Kapitel 23
Nachdem Ryan stundenlang über die Marsoberfläche gewandert war, kam er in seiner Höhle an.
Er stapfte am Cubus vorbei und beäugte ihn aus den Augenwinkeln.
Aus der Schleuse nahm er ein paar Ausrüstungsgegenständen, um das Höhlensystem weiter zu erkunden.
Seine Gedanken waren bei Deliah. Nie wieder würde er ihre Küsse auf seinen Lippen spüren. Nie wieder ihre Umarmungen am Sonntagmorgen im Bett genießen können. Keine Kinder, kein Garten und kein zu Hause.
Was war das Leben wert, wenn man nicht man selbst war?, fragte sich Ryan.
Er stapfte an seiner Grabungsstätte vorbei, immer tiefer in das Unbekannte.
Er fragte sich, ob er anders handeln würde, wenn er eine zweite Chance bekäme. Er kam zum Schluss, dass er wohl genau dasselbe noch einmal durchmachen müsste.
In seiner Helmlampe spiegelte sich eine Felswand vor ihm.
Sie reichte tief in die Höhle hinein und glitzerte silbern.
Ryan streckte die Hand aus. Er berührte das Gestein. Wie ein Blitzschlag durchfuhr es ihn. Eine Kaskade an unverständlichen Bildern und Gefühlen flutete seinen Geist. Er schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Als er sie öffnete, flackerte das Licht vor ihm auf Brusthöhe. Es schwang hin und her, es schien Ryan zu bedeuten, ihm zu folgen.
Ryan ließ seine Ausrüstung fallen und hastete dem Licht hinterher.
Gebannt starrte er auf das innere Glühen des sternenförmigen Körpers.
»Was bist Du?«, rief er immer wieder.
Durch die Gänge lockte ihn das Licht immer tiefer in das Labyrinth. Ryan hatte schon längst die Orientierung verloren, aber es war ihm egal.
Als sie schließlich um eine Ecke bogen, erstarrte er.
Er stand auf einem Abhang und blickte in eine Senke, in der wohl einst ein See sein Wasser aufgestaut hatte. Darin bewegten sich hunderte, wenn nicht sogar tausende kleiner sternförmiger Lichter.
Hoffnung und Freude machten sich in ihm breit. Diese Entdeckung würde ihn zurück zu Deliah bringen. Darüber war er sich sicher. Er musste nur die Erde kontaktieren, mit dem Kommunikator im Cubus, ein paar Monate überleben und alles würde gut werden.
Er klatschte in die Hände wie ein kleines Kind. Von Minute zu Minute fühlte er sich wohler, konnte klarer denken, fast als wären die Lichter reines Bewusstsein, reine Realität.
Ihm wurde plötzlich klar, dass der Staub, den er bei seinen Bohrungen eingeatmet hatte, wohl eine Art Halluzinogen freigesetzt haben musste, dass ihn all die wirren Gedanken in den Kopf setzten.
Er war sich auch ungemein sicher, dass er die Station nie wirklich zerstört hatte, sondern alles nur eine Ausgeburt seiner Phantasie gewesen war. Genau wie Stella. Aber das war ihm nun alles nicht mehr wichtig, denn er wusste, er würde zu Deliah zurückkehren können.
All das war ihm mit einem Schlag vollkommen logisch und er wusste auch warum. Er war nun Ryan, ein einfacher Glaubender, mit verspieltem Blick auf all das Leben, dass sich um ihn auftat.
Er trat an das Licht heran und wollte es fassen. Es entzog sich seinem Griff. Ryan lachte und machte ein paar Schritte.
Ein zweites Mal griff er nach dem pulsierenden Glühen und wieder folg es von ihm weg.
»Na warte. Du willst spielen?«, lachte Ryan. Mit einem beherzten Sprung hüpfte er mit beiden ausgestreckten Armen auf das Licht zu.
Er verfehlte es und stürzte zu Boden. Der Abgrund unter ihm bestand aus losem Geröll. Je mehr er versuchte sich aufzuraffen, umso weiter versank er darin. Seine Freude schlug schlagartig in Panik um.
Bis zu Schultern und Hüfte steckte er im Kies. Jede Bewegung ließ ihn tiefer einsinken.
Das Licht flatterte vor seinem Gesicht.
Ryan starrte es ängstlich an.
»Hilf mir. Lass mich jetzt nicht im Stich. Nicht jetzt«, flehte er.
Das Licht hob sich und ließ sich auf seinem Rücken nieder.
Ryan zuckte zusammen, als er das Gewicht des Lichts spürte. Zentimeter für Zentimeter versank er im Kies, während ihn das Glühen tiefer hinunter drückte.
Das Letzte was Ryan sah, bevor sein Sichtfeld von kleinen, feinen Steinchen verdunkelt wurde war Deliah, wie sie ihm zuwinkte.
Seine Seele war ein angststarrer Fluss, der zum Stillstand gekommen war, doch sein Herz schwamm weiter in die Dunkelheit.
»Einmal hin und nie mehr zurück«, rotierte es in seinem Geist.
Ryan begann zu sterben.
***
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Euer Luc

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ich, Mars
Science FictionEs gibt Science-Fiction-Geschichten die sind unbequem. Sie passen irgendwie nicht ins Genre, sind kompliziert, einfach keine Kost für jeden ... dies ist eine solche. Ich nenne es Psycho-Fiction. Ich schrieb die Story für meine Frau Manu. Sie wollte...