Kapitel 4
Das zweite Mal in nur wenigen Stunden fiel Ryan aus einem traumlosen Schlaf. Kraftlos öffnete er seine Augen. Er fühlte ein Laken unter seinen Fingern. Langsam strich er darüber. Es roch nach Desinfektionsmittel und Plastik.
Er hörte, wie man über ihn sprach.
»Ryan H. Blankenship, 32 Jahre, Biokybernetiker, Spezialist für hydroponische Anlagen. Größe 1 Meter 72 Zentimeter, 65 Kilogramm, kaukasisch. Der Patient wird nach einem schweren psychologischen Trauma und Hyperventilation bewusstlos auf die Krankenstation gebracht. Nach Stabilisierung via MedGuard-Modul schläft der Patient 22 Stunden, wobei es zu einigen unterbewussten Episoden in Form von Gesprächen im Schlaf kommt. Der Patient spricht dabei mit zwei Stimmen, einer weiblichen und seiner eigenen. Es wird vermutet, dass sein Unterbewusstsein den seelischen Schock zu verarbeiten sucht. Als weitere therapeutische Not-Maßnahmen sind medikamentöse Therapie mittels Antidepressiva und Sedativa geplant. Darauf folgend Gesprächstherapie und Versorgung via transkranieller Magnetsimulation Gezeichnet Dr. Bela Swoon.«
Ein Sessel rollte an Ryan heran und eine Hand fühlte seine Stirn.
»Sind Sie wach?«
Ryan konzentrierte sich auf seine Gedanken. Er war ruhig. Etwas war anders. Fast als wäre etwas in ihm zerbrochen. Nur mit dem Unterschied, dass das Bruchstück weg war.
»Ja«, antwortete er daher sachlich.
»Mein Name ist Bela Swoon. Ich bin der Stationsarzt hier. Sie haben ein paar schlimme Tage hinter sich. Gehen Sie es langsam an. Der MedGuard kennt Ihre Parameter und hält Sie stabil. Solange Sie drunter liegen, wird es Ihnen so gehen, wie jetzt. Ich empfehle, dass Sie sich in den nächsten Tagen drei bis vier Stunden darunter aufhalten.«
Ryan nickte.
»Ich werde sie nun für einen Augenblick verlassen, um ihr Blut noch einmal zu kontrollieren. Ist das in Ordnung für Sie?«
Ryan nickte erneut.
Er hörte, wie Dr. Swoon aufstand und mit einem Seufzen den Raum verließ, dann öffnete er die Augen ganz und sah sich um. Über seinem Kopf schwebte eine transparente Plattform, die in kurzen Abständen surrte. Rote und grüne Lichter gingen im Wechsel an und aus. Ryan spürte ein leichtes Ziehen in den Schläfen. Ihm war, als konnte er die Magnetfelder spüren, die seinen Kopf wie in einer Schraubzwinge festhielten.
Er drehte seinen Kopf langsam nach beiden Seiten. Zu seiner Linken stand ein Schreibtisch mit Swoons Sessel davor, zu seiner Rechten ein weiteres Bett mit einem MedGuard-Modul am Kopfende. Zu seinem Erstaunen lag darunter eine Frau.
Ryan schloss seine Augen wieder. Er wollte mit niemandem reden und beschloss, dass es das Beste wäre sich schlafend zu stellen.
»Seltsamer Name.«
Die Stimme der Frau füllte den Raum. Sie war stark, mit einem kleinen süffisanten Unterton.
»Bitte?« Ryan war verwirrt.
»Blankenship ist ein seltsamer Name.«
»Eigentlich Van Blankenship. Meine Vorfahren kamen aus den Niederlanden.«
»Oh, blaues Blut. Dann sollte ich Dich Royal nennen statt Ryan. Royal Van Blankenship.«
Ryan biss sich auf die Lippen. Was dachte sich diese Person? Er hatte gerade eine der härtesten Krisen durchgemacht, die ein Mensch erleben konnte und nun durfte er sich dumm anmachen lassen?
»Und womit haben Ihre Eltern Sie gestraft?“
Ein Kichern kam unter dem MedGuard hervor. Ryan blickte aus den Augenwinkeln hinüber, als sich das Modul in die Wand hinter dem Bett zurückzog und eine schlanke junge Frau davon erhob.
»Stella.«
»Gut, Stella. Nett Sie kennenzulernen. Wenn Sie mich nun bitte in Ruhe lassen könnten? Ich habe einiges zu überdenken.«
Die Frau kam näher. Ryan wurde unwohl. Er drehte den Kopf, um sie finster anzusehen. Als er ihr Gesicht sah, durchzuckte es ihn.
Stella sah Deliah unangenehm ähnlich. Nur hatte sie rote Haare und die Augen waren schmaler, als die seiner verlorenen Geliebten. Vielleicht wollte er aber auch nur Deliahs Gesicht in ihrem sehen. Ryan schüttelte den Kopf, um die Gedanken wegzuwischen.
»Bitte, lassen Sie mich.«
»Ich sag Dir was, Royal. Genau das werde ich nicht tun. Jemand der einen Verlust erlitten hat wie Du, braucht einen Freund.«
»Nein bitte, keinen Freund.«
»Doch einen Freund. Wir werden viel Spaß zusammen haben.«
Stella schob Blankenships Beine zur Seite und setzte sich im Schneidersitz zu seinen Füßen auf das Bett.
»Dann fang mal an zu erzählen.«
Ryan kniff die Lippen zusammen.
»Haben Sie nicht irgendwas zu tun?«
Stella lächelte.
»Heute nicht mehr. Ich liege hier nur ab und zu drunter, um mein Heimweh ausradieren zu lassen«, sagte sie.
Ryan kratzte sich mit dem Daumennagel über dem Brustbein. Sein Herz schlug langsam und friedlich.
»Heimweh, hm?«
»Yep. Seit meiner ersten Erkundungsmission auf der Oberfläche.«
»Wohl nicht ganz das, was Sie sich vorgestellt haben, wie?«, ätzte Ryan.
»Nicht einmal ansatzweise«, feixte Stella.
Ryan dachte kurz nach.
»Was schadete es, wenn Du mir etwas über Dich erzählst? Der Doktor hatte eine Gesprächstherapie erwähnt. Warum nicht gleich damit beginnen?«, bohrte sie nach.
»Na gut, aber wirklich nur die Fakten. Alles andere ist überflüssig«, willigte Ryan missmutig ein.
Vier Stunden lang redete Ryan ohne Pause und Stella hörte zu. Dr. Swoon kam ein paar Mal in den Raum, sah Blankenship ernst an, nickte und ging wieder.
Stella grinste ihm jedesmal nach und zeigte ihm den Stinkefinger und jedesmal huschte ein kurzes Lächeln über Ryans Gesicht. Stella war ein bisschen wie Deliah und doch auch wieder nicht und genau das stimmte Ryan milde.
***
... wie geht es weiter?
Wenn es Euch gefallen hat, dann habt ihr jetzt mehrer Möglichkeiten. Ihr könnt ...
* Ein Sternchen zum leuchten bringen! Vote for it!
* Eure Ansichten in Form eines Kommentars posten (darüber freue ich mich besonders!)
* Mal auf Wattpad stöbern, was es von mir sonst noch so gratis zu lesen gibt
* Auf meiner Amazon-Seite vorbeischauen: http://amzn.to/SnipaX
Das alles könnt ihr machen ... nicht zwingend in der Reihenfolge, versteht sich. ;)
Euer Luc
DU LIEST GERADE
ich, Mars
Science FictionEs gibt Science-Fiction-Geschichten die sind unbequem. Sie passen irgendwie nicht ins Genre, sind kompliziert, einfach keine Kost für jeden ... dies ist eine solche. Ich nenne es Psycho-Fiction. Ich schrieb die Story für meine Frau Manu. Sie wollte...