ich, Mars (19)

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Kapitel 19

Ryan stand vor einem Metallkasten, den er als improvisierten Spiegel verwendete, um sich zu betrachten. Stella saß hinter ihm neben dem Sandhaufen auf einem der Klappstühle, die Hände im Schoß gefaltete und sah ihm zu.

Auf einem Tischchen vor sich hatte er zwei Schüsseln aufgestellt. In einer befand sich Marsstaub, in der anderen Wasser.

Ryan rührte mit einem Rasierpinsel Rasierschaum an, während er vor sich hin sprach.

»Nachdem ich nun meine Berufung erkannt habe, werden mir auch einige andere Sachen klar. Ich war nie für die Erde gemacht. Ich war immer anders und nun habe ich hier draußen die Bestätigung gefunden. Ich werde diese Höhle zur Ehre meiner Liebe „Deliah“ taufen.«

 Mit dem Rasierpinsel trug er den Schaum in dicken Schichten im Gesicht auf. Dann griff er zum Rasiermesser. Mit der linken Hand spannte er die Haut an seinem Hals vor und zog das Messer langsam Richtung Kinn.

»Bevor wir zurück zur Erde können müssen wir jedoch noch ein paar Dinge erledigen. Zum ersten müssen wir die Station von diesem Planeten tilgen. Der Ansatz der Menschheit war zwar gut, die Reihenfolge jedoch nicht. Es braucht immer zuerst einen schöpferischen Geist, bevor sich der Mensch großen Aufgaben zuwenden kann. Ich selbst werde mich hierfür demütig zur Verfügung stellen.«

Ryan wusch die Klinge im Wasser. Er zog das Messer über seine Wangen.

»Zum zweiten habe ich meinen Konflikt erkannt, kann ihn benennen und damit den einzig zwingenden logischen Schluss ziehen. König Ödipus tötete seinen Vater, um seine Mutter zu ehelichen und mit ihr zu schlafen. In mir steckt dieser Komplex ebenso, wie in allen anderen. Doch mein Fall ist anders. Meinem Vater war es egal ob ich ihn liebte oder nicht. Es wäre ihm auch egal gewesen, ob er durch meine Hand leben oder sterben würde. Er war ein Spieler und sagte, dass man manchmal gewinnt und manchmal verliert. Nun war ich da und hatte niemanden, an dem ich meinen Komplex ausleben konnte. Meine Mutter, die sich einem Gott zugewandt hatte ließ mir daher keine andere Wahl. Ich musste mit einer Idee, einem Glauben, einem Gott um ihre Liebe streiten. Wer aber kann einen Gott besiegen, als ein anderer Gott. Auf der Erde konnte ich daher nichts ausrichten, doch hier, in dieser neuen Welt ohne Glauben, ohne Gott, bekomme ich nun meine Chance alles neu zu erschaffen, um Mars zu werden.«

Ryan kratzte ein paar Barthaare von seiner Oberlippe und ließ das Rasiermesser klappernd in das Waschbecken fallen.

Er nahm eine Flasche zur Hand, öffnete den Verschluss und goss ihn über sein Haupt. Seine Mischung aus hochkonzentriertem Wasserstoff und einigen anderen Chemikalien bleichte seine Haare weiß. Das zerstörte Haar stand ihm in allen Richtungen vom Kopf.

Stella sah bewegungslos zu.

Ryan griff mit beiden Händen in die zweite Schüssel, nahm die Marserde und begann sich in langen Schlangenlinien damit zu bemalen.

»Zum dritten ergibt sich daraus Folgendes. Als Gott ist es meine Pflicht der Menschheit für diesen Planeten ein paar einfache Regeln zu hinterlassen. Ich möchte ein gerechter Gott sein, aber auch streng, wenn es sein muss.

Die erste Regel heißt: Tilgung der Schuld. Jeder der auf den Mars kommt, muss jeden Gedanken an Schuld zurücklassen. Er soll sich für 40 Tage in eine Höhle begeben und sich selbst finden, in den Leib des Planeten kriechen, um durch ihn neu geboren zu werden. Die zweite Regel heißt: Erkenntnis des zu Tuenden. Ist er neu geboren, gehört er weder der Erde oder gar sich selbst. Er gehört dem Planeten und ebenso, wie er dem Planeten gehört, so soll er sich auch für ihn opfern, um ihn urbar zu machen. Die dritte Regel heißt folglich: Schöpfung. Er soll sich den Planeten nicht Untertan machen, wie er es auf der Erde tat, er soll aus dem was vorhanden ist erschaffen oder vergehen. Dies sollen meine Regeln für das neue Menschengeschlecht sein, denn ich will sie willkommen heißen auf meiner Welt.«

Ryan war fertig. Er griff zum Funkgerät und tippte auf ein paar Eingabefeldern herum. Ein monotones Rauschen erfüllte den Raum.

»Das weiße Rauschen der kosmischen Hintergrundstrahlung, soll unsere Hallelujah sein.«

Er drehte sich um und setzte eine mit Silber besprühte Sonnenbrille auf. Stella senkte ihren Blick.

Ryans gebleichte Haare standen ihm weiß vom Kopf ab, wie die Corona der Sonne, sein Gesicht war glatt rasiert und bleich, sein Oberkörper mit langen roten Schlangenlinien aus Marsstaub bemalt und seine Augen verdeckten eine verspiegelte Brille.

Er breitete die Arme aus und sagte: »Nun zu Dir, Stella.«

***

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Euer Luc

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