Suchet und Verzweifelt

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Die Fahrt war ihr endlos lange vorgekommen. Der Regen hatte die ganze Situation noch viel düsterer gemacht. Die Landschaft hatte sich wie in einer Endlosschleife hingezogen. Auch ihre Musik hatte die Düsternis nicht vertrieben. Sie hatte jede halbe Stunde lauter drehen müssen. Denn die Stimmen in ihrem Kopf wollten nicht schweigen und gingen jedes Szenario durch.
Sie waren abends gleich noch mit John Wagen losgefahren. Gerade standen sie an einer Tankstelle. Noch gut eine Stunde hatten sie vor sich. Sie hatte frische Luft gebraucht wären John tanke. Sie schloss die Augen und der Niesel durchnässte ihre Haare, so das sie sich leicht wellten. Die Nässe drang ihr förmlich in jede Pore. Wie sie das liebte! Deswegen liebte sie auch England so. Sie hätte es nie verlassen können.

"Mach dir keine sorgen. Wir finden sie. Alle beide." Sherlock legte ihr eine Hand um die Schulter. "Wenn sie ihn entführt haben, werden sie ihn erstmal nicht umbringen." Tolle Aufmunterung.
"Was ist wenn es eine Falle ist. Wenn sie gehofft haben das wir kommen werden." Sie hatte schon eine ganze Weile diesen Gedanken. Sie hätte ihren Vater erschießen sollen. Doch er lebte. Vielleicht war das die Rache, vielleicht würden sie ihm noch schlimmeres antuen. Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte solch Gedanken nicht haben. Der Brief hatte sie zu sehr verwirrt. Sie fragte sich was ihr Vater soll jetzt dazu sagen würde. Ob er es erklären würde? Charlotte hatte keine Ahnung ob sie ihm verzeihen sollte.
Sie drehte sich zum Wagen und stieg ein. Vielleicht könnte sie ja noch schlafen. Sie brauchte Ihre Kraft.

Kurz nach Mitternacht kamen sie ihn Plymouth an. Sie hatten 3 Zimmer reserviert. Doch als sie morgens John um 6 beim Frühstück traf, hatte sie so das Gefühl das Sherlocks Zimmer sinnlos gewesen war. "Wo ist er?"
"Ich glaube er hat sich in der gegen umgehört." Sie nahm sich ein Croissant und biss hinein.
"Wann glaubst du kommt er wieder John?" Er zuckte die Achseln.
"Weist du wir haben noch garnicht darüber geredet, was fast passiert wäre."
Sie stoppte.
"Was? Das ich meinen Vater fast erschossen hätte? Meinst du das? Ich finde nicht, dass wir darüber reden müssen. Immerhin habe ich es ja nicht gemacht." Sie verzog ihren Mund zu einem Lachen, obwohl sie gerne einfach weggegangen wäre.
"Ich finde schon. Immerhin....Er ist dein Vater! Du wolltest es tuen ohne groß darüber nachzudenken denken!"
"John ich habe es ja nicht gemacht. Jetzt hör auf. Ich möchte nicht über so sinnlose Dinge sprechen."
Scheinbar vielen ihm die Worte.
"Gott!! Sinnlose Themen! Er ist dein Vater. Bereust du es garnicht?!" Sie nahm sich noch ein Croissant.
"John. Mal ganz ehrlich, es wäre vielleicht garnicht so schlecht gewesen es zu machen! Immerhin wäre Mum dann wieder bei uns, sie wäre in Sicherheit und ich könnte endlich wieder Sorgenlos durch London gehen. Stattdessen sind wir hier. In Plymouth! Mein Vater ist genauso verschwunden wie meine Mum und wir versuchen sie zu finden , obwohl vermutlich beide tot sind. Also was, John, was sollte ich bereuen?"
Doch genau in dem Moment, in dem er antworten wollte,kam Sherlock in den Frühstücksraum. "Heute ist ein großer Tag! Oh ein ganz toller! Ich weis wo wir hinmüssen!" Charlotte biss noch einmal hinein. "Mmm."
Sherlock wollte sie am Arm hochziehen, doch sie verhackte ihre Füße am Tischbein.
"Auf auf! Mycroft findet sich nicht von alleine." Sie nickte.
"Ja dann los." Noch einmal versuchte er sich hochzuziehen. Seufzend stand sie auf. "Gott Sherlock! Ja ich komm ja schon las mich doch wenigstens etwas essen." Er zog sie weiter. "Keine Zeit jetzt komm." John lief den beiden hinterher. "Und wo müssen wir eigentlich hin?" Er wirkte immer noch schockiert von ihrem Gespräch. Doch nun blieb Sherlock  leider still.
Sie stiegen in Johns Wagen. "Jetzt müsste ich schon wissen wo es hingeht, Sherlock." Er deute nach vorne." Fahr ich sage dann einfach Stopp."
Das würde ja eine tolle Fahrt werden.

Mycrofts Sicht
Schwach versuchte er sich aufzurichten. Jeder Knochen schmerzte. Er gab den Versuch auf. Sinnlos.
Der Raum, in dem er sich befand, war gut ausgeleuchtet. Er sah sein Spiegelbild im Boden. Er wünschte sich nichts mehr als eine Dusche. Das Blut klebte in seinem gesamten Gesicht. Doch zum Glück war bestimmt nichts gebrochen.
Er lehnte sich gegen die Wand. Es fühlte sich so an, als wäre er in Eurus Zelle. Was natürlich nicht stimmte, aber es wirkte so.
Jedesmal wenn er die Augen schloss. Jedesmal sah er Lunas Gesicht vor sich. Und Fredericks. Und helens. Er hatte sie enttäuscht. Und nun würde er seine Familie vielleicht nie wieder sehen. Langsam zweifelte er daran ob es klug gewesen war, den Zwillingen nichts über seine Gefühle und Vergangenheit zu erzählen.
Wenn er nur ehrlich gewesen wäre. Dann hätte er jetzt keine Angst, das sie ihn nie vermissen würden. Den die Chancen standen gut, das er starb. Sehr gut. Tränen liefen über sein Gesicht. Er bereute es so. Doch jetzt konnte er seine Mauern nicht einfach niederreißen. Sie waren zu hoch, zu stabile errichtet worden.

Die Kinder des Mycroft Holmes---#Brilliants2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt