Kapitel 24
Ein stechender Schmerz raste durch Ryans Lungen, ließ ihn schreien.
Er brüllte, als ob er aus dem Mutterleib gerissen würde. Mit Armen und Beinen suchte er Halt, als er zu fallen begann.
Die eiskalte Flüssigkeit der Semi-Hibernationskammer ließ ihn zittern, wie einen nassen Hund. Auf allen Vieren kroch er von der Kammer weg, zog eine Spur hinter sich her, wie eine Schnecke, die über eine Rasierklinge rutschte. Immer wieder wollte er einen Fuß aufsetzen und aus der Hocke aufstehen, doch seine Gelenke gehorchten ihm nicht. Jemand griff nach ihm, hob ihn hoch, setzte ihn auf eine kalte Stahlplatte.
Er konnte seine Hände nicht still halten. Bei dem Versuch sich die Tränen abzuwischen, rammte er sich den rechten Zeigfinger so tief in den Augapfel, dass er kurzfristig schwarz sah.
Ein schwerer Schüttelfrost riss ihn fast in Stücke.
Unzusammenhängendes Gestammel dröhnte in seinen Ohren. Er verstand seine eigenen Worte nicht. Seine Gedanken waren ein Meer aus rot-blauen Spiralen, die ihn in der Zeit vor und zurück warfen.
Irgendwo in diesem Wahnsinn aber fühlte er einen warmen Punkt auf seinem Rücken. Eigentlich seiner Schulter. Und je genauer er sich darauf konzentrierte, umso mehr glaubte er eine Hand zu spüren.
Da war die Stimme wieder. Ryan erinnerte sich an seinen Traum, der voller Wahnsinn war und bekam Angst.
»Langsam atmen, Ryan. Ich bin es, Xavier. Konzentriere Dich auf meine Worte. Verstehst Du?«
Der Missions-Kommandant leuchtet ihm mit einer kleinen Stab-Taschenlampe in die Augen, um seine Pupillen-Reflexe zu testen.
Ryan nickte heftig. Das Licht des Lämpchens kam ihm plötzlich ungemein vertraut vor und es ging eine unerklärliche Kraft von ihm aus, die ihn mit sich zog. Er umklammerte seinen Kopf, spürte, wie er in eine Decke gewickelt wurde. Aus den grauen Flächen vor ihm schälten sich Konturen. Menschen. Eins, zwei, drei Schatten.
»Sind wir da?«, lallte er. Seine Zunge hing wie eine alte Schuhsohle in seinem Mund.
»Willkommen im Mars-Orbit. Der MedGuard spuckt lauter tolle Zahlen zu deinem körperlichen Zustand aus. Gratuliere.«
Ryan versuchte zu lächeln, doch er spürte seinen Mundwinkel nicht.
»Ich hatte einen sehr schlimmen Traum.«
Xavier räusperte sich.
»Auf dem Flug hierher wurden wir mehrmals von starker ionisierender Strahlung getroffen. Die Magnetschilde hielten, aber die Parameter der Semi-Hibernatoren sind etwas durchgerüttelt worden. Du wirst dich noch eine Zeit lang benommen fühlen.« Die Hand streichelte über sein Rückgrat.
Ryan nickte wieder.
»Es war entsetzlich. Deliah war auf der Erde geblieben und ich mutierte zu einer Art Gott.« Er lachte verängstigt.
Xavier klopfte ihm auf die Schulter.
»Träume können seltsam sein hier draußen. Ich habe hier etwas für Dich«, sagte Xavier freundlich.
Blankenship spürte, wie ihm eine Videofolie in die Hände gedrückt wurde.
»Deliah hat Dir eine Nachricht geschickt. Ich wette, die bringt Dich wieder auf Vordermann.«
Augenblicklich durchströmte Ryan eine Welle der Liebe und Wärme. Er atmete erleichtert aus, lachte einmal kurz.
Seine Daumen suchten zitternd das Aktivierungsfeld, während er sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn wischte.
Er sah in die ausdruckslosen Augen von Deliahs Standbild. Dunkel erinnerte er sich an ein Gefühl. Er fröstelte.
»Ach eine kleine Frage habe ich noch«, sagte Xavier.
»Bitte?«
»Wofür steht eigentlich das H. in deinem Namen?«
Ryan lächelte und sagte ernst: »Hiob, warum?«
finis
***
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