergeben. Er fehlte mir, obwohl ich ihn gestern Abend das letzte mal gesehen hatte. Fragen plagten mich, was würde aus uns werden, wie würde es weiter gehen? Er wohnte in Bonn, was nicht sehr weit weg war von Köln, aber er hatte eine Freundin und was sollte aus uns werden, wenn er sich nicht von ihr trennen konnte? Sie wollte ihm irgendetwas erzählen, aber keiner wusste was. Was ist, wenn er sich doch nicht von Selina trennte und mich nur benutzt hat? Dieser Gedanke stach in mein Herz und drohte es zu zerreißen.
Auf einmal klopfte es leise an der Tür.
"Herein", erwiderte ich leicht aggressiv, was wohl daran lag, dass ich mir ein wenig unsicher wurde, was die Sache mit Simon anging.
Ich sah, wie die Tür einen Spalt aufging und Vivi reinlugte.
"Alles okay?", fragte sie misstrauisch und ich nickte nur seufzend.
"Wegen Simon?"
Sie kannte mich zu gut.
"Ja"
"Mir gehts auch nicht besser, Robert wohnt irgendwo oben an der Ostsee oder sowas, den kann ich also direkt vergessen", sagte sie seufzend und setzte sich dann zu mir aufs Bett.
"Hast du schon die FacebookFotos dir angeguckt?", fragte sie dann weiter.
"Nein, wieso?"
"Solltest du mal lieber"
Ein wenig nervös sah ich in ihr Gesicht und schnappte dann hektisch meinen Laptop. Die Bilder, die Alex reingestellt hatte, hatte ich schon vergessen.
"Fuck, warum macht dieser Dreckskerl das auch?"

Schnell ging ich auf Facebook und dann auf die Seite von Alex. Unglaublich, der Penner hatte das Bild auch noch auf "Öffentlich" gemacht.
"Waaas? 290 Likes? und 182 Kommentare? Was geht da ab?", rief ich entsetzt und sah mir erstmal die Kommentare an. Viele schrieben sowas "oh mein Gott, die zwei passen perfekt zueinander" andere widerum schrieben Hasskommentare. Aber ich las nichts von einer Selina, vielleicht hatte sie das Bild noch nicht gesehen, oder wollte dazu nichts sagen. Dafür hatte Sina natürlich was drunter geschrieben und von Yannik hatte ich die Nachricht erhalten, dass er froh sei, dass ich schwul wäre und er nun endlich Chancen bei ihr hatte. Trotzdem regte mich dieser zufällige Schnappschuss, den Alex von uns gemacht hatte richtig auf. Wie konnte er sowas einfach nur hochladen?

"Das Bild ist wenigstens nicht hässlich", bemerkte Vivi und ich rollte mit den Augen. "Ja, immerhin etwas", erwiderte ich spitz und loggte mich aus Facebook aus, stellte den Laptop auf den Boden, warf mich auf mein großes Bett zurück und starrte an die Decke.
"Ich lass dich mal alleine", sagte Vivi leise, strich mir einmal über den Arm und verließ dann das Zimmer. Ich wollte mit irgendjemanden reden, wusste aber nicht mit wem. Sina oder Yannik? Kam nicht in Frage, vielleicht sollte ich Kiara und Dennis anrufen, die zwei waren schließlich meine besten Freunde.

Kurze Zeit später hatte ich dies bereits erledigt und saß mit den zweien in meinem Zimmer, Kiara machte es sich auf meinem Schreibtischstuhl bequem, während Dennis und ich auf dem Bett chillten.
"Du bist echt schwul?", Kiara konnte es sich nicht länger verkneifen und sah mich gespannt an. Anscheinend hatte so gut wie jeder das Bild gesehen.
"Ja", sagte ich ernst und zuckte nichtmal mit der Wimper. Es war halt so, ich stand auf Simon mehr als ich jemals auf irgendein Mädchen gestanden habe und ich schämte mich dafür eigentlich nicht.
"Also, so lange du nicht mit mir ins Bett willst, ist alles okay", sagte Dennis lachend und ich sah die zwei erleichtert an. Auf sie konnte ich mich eben schon immer verlassen.
"Ihr hasst mich aber nicht, oder?", fragte ich sie dann etwas leiser, worauf Kiara sofort auf mich gestürzt kam und in eine feste Umarmung zog.
"Och Nico! Als ob wir dich hassen würden. Die einzige, die sich mega aufregen wird ist Sina aber scheiß auf die", sagte sie grinsend und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Ich wollte schon immer einen schwulen besten Freund", fügte sie noch hinzu und setzte sich schließlich wieder auf den Schreibtischstuhl.
"Ich hab Angst, dass er es nicht ernst meint", komme ich nun zum Punkt und ernte einen verwirrten Blick von Dennis.
"Der Typ ..."
"Simon"
"Ja, warum sollte er es nicht ernst meinen?"
"Er hat ne Freundin, sie will ihm irgendetwas wichtiges sagen, und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie schwanger ist"
"Ach du scheiße", entfuhr es Kiara und sie schlug sich die Hand vor den Mund.
"Du glaubst echt, dass sie...?"
"Ja, was sollte sie ihm sonst erzählen?"
"Er wird bestimmt trotzdem Schluss machen"
"Weiß ich nicht, er wohnt ja in Bonn, ich weiß nicht ob unsere Beziehung überhaupt ne Chance hat"
"So weit ist Bonn nicht von hier entfernt", schaltete sich nun auch Dennis wieder ein.
"Mach dir nicht so einen Kopf Nico, Simon liebt dich. Ihr werdet zusammen kommen und glücklich werden", sagte Kiara zuversichtlich und lächelte mich breit an. Wenn sie doch nur Recht hatte...

 Etwas später hatten mich Kiara und Dennis schließlich dazu überredet, dass ich Simon mal anrufen sollte, sie hatten mir sogar extra neues Guthaben geholt, damit ich auch ja keine Ausrede hatte.
Zögernd drückte ich auf "wählen" und wartete einige Sekunden ab, umso enttäuschter war ich, als niemand dranging.
"Was ist, wenn er mich schon vergessen hat?"
"Quatschkopf", erwiderte Kiara böse und schlug mir leicht auf den Arm.
"Probier es nochmal.. na los, mach schon", forderte Dennis mich auf und ich versuchte es nocheinmal, sichtlich nervöser.

"Nico?", hörte ich auf einmal diese wunderbare, atemberaubende Stimme am anderen Ende des Hörers.
"Was ist los, Babe?", fragte er und ich spürte einfach, dass er grinste.
"Ich vermisse dich"
"Ich vermisse dich auch, es ist so schrecklich langweilig ohne dich hier und ich muss jetzt alleine mit Alex und den anderen auskommen, Alex macht mir hier den Urlaub zur Hölle, aber er reist zum Glück auch in wenigen Tagen ab"
"Ich hoffe das regelt sich alles"
"Sicher, ich freue mich schon, wenn ich dich wieder in meinen Armen habe"
"Ich mich erst"
"Du, das kostet dir doch sau viel, ich gucke mal, dass ich hier irgendwie WLan bekomme und ab morgen können wir dann schreiben, okay?"
"Ja, ist gut, Simon. Bis morgen""Ach ja, Nico?"
"Ja?"
"Ich liebe dich"
"Ich liebe dich auch"

Als ich auflegte sah ich strahlend in die Gesichter meiner besten Freunde.
"Oh wie süüüß", quietschte Kiara.
"Siehste, alles gut geklappt", sagte Dennis locker und deutete dann auf die Bierflaschen, die sie in der Zwischenzeit ebenfalls besorgt hatten.
"Darauf wird jetzt getrunken"
Grinsend schnappten wir uns jeder eine Bierflasche und es wurde noch ein gemütlicher Abend.

Nimon! (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt